Als die Blätter bunt werden und der Wind durch die Äste tanzt, entdeckt Filou Fuchs eine geheimnisvolle Melodie im Wald.
Er möchte unbedingt wissen, wer da singt und findet etwas viel Schöneres als nur ein Lied.
Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.
...
Der Herbst hatte den Wald in ein Meer aus Farben verwandelt.
Überall leuchteten die Blätter in Gelb, Orange und Rot, und der Wind spielte leise mit ihnen, als wären sie Noten auf einer unsichtbaren Geige.
Filou Fuchs tappte durch das raschelnde Laub und schnupperte die frische Luft.
Er liebte den Herbst, weil der Wald dann nach Abenteuern roch.
Doch heute war etwas anders.
Zwischen den Bäumen hörte er plötzlich eine leise Melodie.
Sie klang wie ein Lied – weich, traurig und schön zugleich.
Filou hielt den Atem an.
„Wer singt da?“, flüsterte er.
Er lauschte.
Das Lied kam von der alten Eiche am Bach.
Vorsichtig schlich er näher, seine Pfoten ganz still im Laub.
Aber als er ankam, war niemand zu sehen.
Nur die Blätter tanzten, und das Wasser plätscherte sanft.
„Hm“, murmelte Filou. „Vielleicht habe ich mich verhört.“
Gerade wollte er weitergehen, da klang die Melodie erneut.
Diesmal klarer, fast so, als würde jemand ihn rufen.
„Filou … Filou …“
Er sah sich um.
Und dann entdeckte er sie, eine kleine, unscheinbare Vogeldame, die auf einem Ast saß und sang.
Ihr Gefieder schimmerte golden im Sonnenlicht.
„Oh, du bist es!“, rief Filou begeistert. „Dein Lied ist wunderschön!“
Die Vogeldame neigte den Kopf. „Danke, kleiner Fuchs. Ich bin Lira, und ich singe, um den Herbst zu wecken.“
Filou setzte sich unter den Baum. „Du weckst den Herbst? Wie geht das?“
Lira lächelte. „Jedes Jahr schlummern die Farben in den Blättern. Erst wenn mein Lied erklingt, wachen sie auf und beginnen zu leuchten.“
Filou staunte. „Das ist ja zauberhaft! Aber du klingst ein bisschen traurig.“
Lira seufzte. „Dieses Jahr ist mein Lied schwächer. Der Wind hat meine Stimme fortgetragen, und ohne ihn kann ich den Herbst nicht vollenden.“
Filou dachte kurz nach. „Ich kenne den Wind! Ich kann ihn rufen.“
Er stellte sich auf einen kleinen Hügel, hob den Kopf und rief laut:
„Wind, mein Freund, der Wald braucht dich!“
Zuerst kam keine Antwort.
Dann raschelten die Blätter.
Ein leiser Hauch fuhr durch die Zweige.
„Filou?“, wisperte es.
„Ja! Komm schnell! Lira braucht dich, um den Herbst zu wecken!“
Der Wind wehte nun stärker und tanzte über die Lichtung.
Lira breitete die Flügel aus und begann erneut zu singen.
Diesmal klang ihre Stimme hell und frei.
Der Wind trug ihre Melodie durch den ganzen Wald, und überall begannen die Blätter zu glühen, rot wie Feuer, gelb wie Honig, orange wie Abendsonnenlicht.
Filou sah staunend zu.
„Das ist das schönste Lied, das ich je gehört habe.“
Lira lächelte. „Und du, kleiner Fuchs, hast den Herbst gerettet.“
Der Wind rauschte fröhlich. „Ohne Freundschaft weht kein Lied weit genug.“
Filou lachte. „Dann bleiben wir Freunde, alle drei.“
Sie verbrachten den restlichen Tag zusammen auf der Lichtung.
Der Wind spielte mit den Blättern, Lira sang, und Filou tanzte zwischen den Farben.
Als die Sonne unterging, legte sich goldenes Licht über den Wald.
Lira sang ein letztes, leises Lied.
Filou gähnte. „Ich glaube, ich werde müde.“
„Dann ruhe dich aus, kleiner Fuchs“, flüsterte der Wind. „Der Herbst wacht jetzt über dich.“
Filou kuschelte sich in das warme Laub und schloss die Augen.
Das letzte, was er hörte, war Liras sanftes Singen und das Flüstern des Windes.
Und so schlief Filou mitten im goldenen Herbst ein, eingehüllt in Musik, Wärme und Freundschaft.
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Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.
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