Was wäre, wenn der Sand am Strand zaubern könnte? Wenn jedes Lied, das man summt, einen Wunsch erfüllt? Lina entdeckt genau das - und erlebt einen Tag, den sie nie vergessen wird.

Viel Spaß mit dieser Sommergeschichte zum Träumen.

...

Lina liebte den Strand. Den warmen Sand zwischen den Zehen, das Rauschen der Wellen und das glitzernde Meer. An diesem Morgen war sie früh aufgewacht und mit Mama losgezogen, um Muscheln zu sammeln.

Sie hatte schon eine ganze Handvoll in ihrem kleinen Eimer, als sie plötzlich eine ganz besondere Muschel entdeckte. Sie war golden schimmernd, ein bisschen größer als die anderen und – das war das Seltsame – sie vibrierte ganz leicht, als Lina sie aufhob.

„Mama, schau mal! Die ist irgendwie … lebendig!“

Mama lächelte. „Das ist bestimmt eine ganz besondere Muschel. Vielleicht ist das eine Zaubermuschel.“

Lina kicherte. „Wenn sie zaubern kann, wünsche ich mir, dass heute nie endet.“

Doch da passierte es. Die Muschel leuchtete ganz kurz auf - ein winziges Glimmen, kaum zu sehen.

Lina hielt den Atem an.

„Hast du das gesehen?“ flüsterte sie.

Mama hatte es nicht bemerkt, aber Lina wusste: Diese Muschel war besonders.

Sie setzte sich auf ihr Strandtuch, hielt die Muschel fest in der Hand und begann leise zu summen. Erst ein Lied, das sie von ihrer Oma kannte. Dann eines, das sie sich selbst ausdachte.

Und plötzlich – plopp – stand neben ihr ein kleiner, durchsichtiger Fisch. Er schwebte in der Luft wie eine Seifenblase und sah sie freundlich an.

„Danke für dein Lied“, sagte der Fisch mit heller Stimme. „Du darfst dir einen Wunsch aussuchen.“

Lina staunte. „Du kannst sprechen! Und du bist echt!“

Der Fisch nickte. „Aber nur, wenn du singst. Denn der Zaubersand hört nur auf Musik.“

Lina überlegte. Was sollte sie sich wünschen? Eine Eiswaffel? Einen Delfin? Oder ein fliegendes Surfbrett?

Dann schaute sie zu Mama, die gerade eine Muschel an ihre Ohrmuschel hielt, als wolle sie dem Meer zuhören.

„Ich wünsche mir“, sagte Lina schließlich, „dass Mama heute noch einmal so lachen kann wie früher, als sie klein war.“

Der Fisch lächelte. „Ein schöner Wunsch.“

Und plopp - war er verschwunden.

Keine Minute später hörte Lina ein lautes Lachen. Mama lag im Sand, beide Arme ausgebreitet, und ließ sich die Wellen über die Füße rollen.

„Lina! Komm! Die Wellen kitzeln!“

Lina rannte zu ihr, und sie lachten zusammen, lauter als der Wind.

An diesem Abend, als die Sonne unterging, sagte Mama: „Das war einer der schönsten Tage seit Langem.“

Lina drückte die Muschel fest an sich. Sie hatte ihren Wunsch nicht verraten - aber er war wahr geworden.

Und als sie einschlief, summte sie leise ein neues Lied.

Man weiß ja nie, ob der Zaubersand wieder zuhört.