Die kleine Lia wundert sich, warum manche Häuser schon leuchten, während andere noch auf ihr Weihnachtsfest warten.

Ihr Papa nimmt sie mit auf eine kleine Reise rund um die Welt – ganz ohne das Zimmer zu verlassen – und zeigt ihr, wie unterschiedlich und wundervoll Weihnachten gefeiert werden kann.

Viel Spaß mit dieser Gute Nacht Geschichte.

...

Die kleine Lia saß am Fenster und sah auf die bunten Lichter draußen.

Einige Häuser strahlten schon seit Tagen, andere waren noch dunkel.

Lia nippte an ihrem warmen Tee und runzelte die Stirn.

„Papa?“, flüsterte sie.

„Feiern alle Kinder auf der Welt gleichzeitig Weihnachten?“

Ihr Papa, der gerade eine Decke über die Couch breitete, sah zu ihr hinüber und lächelte.

„Das ist eine sehr gute Frage, Lia.“

Ein kleiner Fuchs, der sich heimlich unter dem Couchtisch zusammengerollt hatte, hob neugierig den Kopf.

Es sah so aus, als wolle auch er die Antwort hören.

Papa setzte sich neben Lia ans Fenster.

Draußen rieselten leise Schneeflocken.

„Weißt du“, begann er, „die Welt ist sehr groß. Und nicht überall beginnt der Tag zur gleichen Zeit.“

Lia schaute erstaunt.

„Du meinst, wenn es bei uns Abend ist, ist es woanders vielleicht Morgen?“

„Ganz genau“, sagte Papa und tippte sanft auf ihre Nase.

Lia lachte leise.

Der Fuchs machte ein kleines, zufrieden schnaufendes Geräusch.

„Stell dir vor“, fuhr Papa fort, „du reist einmal um die ganze Erde. Dort, wo wir morgens aufstehen, schlafen andere Kinder vielleicht gerade ein.“

Lia dachte kurz nach.

„Heißt das…“, begann sie zögerlich, „dass der Weihnachtsmann schon früher bei manchen Kindern ist?“

„Ja“, sagte Papa. „Und bei anderen später.“

„Und feiern alle überhaupt Weihnachten?“, fragte Lia weiter.

Papa wiegte den Kopf.

„Nicht alle. Manche Familien feiern andere Feste. Manche feiern gar keine. Aber überall auf der Welt gibt es Tage, an denen Menschen zusammenkommen, Licht anzünden, lachen, essen und sich lieb haben.“

Lia lächelte.

„Also haben alle ein bisschen Weihnachten – nur vielleicht an verschiedenen Tagen?“

Papa nickte.

„So kann man es sagen.“

Er stand auf, holte aus dem Regal einen großen Globus und stellte ihn vor Lia auf den Teppich.

Der Fuchs rutschte näher heran und stupste neugierig an die kleine blaue Kugel.

„Hier“, sagte Papa und deutete auf Europa, „feiern viele Menschen am 24. Dezember Weihnachten.“

Er drehte den Globus ein Stück.

„In manchen Ländern gibt es die Geschenke schon morgens. In anderen bringt sie ein Christkind. Wieder woanders ein Weihnachtsmann. Und es gibt Länder, da beginnt das große Fest erst am 25. Dezember.“

Lia folgte mit ihren Fingern den Kontinenten.

Der Globus drehte sich langsam.

„Aber…“, sagte Lia schließlich, „wie schafft der Weihnachtsmann das denn? Er kann doch nicht überall gleichzeitig sein.“

Papa lachte leise.

„Ach Lia. Der Weihnachtsmann hat seine eigenen Wege. Mal ist er schneller, mal nutzt er geheime Pfade, manchmal bekommt er sogar Hilfe von Sternen und Winden.“

Lia sah zum Fenster.

Gerade fegte eine kleine Schneeflockenwolke vorbei, die im Straßenlicht glitzerte.

„Und weißt du“, fügte Papa hinzu, „es gibt Geschichten, in denen der Weihnachtsmann nicht allein reist. Manche erzählen, dass kleine Tiere ihm helfen. Vielleicht sogar ein kleiner Fuchs wie dieser hier.“

Der Fuchs hob stolz den Kopf, als verstünde er jedes Wort.

Lia schmunzelte und kraulte ihn sanft hinter den Ohren.

„Aber Papa“, sagte sie leise, „wenn Kinder nicht gleichzeitig feiern, bedeutet das dann, dass Weihnachten immer wieder neu beginnt?“

„Ja“, sagte Papa weich. „An jedem Ort, in jeder Familie, in jedem Herzen beginnt Weihnachten genau dann, wenn Liebe, Licht und Freude ankommen.“

Lia spürte ein warmes Gefühl in ihrem Bauch.

Sie schaute wieder hinaus.

Ein Haus gegenüber schaltete gerade seine Lichterkette ein.

„Vielleicht feiern die jetzt?“, fragte sie.

„Vielleicht“, lächelte Papa. „Oder sie bereiten sich vor. Auch Vorfreude ist schon ein kleines Fest.“

Der Fuchs tippelte zum Fenster und sah hinaus, als suche er selbst nach den kleinen Weihnachtsmomenten.

„Papa?“, sagte Lia nach einer Weile.

„Ich finde es schön, dass Weihnachten nicht für alle gleich ist.“

„Warum?“, fragte Papa.

„Weil es dann auf der ganzen Welt immer irgendwo glitzert.“

Papa nickte.

„Das hast du schön gesagt, Lia.“

Er hob sie hoch, setzte sie auf seinen Schoß und wiegte sie leicht hin und her.

Der Fuchs kuschelte sich neben ihre Beine.

„Und weißt du, wann für uns Weihnachten ist?“, fragte Papa.

„Wenn wir zusammen sind?“, flüsterte Lia.

„Genau“, sagte Papa.

Sie blieben so sitzen, während draußen der Schnee immer stiller wurde.

Die Welt schien für einen Moment ganz weich zu atmen.

„Papa?“, hauchte Lia schläfrig.

„Ja, mein Schatz?“

„Vielleicht feiert ja irgendwo jetzt gerade jemand Weihnachten. Und vielleicht wünscht er uns heimlich Frohe Weihnachten.“

Papa drückte sie warm an sich.

„Bestimmt“, sagte er. „Und vielleicht schickt er uns gerade ein kleines Licht.“

Lia schloss die Augen.

Der Fuchs legte sich zu ihr und atmete ruhig.

Und für einen ganz leisen Moment fühlte es sich an, als würde die ganze Welt ein einziges glitzerndes Fest sein.