Bernd und Christian sind wilde Piraten – aber so freundlich, dass sogar die Fische ihnen zuwinken.

Als eines Tages eine Flaschenpost mit einem Hilferuf von einer kleinen Meerjungfrau ankommt, zögern sie keine Sekunde.

Mit Limonade, Keksen und viel Herz machen sie sich auf eine Reise über bunte Inseln und durch glitzernde Wellen.

Was sie dabei finden, ist mehr als nur ein Schatz.

Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.

...

Weit draußen auf dem glitzernden, blauen Meer segelte ein kunterbuntes Piratenschiff mit rot-gelb-grünen Segeln und einer Fahne, auf der ein lachender Papagei zu sehen war.

An Bord dieses besonderen Schiffes lebten zwei wilde, aber sehr freundliche Piraten: Bernd und Christian.

Bernd hatte einen langen, wuscheligen Bart, in dem sich manchmal Muscheln oder Sandkörner verirrten.

Christian trug ein kariertes Kopftuch, das ihm seine Oma gestrickt hatte, und lachte so laut, dass die Möwen am Himmel mitkicherten.

Sie liebten das Meer, den Wind und das Abenteuer – aber noch viel mehr liebten sie es, anderen zu helfen.

Eines Morgens flatterte eine Flaschenpost über die Reling.

„Oh! Ein Brief!“, rief Bernd und zog die Flasche mit einem Kescher an Bord.

Christian schraubte den Korken ab und holte ein zusammengerolltes Pergament heraus.

„Hört euch das an!“, sagte er. „‚Liebes Meer, ich heiße Mimmi und bin eine kleine Meerjungfrau. Unsere Muschelbibliothek wurde von einem Sturm fortgespült. Wir brauchen dringend Hilfe!‘“

Bernd sprang auf.

„Na, wenn das kein Abenteuer ist!“

Christian nickte.

„Setzen wir die Segel – Kurs Muschelbucht!“

Sie packten schnell ein paar Kekse, eine Kanne Limonade und ihren geheimen Piratenkompass ein.

Der Kompass zeigte nicht nach Norden, sondern immer dorthin, wo ein Herz gebraucht wurde.

Schon bald glitt das Schiff durch türkisblaues Wasser, begleitet von springenden Delfinen.

Nach einigen Stunden sahen sie eine bunte Unterwasserstadt aus Korallen, Seesternen und leuchtenden Anemonen.

Mimmi, die Meerjungfrau, wartete bereits am Felsen.

Sie hatte fliederfarbene Haare, ein glitzerndes Schuppenkleid und große, traurige Augen.

„Danke, dass ihr gekommen seid“, sagte sie leise. „Der Sturm hat unsere Bücher, Bilder und Muschelschätze weit übers Meer verstreut.“

Bernd setzte sich zu ihr.

„Keine Sorge, Mimmi. Wir werden alles wiederfinden.“

Christian zog eine Karte hervor.

„Seht mal, hier sind Strömungspfeile eingezeichnet. Vielleicht hat der Sturm die Dinge zu einer der Nachbarinseln getragen.“

Und so begann die Suche.

Sie segelten zur ersten Insel – der Insel der Papageien.

Bunte Vögel flatterten durch die Luft, und auf einem Ast lag tatsächlich ein Muschellexikon.

„Juhu!“, rief Mimmi.

„Ein Glückstreffer“, lachte Christian.

Auf der nächsten Insel, der Wackelinsel, war alles ein wenig schief und kippelig.

Dort fanden sie in einer Baumhöhle ein Bilderbuch über Seepferdchen.

„Das gehört uns!“, rief Mimmi fröhlich.

„Aber psst – leise, sonst wecken wir die schlafenden Krabben“, flüsterte Bernd.

Am letzten Tag ihrer Reise erreichten sie die Regenbogeninsel.

Es regnete warmen Nieselregen, aber gleichzeitig schien die Sonne.

„Schaut mal!“, rief Christian. „Da hinten funkelt etwas!“

Zwischen zwei Steinen lag eine kleine Truhe.

Darin befand sich ein glitzernder Muschelstein – Mimmis Lieblingsstück.

Sie hielt ihn an ihr Herz.

„Jetzt ist unsere Bibliothek wieder fast vollständig.“

Bernd lächelte.

„Fehlt nur noch eines: ein neues Buch über dieses Abenteuer!“

Zurück in der Muschelbucht halfen die Piraten, die Bibliothek wieder aufzubauen.

Sie richteten Regale aus Korallen ein, ordneten die Bücher nach Farben und bauten ein kuscheliges Leseeck mit Algenkissen.

„Ihr seid nicht nur wilde Piraten“, sagte Mimmi, „ihr seid auch die freundlichsten, die ich je getroffen habe.“

„Das sagen viele“, grinste Christian und zwinkerte.

Zum Abschied schenkte Mimmi den beiden eine Flasche mit einem leuchtenden Perlenglanz.

„Wenn ihr je selbst Hilfe braucht, öffnet sie – und wir hören euch.“

Bernd und Christian umarmten Mimmi.

„Ahoi, Freundin der Bücher!“

Als das Schiff wieder in die weite See hinausglitt, saßen die beiden Freunde an Deck, knabberten Kekse und schrieben in ihr Logbuch:

„Mission Meerjungfrau – mit Mut, Herz und Keksen.“

Und irgendwo tief unter den Wellen tanzte Mimmi durch ihre neue Bibliothek – glücklich und voller Dankbarkeit.