Ferien am Meer sind etwas ganz Besonderes.

Für Jule werden sie dieses Jahr unvergesslich – denn in einer verborgenen Bucht findet sie eine sprechende Muschel.

Was dahinter steckt, führt sie in ein großes Abenteuer unter Wasser.

Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.

...

Jule liebte das Meer.

Den Geruch von Salz, das Kreischen der Möwen und das Gefühl von warmem Sand unter den Füßen.

Aber das Schönste war: Muscheln suchen.

Sie hatte schon eine ganze Sammlung.

Rosa, weiß, gestreift – kleine und große.

An diesem Morgen war sie besonders früh am Strand.

Der Wind war still, die Wellen plätscherten sanft und weit hinten blinkte etwas zwischen den Steinen.

Jule lief barfuß hin.

Dort lag eine große, schimmernde Muschel.

Sie war blau wie der Himmel und glänzte wie frisch poliert.

Als Jule sie aufhob, hörte sie plötzlich eine leise Stimme:

„Endlich … du hast mich gefunden!“

Jule zuckte zusammen.

„H-Hallo?“, stammelte sie.

„Ich bin Mira, die Muschel. Und ich brauche deine Hilfe.“

Jule sah sich um. Niemand sonst war da.

„Äh … okay. Wobei denn?“, flüsterte sie.

Die Muschel vibrierte ein wenig.

„Ein Spielzeugschiff ist gesunken. Aber nicht irgendeins. Es war das Schiff eines kleinen Kapitäns, der seine Träume darin versteckt hat. Und jetzt ist es fort.“

Jule schluckte.

Das klang nach einem Abenteuer. Und sie liebte Abenteuer.

„Was soll ich tun?“, fragte sie mutig.

„Geh zur Muschelbucht. Dort findest du den Eingang zu einer vergessenen Höhle.“

Jule folgte der Karte, die sich auf wundersame Weise auf der Innenseite der Muschel abzeichnete.

Sie lief an den Dünen vorbei, hinter das große Felsenriff und stand plötzlich vor einer versteckten kleinen Bucht.

Der Sand war goldfarben und zwischen zwei Felsen gähnte ein dunkler Spalt.

„Das muss die Höhle sein“, flüsterte Jule.

Sie kletterte hinein – und landete mit einem Platschen im Wasser.

Aber sie konnte atmen!

„Wie geht das denn?!“, rief sie.

„Ich helfe dir!“, sagte Mira.

„Wow“, murmelte Jule und paddelte weiter.

Unter Wasser leuchtete es in allen Farben.

Fische mit Hüten schwammen vorbei, Seesterne winkten, eine Krabbe fuhr auf einem Seepferdchenkarussell.

Jule lachte.

Doch dann sah sie es.

Ein kleines, bunt bemaltes Holzschiff – verheddert in einem Netz aus Algen.

Jule tauchte hinab und zerrte vorsichtig daran.

Die Algen ließen nur zögerlich los.

Mit einem kräftigen Ruck löste sich das Schiff.

In dem Moment erschien ein Licht.

Ein kleiner Geist – durchsichtig, freundlich – mit einer Kapitänsmütze.

„Danke, Jule. Ich bin Käpt’n Bodo. Dieses Schiff war mein größter Schatz.“

Jule hielt es ihm hin.

„Hier. Es ist wieder frei.“

Käpt’n Bodo nickte.

„Du hast nicht nur mein Schiff gerettet – sondern auch meinen Traum.“

Dann löste er sich in ein helles Funkeln auf – und die Muschel in Jules Hand wurde ganz warm.

„Zeit, zurückzukehren.“

Als Jule aus der Höhle kletterte, war alles wieder wie zuvor.

Nur in ihrer Hand lag die Muschel – und darin ein kleines leuchtendes Symbol:

Ein Mini-Schiffchen aus Licht.

Sie lächelte.

Was für ein Tag.

Und vielleicht … war das ja erst der Anfang.