In Köln ist Karneval etwas ganz Besonderes – mit bunten Kostümen, lauter Musik und vielen Süßigkeiten. Doch nach all dem Trubel kommt der Aschermittwoch, an dem plötzlich alles anders ist. Lina und Ben erfahren an diesem Tag, warum die Menschen in Köln den Nubbel verbrennen und was es mit der Fastenzeit auf sich hat. Wird es ihnen gelingen, auf etwas zu verzichten?
Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.
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In Köln und im ganzen Rheinland war die Karnevalszeit zu Ende gegangen.
Bunte Konfetti lagen noch auf den Straßen, und hier und da wehten Luftschlangen durch die Luft.
Lina und Ben, zwei Geschwister aus der Südstadt, hatten eine wundervolle Karnevalswoche erlebt.
Sie waren als Piratin und Ritter durch die Straßen gezogen, hatten Süßigkeiten gesammelt und lauthals „Kölle Alaaf!“ gerufen.
Doch nun war der Aschermittwoch gekommen, und Mama sagte:
„Heute ist Karneval vorbei. Jetzt beginnt die Fastenzeit.“
Lina schaute ihre Mutter mit großen Augen an.
„Fastenzeit? Was ist das?“
Mama lächelte und setzte sich mit den Kindern an den Frühstückstisch.
„Die Fastenzeit dauert vierzig Tage. Früher haben die Menschen in dieser Zeit auf viele Dinge verzichtet, um sich auf Ostern vorzubereiten.“
Ben runzelte die Stirn.
„Heißt das, wir dürfen keine Süßigkeiten mehr essen?“
Papa lachte.
„Das entscheidet jeder für sich. Manche Menschen fasten Süßigkeiten, andere verzichten auf Fernsehen oder aufs Handy. Es geht darum, sich bewusst zu machen, was wirklich wichtig ist.“
Lina nickte langsam.
„Und was hat das mit Aschermittwoch zu tun?“
Mama nahm eine kleine Schale mit Asche vom Tisch und erklärte:
„Am Aschermittwoch gehen viele Menschen in die Kirche. Dort bekommen sie ein Kreuz aus Asche auf die Stirn gezeichnet. Das erinnert sie daran, dass alles auf der Welt vergänglich ist. Auch Karneval geht vorbei.“
Die Kinder sahen sich nachdenklich an.
Gerade noch hatten sie in bunten Kostümen getanzt, und jetzt war alles vorbei?
Papa stand auf und schaute aus dem Fenster.
„Kommt, wir gehen in die Stadt. Dort gibt es ein besonderes Ritual, das ihr bestimmt spannend findet.“
Neugierig zogen sich Lina und Ben ihre Jacken an und folgten den Eltern hinaus in die kühle Morgenluft.
In der Innenstadt war es ruhiger als in den vergangenen Tagen.
Die Musik war verklungen, die Karnevalswagen standen still, und die Straßenfeger kehrten das letzte Konfetti zusammen.
Doch am Heumarkt hatte sich eine große Menschenmenge versammelt.
Ein Mann in einem langen schwarzen Mantel stand auf einer kleinen Bühne.
Er hielt eine große Strohpuppe in der Hand, die wie ein lustiger Karnevalist aussah.
Lina zog an Mamas Ärmel.
„Wer ist das?“
„Das ist der Nubbel“, erklärte Mama.
„In Köln gibt es die Tradition, dass am Aschermittwoch der Nubbel verbrannt wird. Er steht für all die Sünden und Verrücktheiten der Karnevalszeit.“
Ben starrte den Nubbel an.
„Wirklich alle Sünden?“
Papa lachte.
„Ja, natürlich nur symbolisch. Man sagt: 'Der Nubbel ist schuld!' und dann wird er verbrannt. Danach beginnt die besinnlichere Zeit bis Ostern.“
Der Mann auf der Bühne hob die Arme und rief:
„Wer ist schuld?“
Die Menschen antworteten laut:
„Der Nubbel ist schuld!“
Dann wurde die Strohpuppe feierlich verbrannt.
Lina beobachtete, wie die Flammen emporstiegen und der Nubbel langsam in Rauch aufging.
Es war ein komisches Gefühl.
Einerseits war es traurig, dass Karneval vorbei war.
Andererseits fühlte es sich an wie ein Neuanfang.
Als die Glut langsam verlosch, nahm Papa die Kinder an die Hand.
„Na, habt ihr jetzt verstanden, warum es Aschermittwoch gibt?“
Lina nickte.
„Es ist wie ein Abschied von Karneval, aber auch ein Start in etwas Neues.“
Ben überlegte kurz und sagte dann grinsend:
„Dann kann ich ja überlegen, worauf ich in der Fastenzeit verzichten will. Vielleicht auf Brokkoli!“
Mama lachte.
„Fasten soll etwas sein, das dir schwerfällt. Brokkoli zu meiden, wäre wohl keine Herausforderung für dich.“
Ben seufzte gespielt.
„Na gut. Dann vielleicht auf Gummibärchen. Aber nur bis Ostern!“
Lina nahm Papas Hand und sagte leise:
„Ich finde es schön, dass es nach Karneval eine Zeit gibt, in der man zur Ruhe kommt.“
Papa nickte.
„Genau das ist der Sinn von Aschermittwoch.“
Und so gingen sie gemeinsam nach Hause, während über der Stadt langsam die ersten Sonnenstrahlen den Himmel erhellten.
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Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.
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