Filou Fuchs findet im Zwielicht des Waldes eine alte Laterne, doch plötzlich ist sie verschwunden.
Auf seiner Suche trifft er leise Schatten, flüsternde Bäume und neue Freunde, die ihm den Weg zum Licht zeigen.
Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.
...
Filou liebte den Abendwald, wenn die Luft nach Moos und Honig roch.
Er trug eine kleine Laterne, die wie ein warmer Stern in seiner Pfote schimmerte.
Jede Nacht zündete er sie an und sagte leise guten Abend zu den Bäumen.
Die Bäume antworteten mit einem sanften Rascheln.
Die Glühwürmchen tanzten wie winzige Funken in der Dämmerung.
Filou setzte sich auf eine Wurzel und hörte dem Wald zu.
Der Wald erzählte von fernen Hügeln und von einem Bach, der Lieder kannte.
Filou lächelte und blinzelte der Laterne zu.
„Bleib bei mir, kleines Licht“, flüsterte er.
Er stand auf, streckte die Pfoten und machte sich auf den Heimweg.
In diesem Moment wehte ein Wind.
Der Wind roch nach Regen und Abenteuer.
Er fuhr durch Filous Fell, kitzelte seine Ohren und huschte weiter.
Filou blinzelte.
Die Laterne hatte aufgehört zu leuchten.
Er sah hinab.
Die Laterne war nicht mehr in seiner Pfote.
Sein Herz machte einen kleinen Hüpfer.
„Oh nein“, sagte Filou.
„Wo bist du hin, kleines Licht.“
Er drehte sich im Kreis und sah nur Schatten, die sich über den Waldgrund legten.
Die Schatten wirkten groß und dann wieder ganz klein.
Filou atmete tief ein.
„Erst einmal ruhig bleiben“, sagte er zu sich.
„Lichter mögen keine Hektik.“
Er lauschte.
Irgendwo knisterte ein Blatt.
Irgendwo tropfte Wasser.
Irgendwo sang eine Amsel ihr letztes Abendlied.
Filou setzte eine Pfote vor die andere und folgte dem sanften Tropfen.
Der Tropfen führte ihn zu einem moosigen Stein.
Dort saß die Schnecke Senni und trank den Tau von einem Blatt.
„Guten Abend, Senni“, sagte Filou.
„Ich habe meine Laterne verloren. Hast du sie gesehen.“
Senni hob die Fühler.
„Etwas Warmes rollte an mir vorbei. Es klang, als kicherte es. Es kullerte zum Bach.“
„Danke, liebe Senni“, sagte Filou.
Er machte sich auf den Weg zum Bach.
Der Bach gluckerte leise, als hätte er ein Geheimnis verschluckt.
Filou kniete sich ans Ufer und flüsterte.
„Lieber Bach, hast du meine Laterne gesehen.“
Der Bach blubberte freundlich.
„Sie kam angerollt und rutschte über einen glatten Stein. Dann blieb sie unten im Schilf hängen. Aber ein Windfaden hob sie wieder auf und trug sie fort.“
„Wohin“, fragte Filou.
„Zum alten Eichenhügel“, murmelte der Bach.
Filou bedankte sich und sprang über Steine, die wie kleine Monde im Wasser lagen.
Seine Pfoten wurden ein wenig nass, doch es fühlte sich tapfer an.
Der Weg zum Eichenhügel war dunkel.
Die Schatten lagen dicht, doch die Sterne wuchsen wie Blumen am Himmel.
Filou spürte, wie seine Angst sich in Neugier verwandelte.
„Vielleicht lernt meine Laterne gerade fliegen“, sagte er.
Ein Käuzchen rief aus der Ferne.
„Huuh“, klang es.
Filou antwortete höflich.
„Guten Abend, Käuzchen. Ich suche meine Laterne. Sie ist klein und mutig.“
Das Käuzchen neigte den Kopf.
„Ich sah sie blinken, als ob sie winkte. Sie folgte den Funken der Glühwürmchen auf den Hügel.“
„Dann bin ich richtig“, sagte Filou.
Er kletterte den Hang hinauf.
Die Eiche stand oben wie eine alte Königin.
Ihre Krone rauschte, und ihre Wurzeln atmeten tief.
„Gute Eiche“, flüsterte Filou.
„Ich habe meine Laterne verloren. Sie ist mein kleines Licht.“
Die Eiche knarrte freundlich.
„Kleines Licht sucht großes Herz. Bist du eines.“
Filou legte die Pfote auf sein Brustfell.
„Ich gebe mir Mühe“, sagte er leise.
Ein Ast senkte sich.
An seinem Ende hing etwas Rundes, das glomm wie ein Schlafstern.
Filou blinzelte und trat näher.
