Kapitel 2: Lichter, Listen und ein kleiner Fuchs

Onkel Guido
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Kapitel 2: Lichter, Listen und ein kleiner Fuchs
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In den nächsten Tagen wurde es immer winterlicher.

Der Schnee blieb liegen.

Die Atemluft wurde weiß, wenn Lina draußen spielte.

Und die Menschen begannen, Lichter in ihre Fenster zu hängen.

Abends, wenn es früh dunkel wurde, spazierte Lina mit Mama und Papa durch die Straßen.

Überall glitzerten Lichterketten.

Manche blinkten bunt.

Andere leuchteten ruhig und warm.

„Es sieht aus“, sagte Lina staunend.

„Als ob die Sterne heruntergefallen sind und an den Häusern kleben.“

Papa lachte.

„So kann man es auch sagen.“

„Siehst du da drüben die großen leuchtenden Sterne?“

„Die hängen jedes Jahr an der alten Bäckerei.“

Lina nickte.

In ihrem Bauch kribbelte es, wenn sie an Weihnachten dachte.

Aber diesmal kribbelte es anders als sonst.

Nicht nur wegen der Geschenke.

Sondern wegen ihres großen Wunsches.

Dass alle ein bisschen Weihnachten fühlen sollten.

Eines Nachmittags saß Lina an ihrem kleinen Schreibtisch in ihrem Zimmer.

Vor ihr lag ein Blatt Papier.

Oben hatte sie schon „Mein Wunschzettel“ geschrieben.

Daneben hatte sie einen Stern gemalt.

Sie tippte den Stift gegen die Lippen.

Was sollte sie aufschreiben?

Natürlich fiel ihr viel ein.

Bücher.

Ein neues Kuscheltier.

Vielleicht noch ein kleines Puppenhaus.

Aber ihr größter Wunsch war unsichtbar.

Er passte in keine Geschenkeschachtel.

„Lieber Weihnachtsmann“, schrieb sie.

„Ich wünsche mir, dass alle Kinder und großen Leute ein bisschen Weihnachten im Herzen haben.“

„Dass niemand ganz alleine sein muss.“

„Und dass wir nett zueinander sind.“

Sie stutzte.

Dann fügte sie einen neuen Satz hinzu.

„Und wenn dann noch Platz ist, hätte ich gern ein Buch mit Wintergeschichten.“

Lina grinste.

„Sonst denkt der Weihnachtsmann noch“, murmelte sie.

„ich wünsche mir gar nichts für mich.“

Draußen hörte sie ein leises Geräusch.

Wie Schnee, der auf eine Mauer rutscht.

Oder wie kleine Pfoten im Garten.

Lina stand auf und ging zum Fenster.

Im Schnee hinter dem Haus stand wieder der kleine Fuchs.

Seine Nase schnupperte in der kalten Luft.

Er schien etwas zu suchen.

Lina öffnete ein wenig das Fenster.

Die kalte Luft strömte herein und ließ sie kurz zittern.

„Hallo du“, flüsterte sie.

„Bist du wieder da?“

Der Fuchs schaute hoch.

Seine Ohren zuckten.

Er kam ein paar Schritte näher.

Seine Pfoten hinterließen kleine Mulden im weichen Schnee.

Lina lehnte sich auf die Fensterbank.

„Weißt du“, sagte sie leise.

„Ich hab mir etwas gewünscht.“

„Nicht nur für mich, sondern für alle.“

„Findest du das seltsam?“

Der Fuchs setzte sich hin.

Er legte den Kopf schief und sah sie mit dunklen Augen an.

Für einen Moment war es so, als würde er verstehen, was sie sagte.

Als würde er wissen, dass in diesem Haus ein Kind wohnte, das etwas Großes im Herzen trug.

Dann hörte Lina Mamas Stimme von unten.

„Lina, kommst du bitte?“

„Wir möchten mit dir etwas besprechen.“

Lina nickte dem Fuchs zu.

„Ich muss runter.“

„Aber du kannst gern wiederkommen.“

Sie schloss das Fenster und lief die Treppe hinunter.

Im Wohnzimmer standen Mama und Papa an einem großen Karton.

„Was ist das?“, fragte Lina neugierig.

„Unser Weihnachtskisten Schatz“, sagte Papa geheimnisvoll.

„Die ganzen Sachen für die Deko“, erklärte Mama.

„Und noch etwas ganz Besonderes.“

Sie öffnete den Karton.

Oben lag der vertraute Adventskranz mit den vier Kerzen.

Die Tannenzweige wurden jedes Jahr erneuert, aber der Kranz selbst war schon alt und lieb.

Darunter waren Holzsterne, kleine Engel, goldene Fäden, ein Glas mit Zimtstangen und getrockneten Orangenscheiben.

Alles roch nach Weihnachten.

„Und das hier“, sagte Papa und holte eine kleine, etwas schiefe Krippe hervor.

„Die hat Opa damals selbst geschnitzt.“

Lina streckte vorsichtig die Hand aus.

Die Figuren waren klein, aber liebevoll gemacht.

Das Kind im Stall.

Maria und Josef.

Ein Ochse, ein Esel.

Und ein paar Schäfchen.

„Wir möchten dieses Jahr“, sagte Mama leise.

„Weihnachten ein bisschen anders feiern.“

Lina sah erstaunt auf.

„Wie anders?“, fragte sie.

Papa setzte sich zu ihr auf den Teppich.

„Weißt du, manchmal denkt man ja, Weihnachten wäre nur dann schön, wenn man viele neue Sachen bekommt.“

„Aber es ist auch schön, wenn man etwas weitergibt.“

„Wir haben überlegt, dass wir in der Adventszeit jeden Sonntag etwas tun, womit wir anderen eine Freude machen.“

Lina spürte ein warmes Kribbeln im Bauch.

Ein bisschen wie beim Wunschzettel.

„Was denn zum Beispiel?“, fragte sie.

„Vielleicht backen wir Plätzchen und bringen sie der alten Frau im Nachbarhaus“, schlug Papa vor.

„Sie ist oft allein.“

„Oder wir geben Spielsachen, die du nicht mehr brauchst, an eine Sammelstelle für Kinder, die weniger haben“, sagte Mama.

„Und wir besuchen Opa in seinem neuem Zuhause“, fügte Lina schnell hinzu.

„Er sagt immer, die Adventssonntage sind so lang.“

Mama und Papa lächelten.

„Das ist eine wunderbare Idee“, sagte Mama.

„Siehst du“, meinte Papa.

„So fühlt sich Weihnachten sinnvoll an.“

„Wenn wir nicht nur an uns denken, sondern auch an andere.“

Lina nickte eifrig.

Sie dachte an die einsame Nachbarin.

An die Kinder, die vielleicht keinen großen Baum hatten.

Und an ihren Wunschzettel.

Vielleicht war das der Anfang.

Der Anfang von einem Weihnachten, das größer war als alle Geschenke zusammen.

Draußen schlich der kleine Fuchs am Gartenzaun entlang.

Er blieb kurz stehen und sah zum Fenster.

Im Haus lachten Stimmen durcheinander.

Lichter wurden angezündet.

Es roch nach Keksen und nach Zimt.

Der Fuchs nieste, weil ein Schneeflöckchen auf seiner Nase gelandet war.

Dann trottete er zufrieden weiter.

Der Schnee knirschte leise unter seinen Pfoten.


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… ich komme aus dem schönen Köln, bin selbst Vater und seit neustem auch Opa. :) Auf dieser Seite findest du Geschichten für Kinder und Erwachsene. Schön, dass du da bist!
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