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Als Papa auf den großen IKEA-Parkplatz einbog, begann es im Bauch von Alex zu kribbeln.
Es war nicht das unangenehme Kribbeln, was zu viel Pommes auslösen konnten.
Es war die Art von Kribbeln, die den Beginn eines spannenden Abenteuers ankündigte.
Und Alex liebte Abenteuer!
Das große Einrichtungshaus versprach ganz viele davon.
Deshalb lehnte er auch das Angebot seiner Eltern ab, er könne im Kinderbereich auf sie warten.
Hier gab es ein tolles Bällebad, eine bunte Bastelecke und noch viel mehr, das man mit anderen Kindern entdecken konnte.
Kein Wunder also, dass das Småland am heutigen Samstag gut besucht war.
Sicherlich konnte man dort auch tolle Abenteuer erleben, überlegte Alex.
Vielleicht würde er beim nächsten Mal im Småland bleiben.
Aber heute war die Verlockung zu groß, selbst erneut in dem Möbelhaus auf Abenteuerreise zu gehen.
Während er neben seinen Eltern herlief, musterte Alex die Umgebung.
Die Möbel, die man bei IKEA kaufen konnte, wurden nicht einfach präsentiert.
Fertige Zimmer, manchmal kleine Wohnungen waren damit eingerichtet.
Und das Beste: Man durfte die Wohnungen betreten und konnte sich vorstellen, jemand völlig anderer zu sein.
Alex’ Augen blieben an einem Wohnzimmer hängen, von dessen Decke ein Kronleuchter baumelte.
Das Sofa und der Fernseher wirkten edel und teuer.
Durch das Fenster sah man eine nächtlich erleuchtete Großstadt.
Alex warf seinen einen verstohlenen Blick zu. Sie waren gerade stehengeblieben und sprachen mit einem Verkäufer.
„Ich schaue mir mal diese Wohnung hier an“, sagte er mehr zu sich selbst als zu seinen Eltern, betrat den Raum und verwandelte sich in Inspektor Wolf.
Dieser lebte in einer Millionenstadt und wurde immer dann gerufen, wenn deren Bewohner Opfer eines Verbrechens geworden waren.
Hier war die teure Siamkatze einer reichen Dame, die im zwanzigsten Stock des Hochhauses lebte, spurlos verschwunden.
Im Wohnzimmer selbst deutete nichts auf einen Einbruch hin.
Nachdenklich trat Inspektor Wolf durch eine kleine Diele ins Badezimmer.
Hier, ihm stockte der Atem, lag ein Zahnputzbecher auf dem Boden.
Es hatte anscheinend einen Kampf gegeben!
Inspektor Wolf ließ seine geschulten Augen über die blitzende Badewanne und die kleine Duschecke wandern.
Keine Spur von der Katze.
Das Fenster war nicht beschädigt.
Es zeigte auf die Mauer des Nachbarhauses.
Aber Moment mal!
Inspektor Wolf schloss die Augen und öffnete in Gedanken das Fenster.
Und hier, auf einem schmalen Sims zwanzig Meter über der nächtlichen Straße der Millionenstadt, saß die verängstigte Katze!
Die alte Dame hatte wohl nach dem Baden das Fenster zum Lüften geöffnet und das Tier war in einem unbeobachteten Moment hinausgeklettert.
Inspektor Wolf beugte sich hinaus und griff nach dem zitternden Kätzchen.
„Wieder ein Fall gelöst“, dachte Alex zufrieden.
Er übergab es gerade der alten Dame, die vor Dankbarkeit zu Tränen gerührt war, als er die Stimme seines Vaters hörte:
„Alex! Komm, wir müssen weiter!“
In der Küchenabteilung ließen sich seine Eltern erneut beraten.
Alex sah sich die eingerichteten Zimmer an.
Ein Raum enthielt eine Bar, vor der Holzhocker standen.
An der Wand hing das Geweih eines mächtigen Hirschs.
Hinter dem Fenster war eine Pferdekoppel zu sehen.
Alex war nun Cowboy Jim, der die Verantwortung für Hunderte von Rindern trug.
Diese Rinder zusammenzutreiben, hatte den ganzen Tag gedauert.
Aber da Viehdiebe die Gegend unsicher machten, konnte sich er sich keine Nachlässigkeit leisten und … Ein lautes Klirren ließ ihn zusammenfahren!
Das konnten nur die Viehdiebe sein!
Er rannte durch die kleine Diele und in Gedanken weiter aus dem Haus, hinein in die amerikanische Prärie.
Hier standen seine Rinder …
Und dahinter waren maskierte Männer auf Pferden zu sehen.
Bei seinem Anblick zuckten die Köpfe der Verbrecher hoch.
Sie rissen die Pferde herum und galoppierten davon.
Die Farm war gerettet!
Zufrieden öffnete Alex die Augen und kehrte zurück zu seinen Eltern.
„Wir brauchen noch Pflanzen“, sagte seine Mutter, nachdem die neue Küche geplant war.
Während seine Eltern die Kakteen inspizierten, verwandelte Alex sich in Dschungelforscher Joe.
Er war auf der Suche nach einer bestimmten Pflanze.
Nur sie würde den Eingeborenen-König heilen.
Doch wo die Pflanze wuchs, gab es auch gefährliche Tiere.
Joe kannte die Gefahr und schlich auf Zehenspitzen durch den dichten Pflanzendschungel.
Immer bedacht darauf, bloß kein grünes Gewächs zu berühren.
Denn daraus konnten nicht nur giftige Frösche, sondern auch tückische Spinnen hervorschießen.
Und über ihm, er schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken, baumelten Lianen von gewaltigen Urwaldbäumen.
Dazwischen Würgeschlangen und wütend brüllende Affen.
Und dann sah er sie!
Die Heilpflanze für den Stammesfürsten.
Ganz unten, zwischen blühenden Orchideen, stand sie einfach rum.
Wer sich nicht auskannte, der konnte das Gewächs für eine einfache Grünlilie halten.
Doch Dschungelforscher Joe wusste es besser.
Er griff nach der Pflanze und ein warmes Glücksgefühl breitete sich in seinem Bauch aus.
Der Eingeborenen-König würde endlich geheilt und er selbst fürstlich entlohnt werden.
„Alex? Sollen wir die Grünlilie in deiner Hand für das Kinderzimmer kaufen?“, fragte seine Mutter da.
„Ja, sehr gerne“, rief Alex, umschloss den Pflanzentopf fester und freute sich über das Souvenir seines abenteuerlichen IKEA-Besuchs.
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Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.
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