Es war seine Laterne.
Sie steckte zwischen zwei Blättern, als hätte der Baum sie in ein Nest gelegt.
„Da bist du ja“, rief Filou.
„Ich hatte schon Sorge.“
Die Laterne glomm auf, als würde sie lachen.
Filou wollte nach ihr greifen.
Da raschelte es im Gras.
Ein kleiner Dachs lugte hervor.
Sein Fell war wie Nacht und Morgen zugleich.
„Entschuldige“, sagte der Dachs.
„Ich habe deine Laterne gesehen. Ich wollte sie schon holen, aber ich bin nicht gut im Klettern.“
„Macht nichts“, sagte Filou freundlich.
„Wir schaffen es zusammen.“
Der Dachs nickte und stemmte sich gegen den Stamm.
Filou kletterte auf seine breite Schulter.
Von dort erreichte er den Ast.
Er strich der Laterne über das Glas.
„Komm heim“, flüsterte er.
Die Laterne ließ sich lösen und glitt in seine Pfote.
Sie leuchtete, erst zart, dann warm, als wüsste sie, dass sie wieder daheim war.
Filou sprang zurück ins Gras.
„Danke, lieber Dachs“, sagte er.
„Ohne dich hätte ich länger gebraucht.“
Der Dachs schnaubte bescheiden.
„Freunde machen Wege heller“, brummte er.
Filou nickte.
„Magst du ein Stück mit mir gehen. Der Wald ist heute besonders schön.“
„Gern“, sagte der Dachs.
Sie gingen nebeneinander her.
Die Laterne warf einen goldenen Kreis um ihre Pfoten.
Filou erzählte dem Dachs von Senni Schnecke und vom Bach, der Lieder kannte.
Der Dachs erzählte von einer Höhle, in der die Tropfen Geschichten zählen.
Als sie den Bach erreichten, hielt Filou an.
„Danke, lieber Bach“, sagte er.
„Mein Licht ist wieder da.“
Der Bach glitzerte und ließ ein silbriges Kichern hören.
Die Glühwürmchen schwebten herbei und setzten sich in den Schattenrändern nieder.
Sie blieben still, als wollten sie zuhören.
Filou hob die Laterne ein wenig höher.
„Ich glaube, du hast dich nicht verlaufen“, flüsterte er der Flamme zu.
„Du wolltest mir zeigen, wie viele helfen, wenn man ruft.“
Die Flamme nickte fast unsichtbar.
Filou blieb stehen und schaute zum Himmel.
Er erinnerte sich an etwas, das seine Mama ihm einmal gesagt hatte.
„Wenn du im Dunkeln freundlich bleibst, sieht dich das Licht als Ersten.“
„Das ist schön“, sagte der Dachs.
„Sagst du es noch einmal.“
Filou lächelte.
„Wenn du im Dunkeln freundlich bleibst, sieht dich das Licht als Ersten.“
Der Dachs seufzte zufrieden.
„Das merke ich mir.“
Sie kamen an die Stelle, wo Senni Schnecke noch immer Tau trank.
„Gefunden“, rief Filou sanft.
Senni hob die Fühler und nickte langsam.
„Langsam kommt man an. Aber mit Freundschaft geht es schneller.“
Filou lachte leise.
Er setzte sich auf die alte Wurzel, auf der er zu Beginn gesessen hatte.
Die Laterne stellte er neben sich.
Das Licht strich über das Moos wie eine warme Pfote.
„Möchtest du das Schlusslied hören“, fragte der Bach.
Filou nickte.
Der Bach summte.
Das Summen klang wie eine Decke, die jemand über einen schlägt.
Das Käuzchen rief noch einmal und schwieg dann.
Die Glühwürmchen legten ihre kleinen Lichter in die Luft und hielten sie still.
Der Dachs rollte sich ein und schnaufte zufrieden.
Filou spürte, wie seine Augen schwer wurden.
Er zog die Laterne ein wenig näher.
„Danke, dass ihr alle mir geholfen habt“, flüsterte er in den Wald.
Die Bäume raschelten zurück.
„Gern geschehen, kleiner Freund.“
Filou legte den Kopf auf die Pfote.
Seine Laterne brannte nun ganz sanft, als wüsste sie, dass Schlaf nah war.
„Gute Nacht, kleines Licht“, sagte Filou.
Die Flamme nickte und wurde noch ruhiger.
Der Wald atmete tief.
Die Sterne hielten Wache.
Und Filou schlief ein, mit einem Lächeln, das heller war als jede Laterne.
Der Bach summte weiter, leise und freundlich.
So endete die Nacht, still und gut.
Alles war an seinem Platz.
Das Licht, die Freunde und der Mut.
Und der Schlaf kam sanft.
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Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.
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