Fridolin hat sich an sein neues Leben bei den Kühen gewöhnt, doch eines Tages lockt ihn das offene Weidetor hinaus in die Welt. Neugierig macht er sich auf den Weg in den Wald, in der Hoffnung, seine Familie wiederzufinden. Doch nicht jeder, dem er begegnet, ist ein Freund… Wird er den richtigen Weg zurückfinden? Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.
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Fridolin hatte sich längst an sein Leben bei den Kühen gewöhnt. Die sanften Riesen waren seine Familie geworden, und besonders Kuhmama Berta kümmerte sich liebevoll um ihn. Er spielte mit den Kälbern, sonnte sich im weichen Gras und ließ sich vom Hirten am Bauch kraulen. Doch tief in seinem kleinen Wildschweinherzen spürte er manchmal eine leise Sehnsucht nach dem Wald.
Eines Morgens erwachte Fridolin von einem aufgeregten Muhen.
„Die Weide! Das Gatter ist offen!“, rief eines der älteren Rinder.
Neugierig sprang Fridolin auf die kurzen Beine. Tatsächlich – das große Holztor, das die Weide begrenzte, stand weit offen! Der Hirte war noch nicht da, um nach den Tieren zu sehen.
Die Kühe schauten sich unsicher an.
„Sollen wir hinausgehen?“, fragte ein Kalb.
„Nein, wir warten lieber!“, entschied eine alte Kuh.
Doch Fridolins Herz pochte aufgeregt.
Da draußen war die Welt!
Er könnte den Wald wiedersehen, vielleicht seine Familie finden!
„Ich schaue nur kurz!“, sagte er und tappte mutig durch das Tor.
Kaum hatte er die Weide verlassen, schnupperte er die Luft. Der Duft von feuchter Erde, Moos und Tannennadeln kitzelte in seiner Nase.
Ja, da war er wieder – der Geruch des Waldes!
Mit aufgeregtem Grunzen lief er los.
Die Kühe muhten besorgt hinter ihm her, doch Fridolin war bereits zwischen den Bäumen verschwunden.
Tiefer und tiefer lief er in den Wald hinein.
Seine Hufe stapften durch raschelndes Laub, und überall zwitscherten Vögel.
„Mama? Papa?“, rief er hoffnungsvoll.
Aber keine Antwort kam.
Nur ein Specht klopfte irgendwo gegen einen Baumstamm.
Fridolin seufzte. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, wegzulaufen.
Gerade wollte er umkehren, da knackte es im Gebüsch.
Fridolin erstarrte.
War es ein Wildschwein? Seine Familie?
Doch dann trat etwas ganz anderes aus dem Gebüsch – ein Fuchs!
Sein rotes Fell leuchtete im Sonnenlicht, und seine gelben Augen funkelten schlau.
„Na, wen haben wir denn da? Ein kleines Wildschwein ganz allein?“, fragte der Fuchs mit einem Lächeln.
Fridolin wusste nicht, ob er sich freuen oder fürchten sollte.
„Ich bin Fridolin. Ich… ich suche meine Familie.“
Der Fuchs legte den Kopf schief.
„Tja, ein Wildschwein hab ich hier schon lange nicht mehr gesehen. Aber vielleicht kann ich dir helfen.“
Fridolin spitzte die Ohren.
„Wirklich? Du kennst den Weg?“
„Vielleicht. Aber erst einmal solltest du wissen, dass im Wald nicht jeder dein Freund ist.“
Fridolin schluckte.
Plötzlich sehnte er sich nach den friedlichen Kühen und ihrer Wärme.
„Ich glaube… ich sollte zurück zur Weide“, murmelte er.
Der Fuchs lachte.
„Gute Entscheidung, Kleiner. Wenn du Hilfe brauchst, ruf nach Ludo. Ich bin immer in der Nähe.“
Mit einem letzten Blick auf den Wald drehte sich Fridolin um und lief zurück.
Als er die Weide wieder erreichte, muhten die Kühe erleichtert.
Kuhmama Berta stupste ihn sanft mit der Nase.
„Du hast uns Sorgen gemacht, Fridolin!“, sagte sie streng, aber mit einem Lächeln.
Der Hirte kam gerade, sah das offene Tor und schüttelte schmunzelnd den Kopf.
„Na, was hast du wieder für ein Abenteuer erlebt?“, fragte er und kraulte Fridolin hinter den Ohren.
Fridolin grinste.
Er hatte den Wald gesehen, er hatte einen Fuchs kennengelernt – aber am wichtigsten war: Er hatte verstanden, wo sein Platz war.
Bei den Kühen.
Seine Familie war vielleicht nicht die, in die er hineingeboren wurde – aber sie war die, die ihn liebte.
Und das war alles, was zählte.
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Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.
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