Waldemar, die kleine Ameise, träumt von einem süßen Schatz. Auf seiner Suche entdeckt er nicht nur Honig, sondern auch eine verletzte Biene, die dringend Hilfe braucht. Gemeinsam erleben sie ein Abenteuer voller Mut, Freundschaft und dem Glück, das man teilt.

Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.

...

Die Sonne schien warm durch die Bäume des Waldes.

Zwischen Moos, Wurzeln und kleinen Blättern wuselte Waldemar, die Ameise, geschäftig hin und her.

Er war fleißig wie immer, doch heute hatte er ein ganz besonderes Funkeln in den Augen.

„Heute werde ich das süßeste Abenteuer meines Lebens erleben!“, murmelte er voller Vorfreude.

Sein Ameisenbau war schon lange auf der Suche nach neuer Nahrung.

Eicheln, Blätter und Samen hatten sie genug, doch die Königin hatte sich neulich seufzend etwas Süßes gewünscht.

„Nur ein winziges Stückchen Zucker … oder Honig … das wäre ein Fest für alle!“

Seitdem träumte Waldemar davon, diesen Wunsch zu erfüllen.

Und so machte er sich auf den Weg.

Er kletterte über Wurzeln, huschte durch Gräser und folgte seiner Ameisennase.

Schon bald erreichte er den Rand des Waldes, wo ein Picknickplatz lag.

Dort entdeckte er einen Korb mit Brot, Obst – und ganz oben ein Glas Honig.

Waldemar blieb wie verzaubert stehen.

„Das ist es!“, rief er leise. „Der süßeste Schatz überhaupt!“

Doch kaum war er näher gekrabbelt, hörte er ein leises Schluchzen.

Neben dem Korb saß eine kleine Honigbiene, die traurig mit den Flügeln wackelte.

„Warum bist du so traurig?“, fragte Waldemar freundlich.

Die Biene seufzte. „Mein Flügel ist verletzt. Ich wollte Nektar sammeln, doch nun kann ich nicht mehr heimfliegen.“

Waldemar dachte kurz nach.

Er war zwar klein, aber er wusste: Ameisen schaffen Großes, wenn sie zusammenhalten.

„Warte hier“, sagte er mutig. „Ich hole Hilfe.“

Er flitzte zurück in den Wald und trommelte seine Freunde zusammen.

Bald kamen zehn Ameisen angelaufen.

Sie bildeten eine kleine Ameisenstraße, hoben die Biene vorsichtig auf ein großes Blatt und trugen sie sicher zu einer Blüte, wo sie ruhen konnte.

„Oh, danke euch“, summte die Biene. „Ihr habt mir so geholfen – dabei wollte ich doch immer euch Ameisen helfen, wenn ihr hungrig seid.“

Waldemar lächelte. „Weißt du was? Vielleicht kannst du uns trotzdem helfen – nur ein kleines bisschen.“

Die Biene nickte dankbar und zeigte auf den Honigtopf beim Picknick.

„Nimm euch ein winziges Tröpfchen. Die Menschen werden es gar nicht merken. Ich helfe euch dabei.“

Gemeinsam schafften sie es, mit einem winzigen Grashalm ein Tropfen Honig aus dem Glas zu holen.

Für Ameisen war es eine ganze Köstlichkeit.

Vorsichtig balancierten Waldemar und seine Freunde den Tropfen zurück in den Ameisenbau.

Die Königin staunte nicht schlecht, als Waldemar stolz den süßen Schatz präsentierte.

„Waldemar, du bist wahrlich ein Abenteurer!“, rief sie erfreut.

Alle Ameisen versammelten sich, um den Honig zu probieren.

Jedes Tierchen durfte mit den Fühlern kosten, und der Bau war erfüllt von glücklichem Summen.

Am Abend kehrte Waldemar noch einmal zur Biene zurück.

Sie war inzwischen etwas erholt und summte freundlich.

„Danke, Waldemar“, sagte sie. „Ohne dich wäre ich allein gewesen.“

„Und ohne dich hätten wir keinen Honig gehabt“, erwiderte er. „Manchmal brauchen eben auch Ameisen Hilfe – und manchmal können sie helfen.“

So schlossen Ameise und Biene eine neue Freundschaft.

Und Waldemar wusste: Das süßeste Abenteuer ist nicht der Honig, sondern die Freude, die man teilt.