Mila & die Blütenspuren

Onkel Guido
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Mila trägt beim Spazierengehen immer ein paar Blumensamen bei sich – nicht für sich, sondern für den Weg.

Mit jedem Schritt hinterlässt sie ein kleines bisschen Hoffnung.

Erst heimlich, dann sichtbar, dann ansteckend.

Eine Geschichte darüber, wie aus winzigen Samen große Freude wächst – ganz ohne Aufhebens, aber mit viel Herz.

Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.

...

Mila war ein kleines Mädchen mit großen Taschen.

Nicht, weil sie besonders viele Spielsachen mitnahm – sondern weil sie darin immer Samen trug.

Blumensamen.

„Für den Weg“, sagte sie jedes Mal, wenn Mama oder Papa sie fragten.

Beim Spazierengehen streute Mila immer ein paar Körnchen aus.

Mal links am Wegesrand.

Mal rechts in eine Mauerritze.

Mal heimlich in eine graue Baumscheibe mitten in der Stadt.

Sie hatte die Samen in kleinen Papiertütchen, selbst bemalt mit Sonnen, Herzen und Wellen.

„Warum machst du das?“, fragte ihr kleiner Bruder eines Tages.

Mila lächelte.

„Damit es im Frühling blüht.“

Er runzelte die Stirn.

„Aber du bist doch jetzt hier – und nicht im Frühling.“

Mila zuckte mit den Schultern.

„Ich gehe einfach schon mal vor.“

Sie nannte es „Blütenspuren hinterlassen“.

So wie Schnecken ihre Spur zogen – nur schöner.

Manchmal nahm sie auch Großvaters alte Ledertasche mit.

Die roch nach Erde und Regen und knisterte geheimnisvoll, wenn sie aufklappte.

Darin waren Mohn, Kornblume, Ringelblume und eine kleine Mischung, die sie „Wunderwiese“ nannte.

Wenn sie ging, sang sie manchmal leise vor sich hin.

„Blümchen fliegt, bleib doch hier,

wachse still – und blüh für mir.“

Im Dorf kannten die Leute sie schon.

„Da kommt Mila, das Blumenmädchen“, sagten sie.

Der Briefträger schenkte ihr einmal einen alten Kalender mit Blumenfotos.

Die Bäckerin stellte ihr ein kleines Tütchen mit Mohn bereit.

Und Oma Rosa, die immer auf der Bank saß, sagte:

„Deine Wege machen mich fröhlich.“

Aber nicht alle verstanden es.

Ein Mann mit einem glänzenden Auto schimpfte:

„Was soll das? Das ist doch nur Dreck!“

Mila wurde rot.

Doch dann sagte sie ruhig:

„Siehst du – ich sehe schon das Bunte.“

Und sie ging weiter.

Die Jahreszeiten vergingen.

Der Sommer wurde müde, der Herbst warf sein Laub und der Winter deckte alles zu.

Mila vergaß keinen Tag ihre Samen.

Auch nicht, wenn es kalt war.

Auch nicht, wenn sie traurig war.

„Ich pflanze trotzdem“, sagte sie.

Denn irgendwo, tief unten im Dunkel, wartete doch schon das Leben.

Im Frühling war es dann so weit.

Die ersten Knospen reckten sich.

Ein Hauch von Lila zwischen Pflastersteinen.

Ein Sprenkel Gelb unter dem Zaun.

Ein Teppich aus Blau entlang des Trampelpfads.

„Das ist doch...“, flüsterte Mama.

Und Papa sagte nur:

„Wahnsinn.“

Die Straße, die immer so grau gewesen war, blühte.

Nicht ordentlich wie in einem Garten.

Sondern wild, mutig und fröhlich.

„So wie Mila“, sagte Oma Rosa.

Und dann passierte etwas Besonderes.

Ein Junge, den Mila gar nicht kannte, warf etwas in eine Baumscheibe.

Ein Mädchen in einer anderen Straße streute Ringelblumen am Fahrradweg.

Ein alter Mann legte Tütchen mit Sonnenblumensamen auf eine Parkbank – zum Mitnehmen.

Und jemand schrieb mit Kreide auf den Boden:

„Blütenspuren – mach mit!“

Mila staunte.

Sie hatte nie gebeten, nur gesät.

Und jetzt blühte es überall.

„Du hast etwas angefangen“, sagte Mama leise.

Mila nickte.

Aber sie wusste:

Nicht, um berühmt zu werden.

Sondern damit es schön wird, wo niemand damit rechnet.

Am Abend saß sie auf ihrem Fensterbrett, das Gesicht im goldenen Licht.

Und flüsterte:

„Gute Nacht, ihr Blümchen. Gute Nacht, du Welt.“

Und unten, ganz unten, reckte sich ein kleiner Spross…

…der war noch nicht mal da, als sie losging.

Aber der wusste, wohin Mila ging.

Hallo, ich bin Onkel Guido
… ich komme aus dem schönen Köln, bin selbst Vater und seit neustem auch Opa. :) Auf dieser Seite findest du Geschichten für Kinder und Erwachsene. Schön, dass du da bist!
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