Jana ist keine gewöhnliche Piratin – sie ist die einzige, die ein stolzes Einhorn an ihrer Seite hat. Nur sie darf auf Lunaris reiten, während alle anderen sich nicht einmal nähern dürfen. Gemeinsam entdecken sie eine geheimnisvolle Insel, wo Mut, Freundschaft und Hilfsbereitschaft zählen.
Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.
...
Die Wellen rauschten sanft gegen den Bug des Schiffes.
Das Segel blähte sich im Wind, und hoch oben kreischte eine Möwe.
Auf dem Deck stand Jana, die Piratenkönigin.
Ihre rote Kopftuchschleife flatterte im Wind, und in ihrer Hand hielt sie ein goldenes Fernrohr.
Doch Jana war keine gewöhnliche Piratin.
Sie war die einzige, die ein Einhorn als Freundin hatte.
Sein Name war Lunaris, und sein Fell schimmerte silbrig-weiß, wie der Mond in einer klaren Nacht.
Seine Mähne glitzerte in Regenbogenfarben, und sein Horn funkelte wie ein Kristall.
Lunaris war stolz, wild – und eigentlich ließ er niemanden in seine Nähe.
Wenn ein neugieriger Pirat es versuchte, schnaubte er gefährlich oder schleuderte den Eindringling mit einem kräftigen Stoß ins Meer.
Doch bei Jana war es anders.
„Na, mein Freund, bereit für ein neues Abenteuer?“, fragte sie sanft.
Lunaris schnaubte leise, als Antwort.
Nur Jana durfte ihn berühren. Nur Jana durfte auf seinen Rücken steigen.
Alle anderen schaute er so finster an, dass selbst die mutigsten Seeleute zurückwichen.
„Das Einhorn gehört wirklich dir“, flüsterten die anderen Piraten ehrfürchtig, wenn Jana mit Lunaris am Strand auftauchte.
Aber Jana gehörte niemandem – und Lunaris auch nicht.
Sie waren Freunde.
Und Freunde gehören immer zusammen.
Eines Abends, als die Sonne glutrot ins Meer sank, kam ihr Steuermann aufgeregt angelaufen.
„Kapitänin Jana! Im Norden gibt es eine Insel, auf der eine süße Quelle sprudeln soll. Manche sagen, sie sei magisch!“
Janas Augen blitzten neugierig.
„Eine Quelle, die Süßes schenkt? Das klingt nach einem Abenteuer für uns, Lunaris!“
Das Einhorn stampfte zustimmend mit dem Huf.
Also segelten sie in die Nacht hinaus.
Die Sterne wiesen ihnen den Weg, und das Wasser funkelte geheimnisvoll.
Am nächsten Morgen erreichten sie die Insel.
Ein dichter Wald lag vor ihnen, und irgendwo darin glitzerte etwas wie flüssiges Licht.
„Hier muss es sein“, murmelte Jana.
Doch kaum hatte sie den ersten Schritt getan, raschelte es.
Eine Horde wilder Piraten kam aus dem Gebüsch gesprungen.
„Ha! Die Quelle gehört uns!“, rief ihr Anführer, ein grimmiger Kerl mit Augenklappe.
Seine Männer stellten sich drohend in den Weg.
Doch Lunaris stellte sich schützend vor Jana.
Mit einem einzigen bösen Blick ließ er die Räuber zurückweichen.
Einige stolperten sogar ängstlich rückwärts in die Büsche.
„Das … das ist doch das gefürchtete Einhorn!“, rief einer. „Niemand darf es reiten!“
„Falsch“, entgegnete Jana ruhig. „Mich darf es reiten lassen. Und wenn ihr klug seid, geht ihr uns aus dem Weg.“
Die Piraten knurrten, aber niemand wagte es, näher zu kommen.
So ritten Jana und Lunaris tiefer in den Wald.
Die Bäume öffneten sich, und vor ihnen lag die Quelle.
Sie glitzerte golden, und das Wasser roch süß wie Honig.
Jana beugte sich vor und kostete vorsichtig.
„Es schmeckt wie der süßeste Traum!“, rief sie begeistert.
Lunaris tauchte seine Lippen ebenfalls hinein und schnaubte zufrieden.
Doch dann hörten sie ein leises Wimmern.
Hinter einem Busch lag ein kleines Piratenmädchen, das von der wilden Bande zurückgelassen worden war.
Sie hatte Angst und sah Jana mit großen Augen an.
„Bitte … ich habe Durst …“, flüsterte sie.
Jana kniete sich hin.
„Keine Sorge, du bekommst auch etwas.“
Sie schöpfte Wasser aus der Quelle und reichte es dem Mädchen.
Lunaris senkte den Kopf und schnupperte vorsichtig.
Zu Janas Überraschung ließ er das Kind seine Mähne berühren – sanft und ohne Zorn.
„Siehst du, Lunaris?“, lächelte Jana. „Manchmal muss man Mut teilen.“
Das Mädchen trank, und ihre Augen begannen zu leuchten.
„Danke, Jana … danke, Einhorn.“
Von diesem Tag an sprach man überall von Jana, der Piratenkönigin.
Nicht nur, weil sie die Einzige war, die ein Einhorn ritt.
Sondern weil sie zeigte, dass wahre Stärke darin liegt, zu helfen – selbst den Schwächsten.
Und Lunaris, das stolze Einhorn, blieb für immer an ihrer Seite.
Denn er wusste: Nur bei Jana war sein Herz zu Hause.
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Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.
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