Seit Kara auf dem Reiterhof hilft, ist jeder Tag ein kleines Abenteuer.
Doch eines Morgens folgt sie Muckel auf einen verborgenen Pfad, tief hinein in den Wald.
Was sie dort findet, verändert alles – und zeigt ihr, dass Freundschaft und Fantasie Wege öffnen, die kein Geld der Welt kaufen kann.
Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.
...
Kara war inzwischen ein fester Teil des Reiterhofs.
Jeden Nachmittag nach der Schule zog sie ihre Stallschuhe an, band sich die Haare zusammen und eilte zu den Ponys.
Am liebsten war sie bei Muckel, dem zotteligen Pony, das sie besser verstand als manche Menschen.
„Na du, heute Lust auf ein Abenteuer?“, fragte Kara eines Tages und kraulte seine Stirn.
Muckel wieherte leise und stieß sie mit der Nase an.
Frieda, die Hofleiterin, lachte.
„Ich glaube, er hat dir gerade Ja gesagt.“
An diesem Tag war der Stall schnell gemacht.
Das Heu war verteilt, die Boxen frisch eingestreut.
„Darf ich mit Muckel raus?“, fragte Kara.
„Natürlich. Aber bleib auf dem bekannten Weg – und achte auf die Schatten. Der Herbst ist früh heute.“
Kara nickte.
Sie führte Muckel an der Leine durch das alte Holztor und über die weichen Waldpfade.
Die Blätter leuchteten in goldenen Farben, und die Luft roch nach Moos und Holz.
Doch plötzlich blieb Muckel stehen.
Er drehte den Kopf zur Seite und schnaubte.
„Was ist los?“, fragte Kara.
Da sah sie es auch: Ein schmaler Trampelpfad, fast versteckt hinter einem Vorhang aus Farnen und Zweigen.
„Den hab ich hier noch nie gesehen…“
Muckel schnaubte erneut – und ging los.
„Na gut, du kleiner Entdecker“, flüsterte Kara und folgte ihm.
Der Pfad war weich und geheimnisvoll.
Vögel sangen, und Sonnenflecken tanzten auf dem Boden.
Nach einer Weile lichtete sich der Wald – und Kara stockte der Atem.
Vor ihr lag eine kleine Lichtung, überzogen mit weichem Gras.
Ein alter Baumstamm bildete eine natürliche Sitzbank, und rundherum standen wilde Apfelbäume.
In der Mitte: Hufspuren. Frisch.
„Was ist das hier?“, flüsterte Kara ehrfürchtig.
Muckel lief in die Mitte der Lichtung und wälzte sich genüsslich im Gras.
„Du kennst diesen Ort, stimmt’s?“
Ein Rascheln ließ Kara aufhorchen.
Frieda trat aus dem Dickicht, ein geheimnisvolles Lächeln auf dem Gesicht.
„Ich hab’s mir fast gedacht, dass er dich herführt.“
„Was ist das hier?“, fragte Kara.
„Das ist der geheime Pferdepfad. Früher ritten wir hier mit den Ponys, wenn wir einen ganz besonderen Tag hatten. Aber er ist nur für jene bestimmt, die wirklich zuhören können.“
„Zuhören?“
„Nicht mit den Ohren – mit dem Herzen.“
Kara sah zu Muckel.
„Dann hat er mich gewählt…?“
Frieda nickte.
„Und ich glaube, du darfst heute das tun, wovon du immer geträumt hast.“
Sie hob den Sattel vom Baumstamm und half Kara hinauf.
Muckel stand ruhig, fast ehrfürchtig.
Und dann trug er sie im Schritt über die weiche Lichtung.
Die Sonne schien durch das goldene Blätterdach.
Kara spürte jede Bewegung, jeden Atemzug – als wären sie eins.
„Das ist… das ist schöner als alles, was ich mir je erträumt habe“, flüsterte sie.
Als sie abstieg, umarmte sie Muckel fest.
„Danke, du wundervolles Pony.“
Frieda legte eine Hand auf ihre Schulter.
„Manche Wege öffnen sich nur, wenn man wirklich glaubt. Du bist diesen Weg mit offenem Herzen gegangen. Und Muckel hat dir vertraut.“
An diesem Abend, als Kara im Bett lag, konnte sie das Lächeln nicht unterdrücken.
Sie hatte einen geheimen Pfad entdeckt – und vielleicht auch ein kleines Stück ihrer Bestimmung.
Und sie wusste: Manche Träume beginnen genau da, wo der Mut anfängt.
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Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.
…
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