An einem besonders heißen Sommertag entdeckt die kleine Charlotte ein schwaches Eichhörnchen in ihrem Garten. Es hat großen Durst und scheint ganz allein zu sein. Mutig holt sie Hilfe und rettet das kleine Tier. Was dann passiert, ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft – und einer Rückkehr, mit der niemand gerechnet hätte.

Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.

...

Es war ein besonders heißer Sommertag.

Die Sonne brannte vom Himmel, kein einziges Wölkchen war zu sehen.

Charlotte saß auf der Schaukel im Garten und wippte langsam hin und her.

Ihr kleiner Stoffhase lag im Gras, und die Blumen im Beet ließen schon ein bisschen die Köpfe hängen.

„Heute ist es wirklich heiß“, murmelte sie leise und stieg von der Schaukel.

Sie wollte nachsehen, ob im kleinen Vogelbad noch genug Wasser war.

Als sie um die Ecke des Gartenschuppens bog, blieb sie plötzlich stehen.

Dort, direkt am Boden, saß ein winziges, zitterndes Tier mit buschigem Schwanz.

Ein Eichhörnchen!

Aber es sah gar nicht fröhlich oder lebendig aus wie sonst, wenn sie welche in den Bäumen sah.

Sein Fell war staubig, die Augen müde und es keuchte leise.

Charlotte machte vorsichtig einen Schritt näher.

Das Eichhörnchen zuckte nicht einmal.

Es wirkte, als hätte es keine Kraft mehr.

Charlotte kniete sich hin und sprach ganz leise:

„Hallo, kleines Eichhörnchen. Geht es dir nicht gut?“

Das Tierchen blinzelte sie an, als hätte es verstanden.

Charlotte sprang auf und rannte ins Haus.

"Mama! Mama! Komm schnell! Da ist ein Eichhörnchen, und es sieht ganz krank aus!“

Ihre Mutter, die gerade in der Küche stand, legte sofort den Löffel aus der Hand.

„Ein Eichhörnchen? Zeig mir, wo!“

Gemeinsam liefen sie in den Garten zurück.

Charlotte zeigte auf die Stelle beim Schuppen.

„Da, siehst du? Es bewegt sich kaum noch.“

Die Mama kniete sich neben das Tier.

„Es ist noch sehr jung. Und total ausgetrocknet.“

Vorsichtig holte sie seine Mütze aus der Hosentasche und legte das Eichhörnchen hinein.

„Wir bringen es erst einmal ins Haus.“

Charlotte trug eine kleine Schale mit Wasser hinterher.

In der kühlen Küche setzten sie das Tier auf ein weiches Handtuch.

Charlotte hielt die Wasserschale an das Schnäuzchen des Eichhörnchens.

Zuerst passierte nichts.

Dann begann es, ganz langsam und vorsichtig, zu trinken.

„Es hat wirklich großen Durst gehabt“, sagte Charlotte leise.

Die Mama nickte.

„Vielleicht ist es von seiner Familie getrennt worden und findet den Weg nicht mehr zurück.“

Sie holte ein paar ungesalzene Nüsse aus dem Vorratsschrank.

Das Eichhörnchen schnupperte daran und nahm eine vorsichtig mit seinen kleinen Pfötchen.

Charlotte beobachtete es mit großen Augen.

„Können wir es behalten?“

Die Mutter schüttelte den Kopf.

„So ein Eichhörnchen braucht besondere Pflege. Wir bringen es lieber zu einer Auffangstation. Dort wissen sie genau, was zu tun ist.“

Charlotte nickte tapfer, obwohl ihr das Herz ein bisschen schwer wurde.

Sie fuhren mit dem Auto zur Wildtierhilfe am Stadtrand.

Dort warteten schon Menschen, die sich gut mit kleinen Tieren auskannten.

Eine Frau mit hellgrüner Schürze nahm das Eichhörnchen vorsichtig entgegen.

„Oh, das ist noch ein Baby. Gut, dass ihr es gebracht habt. Wir kümmern uns drum.“

Charlotte fragte: „Wird es wieder gesund?“

Die Frau lächelte.

„Ja, wenn es weiterhin gut frisst und genug trinkt, dann wird es bald wieder klettern und springen können.“

Charlotte musste sich verabschieden.

Sie winkte dem kleinen Eichhörnchen, das nun eingekuschelt in einer weichen Decke lag.

„Tschüss, kleines Eichhörnchen. Ich hoffe, wir sehen uns wieder.“

Die Wochen vergingen.

Manchmal dachte Charlotte an das kleine Tier.

Dann, eines Tages im Herbst, saß plötzlich ein Eichhörnchen auf dem Balkon.

Es hatte rotbraunes Fell, große, wache Augen – und es klopfte mit dem Schwänzchen gegen die Fensterscheibe.

Charlotte rief laut: „Papa! Komm schnell! Es ist wieder da!“

Ihre Mutter kam aus dem Wohnzimmer und lächelte, als sie das Tier sah.

„Das ist wirklich dein kleines Eichhörnchen von damals.“

Von da an kam das Eichhörnchen jedes Jahr zurück.

Im Frühling, wenn die ersten Knospen an den Bäumen waren, hüpfte es wieder auf den Balkon.

Charlotte stellte dann immer ein kleines Schälchen mit Wasser und ein paar Nüsse bereit.

Sie nannte es „Nüsschen“.

Nüsschen war nicht mehr scheu.

Es saß manchmal stundenlang auf dem Balkongeländer und beobachtete Charlotte beim Malen oder Lesen.

Im Winter verschwand es wieder, aber Charlotte wusste: Im nächsten Jahr würde es wiederkommen.

Und so wurde aus einem traurigen Sommertag eine ganz besondere Freundschaft – zwischen einem kleinen Mädchen und einem geretteten Eichhörnchen.

Charlotte hatte gelernt, wie wichtig es ist, zu helfen, wenn jemand in Not ist – selbst wenn er ganz klein ist und ein buschiges Schwänzchen hat.

Und das Eichhörnchen hatte gelernt, dass manche Menschen richtige Freunde sein können.