Kara träumt von Pferden, seit sie denken kann.
Aber Reitstunden sind teuer – zu teuer für ihre Familie.
Gerade als Kara ihren Traum fast aufgeben will, begegnet sie einem kleinen Pony mit frechem Blick und einem großen Herzen.
Und plötzlich beginnt ein neues Kapitel voller Heu, Hufe und Hoffnung.
Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.
...
Kara liebte Pferde mehr als alles andere auf der Welt.
Wenn sie an Pferde dachte, kribbelte es in ihrem Bauch wie von lauter kleinen Schmetterlingen.
Ihre Augen leuchteten, wenn sie ein Pferd nur aus der Ferne sah, und manchmal galoppierte sie barfuß durch den Garten, so schnell sie konnte – mit wehendem Haar und ausgestreckten Armen wie Flügel.
„Eines Tages werde ich reiten“, flüsterte sie oft in den Himmel.
Aber dieser Traum war nicht so leicht zu erfüllen.
Kara lebte mit ihren Eltern in einem kleinen Haus am Waldrand.
Sie hatten nicht viel Geld, und der Reitunterricht auf dem nahen Reiterhof war einfach zu teuer.
„Ach Kara, wir würden es dir so gern ermöglichen“, sagte ihre Mama, wenn Kara sehnsüchtig auf den Hof zeigte.
„Ich weiß“, antwortete Kara leise und umklammerte ihren selbst gebastelten Steckenpferd-Stab.
Doch tief in ihrem Herzen leuchtete der Wunsch weiter.
Eines Spätsommernachmittags schlich Kara wieder am Reiterhof vorbei.
Sie liebte den Geruch von frischem Heu, das entfernte Schnauben und das rhythmische Klappern von Hufen auf Holz.
Plötzlich blieb sie stehen.
Ein kleines, zotteliges Pony mit schelmischen Augen stand allein am Zaun und starrte sie an.
„Na du?“, sagte Kara und trat langsam näher.
Das Pony schnaubte und streckte neugierig den Kopf durch das Gatter.
„Du bist ja ein Süßer“, flüsterte Kara, „wie heißt du denn?“
„Muckel“, erklang eine Stimme hinter ihr.
Kara drehte sich erschrocken um.
Eine Frau mit wetterfester Jacke und einem herzlichen Gesicht stand da und lächelte.
„Ich bin Frieda. Muckel ist unser kleiner Wirbelwind.“
„Ich... ich liebe Pferde“, stammelte Kara. „Aber ich kann leider nicht reiten.“
Frieda schaute sie nachdenklich an.
Dann nickte sie langsam. „Was würdest du sagen, wenn du auf dem Hof helfen dürftest? Im Stall, beim Füttern, beim Putzen – und als Dank darfst du Zeit mit den Ponys verbringen.“
Karas Augen wurden groß wie zwei Vollmonde.
„Echt jetzt?!“
„Echt jetzt“, sagte Frieda mit einem Augenzwinkern.
Noch am selben Abend erzählte Kara alles ihren Eltern.
„Du darfst helfen?“, fragte der Papa erstaunt.
„Und reiten lernen?“, ergänzte die Mama mit glasigen Augen.
Kara nickte. „Ich weiß, es ist kein richtiger Unterricht. Aber es ist ein Anfang. Und ich bin so, so glücklich.“
„Dann ist es genau das Richtige“, sagte ihr Papa und nahm sie in den Arm.
Am nächsten Tag begann Karas neues Leben.
Sie fegte den Stall, schleppte Heuballen, schrubbte Tränken und wusch Sättel mit duftender Seife.
Sie lernte, die Hufe zu säubern und Mähnen zu entwirren.
„Pferde merken, wenn man sie wirklich liebt“, sagte Frieda einmal. „Dann öffnen sie ihr Herz.“
Und tatsächlich: Die Tiere kamen freiwillig zu Kara, legten ihre Köpfe an ihre Schulter oder schnaubten leise, wenn sie näher kam.
Vor allem Muckel wich nicht mehr von ihrer Seite.
Sie führte ihn spazieren, streichelte seine Stirn und erzählte ihm ihre geheimsten Wünsche.
„Eines Tages, mein Freund, reite ich über eine Wiese und du bist mein treuer Begleiter.“
Muckel kaute genüsslich auf einem Grashalm und stupste sie an.
Viele Wochen vergingen.
Und dann, an einem goldenen Herbstmorgen, stand Frieda mit einem breiten Lächeln vor Kara.
„Du hast dir etwas verdient, finde ich.“
„Was denn?“, fragte Kara überrascht.
Frieda deutete auf Muckel.
„Du wirst heute deine erste Reitstunde bekommen.“
Kara hielt die Luft an.
„Wirklich?“
„Wirklich. Ich führe ihn am Zügel, du sitzt oben – ganz ruhig und sicher. Es ist dein Moment.“
Mit zitternden Knien stieg Kara in den Sattel.
Der Wind spielte mit ihrem Haar, und die Welt schien für einen Augenblick stillzustehen.
Muckel setzte sich langsam in Bewegung.
Seine Schritte waren weich wie Wolken.
Kara schloss die Augen und lächelte.
„Ich fliege...“, flüsterte sie.
Frieda sah zu ihr hoch und sagte: „Du reitest. Und du hast es dir mit deinem Herzen verdient.“
An diesem Abend lag Kara im Bett, ganz still.
Ihre Haare dufteten noch nach Heu, und ihre Hände waren müde, aber glücklich.
Sie dachte an Muckels warme Augen und an das Gefühl, getragen zu werden.
Und dann, ganz leise, flüsterte sie:
„Danke, liebes Leben.“
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Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.
…
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