Fridolin, die kleine Hausspinne, fühlte sich immer wie ein Mitglied der Familie. Doch eines Tages erschreckt Papa ihn mit dem Staubsauger. Zum Glück findet Fridolin ein neues Zuhause bei den lustigen Wollmäusen. Eine warmherzige Gute-Nacht-Geschichte.

...

In einer kleinen Wohnung lebte Fridolin, die Hausspinne.

Er war winzig, schwarz und hatte lange, dünne Beine.

Fridolin hatte sich im Wohnzimmer in der Ecke neben dem Bücherregal ein Netz gesponnen.

Dort fühlte er sich wohl.

Oft hörte er die Kinder lachen, wenn sie auf dem Teppich spielten.

Manchmal schaute er zu, wie Mama Tee einschenkte oder Papa die Zeitung las.

Fridolin dachte: „Das ist meine Familie.“

Er glaubte, dass jeder ihn gernhatte, auch wenn ihn kaum jemand bemerkte.

Eines Morgens aber geschah etwas, das alles veränderte.

Papa holte den Staubsauger hervor.

„Heute wird mal gründlich sauber gemacht“, sagte er.

Als Papa das brummende Gerät anstellte, vibrierte der ganze Boden.

Fridolin zuckte zusammen.

Dann sah er, wie das lange Rohr des Staubsaugers direkt auf sein Netz zusteuerte.

„Oh Schreck!“, piepste Fridolin und kletterte hastig nach oben.

„Fast hätte er mich eingesaugt!“, keuchte er ängstlich.

Papa brummte: „Igitt, eine Spinne in der Ecke.“

Fridolin verstand nun, dass er vielleicht doch nicht zur Familie gehörte.

Traurig kletterte er die Wand entlang, bis er ein kleines Loch unter der Heizung fand.

Dort kroch er hinein, auf der Suche nach einem neuen Zuhause.

Hinter der Heizung war es dunkel und staubig.

Überall lagen kleine graue Wollmäuse, die sich aus Staub, Haaren und Fusseln gesammelt hatten.

Sie waren viel größer als Fridolin und hatten runde, flauschige Körper.

„Wer bist denn du?“, rief eine Wollmaus neugierig.

„Ich heiße Fridolin“, stellte sich die Spinne vor. „Ich dachte, ich gehöre zu den Menschen. Aber Papa wollte mich wegsaugen. Nun suche ich eine neue Familie.“

Die Wollmäuse kicherten.

„Dann bist du hier genau richtig“, sagte die größte von ihnen, die sich Wolli nannte.

„Wir sind zwar Staubmäuse, aber wir haben ein großes Herz. Du kannst bei uns wohnen.“

Fridolin lächelte zum ersten Mal seit dem Schreck.

„Vielen Dank“, sagte er. „Dann spinne ich hier gleich ein Netz, damit es noch gemütlicher wird.“

Er begann feine Fäden zwischen den Wollmäusen zu spannen.

Bald hingen kleine silberne Netze wie Girlanden zwischen den Staubkugeln.

„Oh, das sieht hübsch aus!“, rief eine kleine Wollmaus begeistert.

„Jetzt haben wir ein richtiges Zuhause, einen Staubpalast.“

Von nun an spielte Fridolin oft mit den Wollmäusen.

Sie rollten über den Boden, lachten dabei und ließen sich von Fridolin kitzeln, wenn er mit seinen Beinchen um ihre weichen Körper wuselte.

„Du gehörst zu uns“, sagten die Wollmäuse.

Manchmal hörten sie draußen den Staubsauger brummen.

Dann duckten sich alle eng zusammen.

„Keine Angst“, flüsterte Wolli. „Hier hinten kommt er nicht hin.“

Fridolin fühlte sich sicher und geborgen.

Er verstand, dass Familie nicht nur aus Menschen besteht.

Familie bedeutet, dass man zusammenhält, füreinander da ist und sich wohlfühlt.

Auch wenn man klein ist.

Am Abend, wenn alles still war, lauschte Fridolin dem gleichmäßigen Atem der Wollmäuse.

Er spann ein leises, glitzerndes Fädchen über ihnen, das im Dunkeln funkelte wie ein Stern.

„Das ist unser Glücksstern“, flüsterten die Wollmäuse.

So schliefen sie alle friedlich ein.

Und Fridolin wusste:

Er hatte eine neue Familie gefunden, die ihn mochte, so wie er war.

Gute Nacht, Fridolin.