Jede Nacht schaut der Mond vom Himmel herab und beleuchtet die Welt. Doch manchmal fühlt er sich einsam, weil er glaubt, niemand bemerkt ihn wirklich. Bis eines Abends ein Kind ihm zuwinkt und der Mond entdeckt, wie wertvoll sein Licht für alle ist.
Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.
...
Hoch oben am Himmel thronte der Mond.
Nacht für Nacht glitt er gemächlich über Wälder, Wiesen und kleine Städte.
Mit seinem silbernen Schein legte er eine zarte Decke aus Licht über alles, was unten schlief.
Die Dächer glänzten, die Flüsse funkelten, und selbst die kleinsten Regentropfen auf den Blättern funkelten wie Diamanten.
Und doch war der Mond nicht glücklich.
Er schaute oft zur Sonne hinüber, die am Tag hell erstrahlte.
Alle bewunderten ihre Wärme, ihre Kraft, ihr strahlendes Licht.
„Alle sprechen von der Sonne“, seufzte der Mond. „Aber mich … mich bemerkt kaum jemand.“
Er fühlte sich einsam.
Sein Licht wurde blasser, sein Strahlen schwächer.
Die Nächte wurden dunkler, und die Tiere im Wald begannen sich zu fürchten.
Die Eulen flogen unsicher durch die Bäume.
„Wo ist das schöne Mondlicht geblieben?“, rief die älteste von ihnen.
„Ohne den Mond finde ich kaum den Weg zurück zu meinem Nest.“
Auch der Frosch am Teich beschwerte sich.
„Ohne den Mond sehe ich nicht, ob der Reiher auf mich lauert. Ich brauche sein Licht!“
Doch der Mond hörte nicht auf sie.
Er war zu sehr mit seinen eigenen Sorgen beschäftigt.
In einer dieser Nächte konnte ein kleines Mädchen namens Lotte nicht schlafen.
Sie wälzte sich in ihrem Bett, drehte sich von einer Seite auf die andere, aber die Müdigkeit wollte nicht kommen.
Schließlich stand sie auf, ging zum Fenster und schaute hinaus in die Nacht.
Die Sterne funkelten, doch der Mond war nur ein blasser, trauriger Fleck am Himmel.
„Armer Mond“, flüsterte Lotte leise. „Warum bist du so still? Dein Licht ist doch das Schönste, was es gibt.“
Überrascht blickte der Mond zu ihr hinunter.
„Meinst du das wirklich?“, fragte er vorsichtig mit seiner tiefen, sanften Stimme, die nur Kinder hören konnten.
„Aber ja!“, rief Lotte. „Dank dir können die Tiere nachts sehen. Dank dir verlieren Kinder ihre Angst im Dunkeln. Du bist unser Freund am Himmel.“
Der Mond war gerührt.
Lange hatte niemand solche Worte zu ihm gesagt.
Langsam begann er wieder heller zu leuchten.
„Wenn das so ist … dann will ich wieder scheinen“, sagte er zögernd.
Doch ein kleines Funkeln allein reichte nicht.
Der Mond wollte wissen, ob er wirklich wichtig war.
Also bat er die Nacht um Hilfe.
Die Nacht rief die Sterne zusammen, und jeder von ihnen erzählte eine Geschichte.
Ein Stern sprach von einem Fischer, der nur bei Mondlicht den Weg über den See fand.
Ein anderer erzählte von einer Katze, die auf den Dächern tanzt, wenn der Mond scheint.
Und ein dritter Stern erinnerte an die Wölfe, die ihr Lied nur dann anstimmen, wenn der Mond sie anlächelt.
Der Mond lauschte still und jedes Wort ließ sein Licht stärker werden.
Unten am Fenster lächelte Lotte und winkte ihm zu.
„Siehst du, lieber Mond? Du bist für alle wichtig. Bitte vergiss das nicht.“
Da wurde es dem Mond warm ums Herz.
Mit einem Mal strahlte er so hell, dass der ganze Garten in silbernem Licht badete.
Die Bäume warfen sanfte Schatten, die Blumen wirkten wie verzaubert, und die Tiere atmeten erleichtert auf.
„Da ist er wieder!“, rief die Eule und breitete ihre Flügel aus.
„Endlich sehe ich wieder!“, quakte der Frosch vergnügt.
„Ohne dich fehlt der Nacht etwas“, sang die Nachtigall und stimmte ein leises Lied an.
Der Mond hörte all das und lächelte zum ersten Mal seit langer Zeit.
Und dieses Lächeln war nicht nur ein leiser Bogen am Himmel, es war ein warmes Versprechen.
Ein Versprechen, dass er immer da sein würde, auch wenn niemand an ihn dachte.
Denn er hatte verstanden:
Sein Licht war nicht umsonst.
Es war ein Geschenk für alle, die im Dunkeln Trost suchten.
Und von dieser Nacht an wusste er, dass er nie wieder vergessen würde, wie wertvoll er war.
Ob die Menschen zu ihm aufschauten oder nicht, der Mond würde immer lächeln.
Für die Tiere, für die Kinder, für Lotte, die ihm Mut gemacht hatte.
Und wenn du einmal wach liegst und zum Himmel schaust, wirst du vielleicht auch sehen:
Der Mond lächelt, genau für dich.
Auf dieser Webseite findest du tolle Geschichten zum Vorlesen für kleine und große Kindern. Entweder einfach zwischendurch zum Entspannen oder abends als „Gute Nacht“-Geschichte, diese kindergerechten Geschichten passen immer.
Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.
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P.S.: Du kannst Onkel Guidos Geschichten auch auf den folgenden Plattformen anhören.