An einem heißen Sommertag entdeckt Lilli eine magische Eisdiele, in der nicht alles so ist, wie es scheint. Ein fliegendes Erdbeereis nimmt sie mit auf ein Abenteuer hoch oben über den Wolken.

Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.

...

Lilli war sieben Jahre alt, hatte Sommersprossen auf der Nase und liebte Erdbeereis mehr als alles andere auf der Welt.

An besonders warmen Tagen durfte sie mit Mama zur kleinen Eisdiele am Marktplatz gehen.

Dort duftete es nach Vanille, Waffeln und frischer Minze.

Aber an diesem Samstag war etwas anders.

Die Eisdiele hatte einen neuen Stand direkt neben der alten Buche aufgebaut – ein kleiner, runder Wagen mit rosa Dach, goldenen Rädern und einer winzigen Glocke.

Ein Schild blinkte in der Sonne:

„Eis wie im Traum – nur heute!“

Lilli zog Mama am Arm.

„Bitte, bitte – nur eine Kugel von da!“

Mama nickte und Lilli stellte sich an.

Der Verkäufer war ein älterer Mann mit Rauschebart, einer grünen Schürze und funkelnden Augen.

„Was darf’s denn sein, junge Dame?“ fragte er freundlich.

„Erdbeereis, bitte“, sagte Lilli wie aus der Pistole geschossen.

Der Mann nickte, nahm eine silberne Kelle – und tauchte sie in eine Schale, die ganz leicht leuchtete.

Er setzte die Kugel vorsichtig in eine knusprige Waffel.

Doch bevor Lilli „Danke“ sagen konnte, passierte etwas Unglaubliches.

Die Kugel hob ab.

Langsam.

Ganz sachte.

Sie schwebte einfach aus der Waffel heraus – und fing an zu leuchten wie eine kleine Sonne!

„Halt! Mein Eis!“ rief Lilli und sprang hinterher.

Doch statt zu fallen, schwebte sie selbst ein kleines Stück vom Boden ab – ihre Füße berührten die Luft wie Watte.

Und ehe sie „Mama!“ rufen konnte, war sie schon oben – über dem Marktplatz, über den Dächern, mitten in den Himmel hinein.

Das fliegende Erdbeereis zog sie mit sich.

Wolken zogen vorbei wie Zuckerwatte.

Die Sonne kitzelte ihr in den Nacken.

Neben ihr flatterten Schmetterlinge mit Glitzerflügeln, und ein freundlicher Vogel mit Brille rief:

„Willkommen im Wolkenland!“

Lilli traute ihren Augen kaum.

Da waren Gärten aus Waffelröllchen, Bäume aus Himbeerschaum, und in der Ferne ein Schloss, das ganz aus Sahne gebaut war.

In einem Wolkenbus saßen lauter Tiere in Badehosen – ein Nilpferd, ein Fuchs und ein Tukan mit Sonnencreme auf der Nase.

„Ist das alles echt?“ flüsterte Lilli.

Das Erdbeereis drehte sich langsam um sich selbst und funkelte.

„Nur für Kinder, die noch träumen können“, piepste es mit glockenklarer Stimme.

Im Schloss angekommen wurde Lilli mit einem Löffel-Zepter empfangen.

Ein Schokoladen-König verbeugte sich tief.

„Du hast das mutige Eis erwischt – willkommen, kleine Erdbeerkönigin.“

Lilli musste lachen.

Alles war so wunderbar verrückt, dass ihr Herz hüpfte wie eine Gummibärchen-Feder.

Aber irgendwann wurde der Himmel ein bisschen dunkler.

Ein leiser Wind wehte.

Und Lilli spürte, dass es Zeit war, zurückzukehren.

Das Erdbeereis – nun etwas kleiner, aber immer noch leuchtend – setzte sich auf ihre Handfläche.

„Bereit, zurück nach Hause?“

Lilli nickte.

In einem sanften Sog wurde sie hinabgetragen – durch die Wolken, vorbei an einer winkenden Möwe, an Glockenblumen mit Gesichtern und an einem Regenbogen, der ihr „Bis bald!“ zurief.

Als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte, stand sie neben dem Eiswagen.

Mama kam gerade mit einer Kugel Vanille zurück.

„Da bist du ja. Du hast so verträumt ausgesehen – alles gut?“

Lilli nickte still und lächelte.

Sie schaute zur Waffel in ihrer Hand – das Eis war ganz normal.

Aber ganz tief in der Kugel blitzte etwas Rosa, das wie ein Geheimnis flackerte.

„Ja, Mama“, sagte sie leise. „Alles ist ganz wunderbar.“