Im alten Kniesbürgerturm wohnt ein Papa, der alles aufhebt, kaum etwas verschenkt und nie Eis kauft – ein richtiger Kniesbüggel!
Doch seine Kinder zeigen ihm, dass es viel wertvoller ist, Freude zu teilen als Münzen zu zählen.
Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.
...
Es war einmal ein Mann, der lebte am Rande von Köln in einem schiefen Häuschen mit einem ebenso schiefen Turm daneben.
Der Turm war uralt, steinern und grau, und alle im Dorf nannten ihn den Kniesbürgerturm.
Denn in diesem Turm lebte Herr Kniesbüggel – ein Mann, der so sparsam war, dass selbst die Mäuse im Keller hungerten.
Herr Kniesbüggel hatte zwei Kinder: den fröhlichen Jungen Emil und seine neugierige kleine Schwester Mia.
Beide waren voller Fantasie und Lachen – doch davon verstand ihr Vater leider nicht sehr viel.
„Papa, können wir Eis essen gehen?“, fragte Mia eines Tages mit leuchtenden Augen.
„Eis schmilzt zu schnell. Das lohnt sich nicht“, brummte Herr Kniesbüggel und stopfte die letzten Reste von altem Brot in ein Glas zur Aufbewahrung.
Emil seufzte.
„Papa, dürfen wir mit dir in die Stadt fahren?“
„Benzin ist teuer. Wir laufen lieber. Spart Schuhsohlen, spart Geld“, murmelte der Vater.
So ging das Tag für Tag.
Herr Kniesbüggel flickte alte Socken mit Spinnwebengarn und ließ Regenwasser in leeren Joghurtbechern sammeln – „für später“, wie er immer sagte.
Aber das „später“ kam nie.
Die Kinder wurden traurig.
Im Turm war es still, nur der Wind pfiff durch die alten Ritzen, und der Staub sammelte sich auf Dingen, die niemand mehr benutzte.
Eines Abends saßen Emil und Mia auf der knarzenden Holztreppe im Turm.
„Ich glaube, Papa weiß gar nicht mehr, wie man Freude teilt“, flüsterte Mia.
„Vielleicht hat er’s vergessen“, meinte Emil, „vielleicht müssen wir es ihm zeigen.“
Am nächsten Morgen hatten die Kinder einen Plan.
Sie schlichen sich aus dem Haus und sammelten bunte Steine, Kastanien und ein paar Blumen.
Dann schmückten sie damit den kleinen Platz vor dem Turm.
„Was macht ihr da?“, rief Herr Kniesbüggel, als er die Tür öffnete.
„Wir bauen ein Fest für dich!“, rief Mia und streckte ihm einen Blütenkranz entgegen.
„Ein Fest? Wozu denn? Das kostet doch nur...“
Doch da blieb ihm der Satz im Hals stecken.
Denn in diesem Moment liefen Kinder aus dem Dorf herbei.
Sie trugen Kekse, kleine Spielsachen, selbstgemalte Bilder.
„Weil ihr nie feiert“, sagte ein kleiner Junge, „dachten wir, wir helfen euch dabei.“
Herr Kniesbüggel sah das erste Mal seit Jahren richtig verwundert aus.
„Und... das alles... ist umsonst?“, stammelte er.
„Nein“, sagte Mia. „Es kostet nur ein Lächeln.“
Da passierte etwas, das lange nicht geschehen war: Herr Kniesbüggel lächelte.
Es war ein kleines, schiefes Lächeln – aber es war echt.
Den ganzen Nachmittag saßen alle vor dem Turm, tranken Limo aus Marmeladengläsern und lachten.
Herr Kniesbüggel holte sogar seine alte Ziehharmonika hervor und spielte ein Lied, das er selbst fast vergessen hatte.
„Ich wusste gar nicht, dass du das kannst!“, rief Emil überrascht.
„Ich wusste es auch fast nicht mehr“, murmelte der Vater, ein wenig verlegen.
Von diesem Tag an war der Turm nicht mehr grau und einsam.
Die Kinder malten bunte Fensterrahmen, der Vater reparierte die Schaukel im Garten, und manchmal – ja, manchmal – gab es sogar Eis.
„Papa, du bist gar kein richtiger Kniesbüggel mehr“, sagte Mia eines Abends.
„Doch, mein Schatz“, sagte Herr Kniesbüggel mit einem Augenzwinkern, „aber jetzt spare ich nicht mehr an den falschen Dingen.“
Und seitdem hieß der Turm zwar immer noch Kniesbürgerturm – aber im Dorf wussten alle, dass dort nun auch das Lachen wohnt.
Auf dieser Webseite findest du tolle Geschichten zum Vorlesen für kleine und große Kindern. Entweder einfach zwischendurch zum Entspannen oder abends als „Gute Nacht“-Geschichte, diese kindergerechten Geschichten passen immer.
Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.
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P.S.: Du kannst Onkel Guidos Geschichten auch auf den folgenden Plattformen anhören.