Im tiefen Wald lebt der schüchterne Troll Torwin. Alle Menschen fürchten ihn, bis er eines Abends Leni begegnet – einem Mädchen mit einer Laterne, die Licht und Mut schenkt. Gemeinsam entdecken sie, dass Freundschaft stärker ist als Angst.
Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.
...
Tief im Wald, dort wo die Bäume so dicht wuchsen, dass kaum ein Sonnenstrahl den Boden erreichte, lebte ein kleiner Troll.
Sein Name war Torwin.
Er hatte zotteliges Fell, große Augen und eine runde Nase, die immer ein bisschen rot war.
Torwin war nicht böse – er war einfach nur schüchtern.
Doch die Menschen, die im Dorf am Waldrand wohnten, flüsterten oft: „Passt auf, im dunklen Wald lebt ein Troll!“
Das machte Torwin traurig.
„Warum haben die Menschen nur Angst vor mir?“, seufzte er oft. „Ich habe doch noch nie jemandem etwas getan.“
Eines Abends, als der Mond hell am Himmel stand, hörte Torwin Schritte im Wald.
Zögerlich lugte er hinter einem Baum hervor.
Ein kleines Mädchen mit blonden Zöpfen kam den Pfad entlang.
In ihrer Hand hielt sie eine Laterne, deren Licht warm und freundlich durch die Dunkelheit schimmerte.
Torwin staunte.
„Wie schön dieses Licht ist …“, murmelte er.
Doch als er versehentlich auf einen Ast trat und dieser knackte, drehte sich das Mädchen erschrocken um.
Ihre Augen weiteten sich.
„Ein Troll!“, rief sie leise.
Torwin wollte weglaufen, doch die Laterne funkelte so hell, dass er stehenblieb.
„Bitte … hab keine Angst“, stammelte er. „Ich tu dir nichts.“
Das Mädchen zögerte, dann trat sie einen Schritt näher.
„Du kannst sprechen?“
Torwin nickte.
„Natürlich. Ich rede nur selten, weil alle immer fliehen, wenn sie mich sehen.“
Das Mädchen sah ihn neugierig an.
„Ich heiße Leni. Und wer bist du?“
„Torwin“, antwortete der Troll und lächelte zaghaft.
Lenis Blick fiel auf seine großen Hände.
„Und warum bist du hier draußen ganz allein?“
Torwin seufzte.
„Weil ich Licht so sehr mag, aber nie welches habe. Im Wald ist es oft so dunkel … und ich habe Angst, dass ich mich verlaufe.“
Da hob Leni ihre Laterne hoch.
„Dann teilen wir das Licht! Willst du mit mir gehen?“
Torwins Herz machte einen Sprung.
Vorsichtig schloss er sich Leni an, und gemeinsam liefen sie den Pfad entlang.
Überall, wo das Licht der Laterne hinfiel, wirkten die Schatten weniger unheimlich.
Die Bäume, die sonst wie Riesen wirkten, sahen nun wie freundliche Wächter aus.
Das Rascheln im Gebüsch klang plötzlich nicht mehr bedrohlich, sondern wie ein Lied des Waldes.
Torwin staunte.
„Mit dir sieht der Wald ganz anders aus, Leni.“
Das Mädchen nickte.
„Licht macht die Dunkelheit nicht weg – aber es zeigt, dass sie gar nicht so schlimm ist.“
Auf einer kleinen Lichtung blieben sie stehen.
Leni stellte die Laterne ins Gras, und ihr warmes Leuchten erhellte den Platz.
„Weißt du was?“, sagte Leni, „ich glaube, die Menschen im Dorf haben nur Angst, weil sie dich nicht kennen.“
Torwin seufzte.
„Und wenn sie mich niemals kennenlernen wollen?“
Leni dachte nach.
Dann lächelte sie.
„Dann musst du ihnen zeigen, dass du freundlich bist. Komm doch morgen mit mir ins Dorf – ich nehme die Laterne mit, und gemeinsam wird es nicht so schlimm sein.“
Torwin erschrak.
„Ins Dorf? Aber dort … dort rennen sie bestimmt weg.“
„Nicht, wenn ich deine Freundin bin“, entgegnete Leni tapfer.
Der kleine Troll fühlte zum ersten Mal Hoffnung.
„Vielleicht … vielleicht hast du recht.“
Als die Nacht fast vorbei war, brachte Leni ihn zurück an den Waldrand.
„Wir sehen uns morgen“, versprach sie und hob die Laterne zum Abschied.
Am nächsten Abend stand Torwin nervös im Schatten der Bäume.
Doch als Leni mit ihrer Laterne kam, fühlte er sich mutiger.
Gemeinsam gingen sie ins Dorf.
Die Menschen staunten, als sie den Troll sahen. Einige machten einen Schritt zurück, andere flüsterten.
Doch Leni stellte sich neben ihn.
„Das ist Torwin“, rief sie laut. „Er ist mein Freund. Er hat mir im Wald geholfen und ist gar nicht gefährlich!“
Torwin lächelte zaghaft und hob die Hand zum Gruß.
Und weil die Laterne so freundlich leuchtete, wagten die Menschen, näher zu kommen.
Bald sahen sie: Torwin war zwar groß und zottelig, aber seine Augen strahlten voller Wärme.
Ein Kind reichte ihm mutig eine Blume, und Torwin nahm sie vorsichtig entgegen.
Da brach das Eis.
Die Dorfbewohner lachten und redeten mit ihm, und niemand hatte mehr Angst.
Seit diesem Tag kam Torwin öfter ins Dorf.
Und immer, wenn er den Weg dorthin ging, trug er eine kleine Laterne bei sich – ein Geschenk von Leni.
So wurde aus dem schüchternen Troll ein Freund, den alle kannten und mochten.
Denn er hatte gelernt: Manchmal braucht es nur ein kleines Licht, um die Herzen hell zu machen.
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Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.
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