Manchmal braucht es nur einen Schritt ins Grüne – und schon beginnt das größte Abenteuer.

So geht es Lina, als sie eines Tages einem funkelnden Licht im Wald folgt.

Dort entdeckt sie etwas, das sie nie für möglich gehalten hätte: einen geheimen See voller Magie.

Doch etwas stimmt nicht – und nur Lina kann helfen.

Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.

...

Lina liebte den Wald.

Er duftete nach Moos, raschelte geheimnisvoll und ließ die Sonnenstrahlen wie Gold auf den Boden tanzen.

An diesem Nachmittag aber war etwas anders.

Ein leises Glitzern zuckte zwischen den Bäumen hindurch.

„Was war das?“, flüsterte Lina und folgte neugierig dem Licht.

Sie kletterte über einen umgestürzten Baumstamm, schob Zweige zur Seite und stand plötzlich vor einem kleinen See.

Das Wasser war klar wie Glas und schimmerte in allen Farben des Regenbogens.

Und am Ufer – da standen sie: drei Einhörner.

„Oooooh …“, machte Lina leise.

Die Einhörner waren weiß wie Schnee, mit glitzernden Hufen und Mähnen, die im Wind leuchteten.

Eines von ihnen blickte Lina direkt an.

Seine Augen waren warm und traurig.

Es trat einen Schritt auf sie zu, beugte sich leicht hinab und berührte mit seiner Schnauze Linas Stirn.

In diesem Moment spürte Lina plötzlich: Sie verstand das Einhorn!

„Der See ist in Gefahr“, sagte das Einhorn in ihrem Kopf.

„Was meinst du?“, flüsterte Lina.

Das Einhorn wandte sich um und zeigte mit seinem Horn auf das Wasser.

Tatsächlich – es war nicht mehr so klar wie zuvor.

Graue Schlieren zogen sich hindurch, als würde jemand Tinte hineintropfen.

„Der Glitzer verschwindet“, sagte das Einhorn. „Wenn das geschieht, verlieren wir unsere Kraft.“

„Was kann ich tun?“, fragte Lina.

Das Einhorn nickte langsam.

„Nur wer an Magie glaubt, kann sie bewahren.“

Lina schluckte.

Sie war acht. Und manchmal sagte Papa: „Magie gibt’s doch nicht, Lina.“

Aber wenn sie hier stand, mitten im Wald, mit Einhörnern vor sich – wie konnte das nicht echt sein?

Sie schloss die Augen.

Sie dachte an die Glitzertropfen, die manchmal morgens auf dem Gras lagen.

An den Schmetterling, der neulich auf ihrer Nase gelandet war.

Und an Omas Geschichten, die nie zu Ende erzählt waren, damit sie weiter träumen konnte.

Als Lina die Augen wieder öffnete, war der See heller.

„Das war gut“, sagte das Einhorn.

„Aber es reicht noch nicht.“

Da fiel Linas Blick auf einen kleinen, dunklen Schatten am Ufer.

Ein Holzbrett, eine Plastikflasche – Müll!

Sie lief hin, sammelte alles auf und warf es in ihren Rucksack.

„Wird es jetzt besser?“

Die Einhörner schnupperten.

Dann begannen sie, sich im Kreis um den See zu drehen.

Ihr Galopp war leise wie das Knistern eines Lagerfeuers.

Und mit jedem Schritt wurde das Wasser klarer.

„Du hast geholfen“, sagte das Einhorn. „Du glaubst. Du schützt.“

Lina wurde ganz warm ums Herz.

„Kann ich wiederkommen?“, fragte sie leise.

Das Einhorn trat nah heran.

„Immer, wenn du an uns denkst.“

Es stupste sie sanft mit seiner Nase.

„Du trägst jetzt ein bisschen von unserem Glanz in dir.“

Lina lachte.

Sie drehte sich noch einmal um, sah, wie die Einhörner leise ins Wasser glitten und davonzogen – wie funkelnde Träume.

Dann machte sie sich auf den Heimweg.

Mit glitzernden Augen. Und einem kleinen, magischen Geheimnis.