

In einer verschneiten Winternacht fragt sich die kleine Nele, warum der Weihnachtsmann eigentlich manchmal durch den Kamin kommt.
Ihr Opa kennt eine ganz besondere Geschichte darüber, und gemeinsam entdecken sie ein kleines Weihnachtsgeheimnis voller Wärme und Magie.
Viel Spaß mit dieser Gute Nacht Geschichte.
...
In einer stillen Dezembernacht saß die kleine Nele am Fenster.
Vor ihr tanzten Schneeflocken wie glitzernde Federn durch die Luft.
Der Mond leuchtete weich auf die Dächer ihres Dorfes.
Nele liebte den Dezember.
Er duftete nach Plätzchen, roch nach Kerzen und fühlte sich an wie ein warmes Lied.
Doch heute hatte sie eine Frage im Kopf, die einfach nicht verschwinden wollte.
Sie sah zum Kamin im Wohnzimmer, in dem ein kleines Feuer prasselte.
Der Sessel ihres Opas stand direkt daneben.
Opa holte gerade zwei warme Becher Kakao aus der Küche.
Nele hüpfte aufgeregt auf und ab.
„Opa“, sagte sie, als er den Kakao abstellte, „warum kommt der Weihnachtsmann manchmal eigentlich durch den Kamin?“
Opa setzte sich in seinen Sessel, legte eine Decke über seine Knie und lächelte geheimnisvoll.
„Ah“, sagte er leise, „das ist eine Geschichte, die man nur erzählt, wenn der Winter ganz aufmerksam zuhört.“
Nele setzte sich sofort zu ihm aufs Sofa.
In diesem Moment huschte ein kleiner, orangefarbener Fuchs am Fenster vorbei und verschwand unter der Bank vor dem Kamin.
Er rollte sich dort zusammen und schloss die Augen, als wolle auch er die Geschichte hören.
Opa zwinkerte dem Fuchs zu, als sei er ein alter Bekannter.
Dann begann er.
„Weißt du, Nele“, sagte er, „vor vielen, vielen Jahren, als der Winter noch jung war, gab es einen Abend, an dem der Weihnachtsmann ein großes Problem hatte.“
Nele machte große Augen.
„Ein Problem? Der Weihnachtsmann?“
„Ja“, sagte Opa. „Denn damals gab es nur sehr wenige Häuser mit Türen, die sich leise öffnen ließen. Manche klemmten, manche quietschten, manche hatten schwere Riegel. Und der Weihnachtsmann wollte die Kinder nicht wecken.“
Nele nickte ernst.
Der kleine Fuchs hob kurz den Kopf, als wolle er sagen: Das klingt logisch.
Opa fuhr fort.
„Der Weihnachtsmann saß also eines Abends auf seinem Schlitten. Der Schnee funkelte wie heute, und seine Rentiere schnaubten in den kalten Himmel. Doch als er das erste Haus erreichte, merkte er, dass die Haustür festgefroren war.“
Nele stellte sich vor, wie der Weihnachtsmann an einer eiskalten Tür rüttelte und schauderte.
„Da stand er also“, sagte Opa, „mit seinem großen Sack voller Geschenke. Und er wollte doch unbedingt pünktlich sein. Denn die Kinder sollten am Morgen strahlen.“
„Und was hat er gemacht?“, flüsterte Nele.
„Er sah sich um. Und plötzlich bemerkte er etwas. Auf dem Dach war ein kleiner Schornstein. Und aus dem Schornstein stieg ein besonders warmer Funken auf. Ein Funken, der aussah, als hätte er ein Lächeln.“
Nele lächelte.
„Ein Funken mit einem Lächeln?“
„Nun ja“, sagte Opa leise, „wenn du genau hinschaust, kannst du manchmal sehen, wie Funken tanzen. Und dieser Funken tanzte besonders freundlich.“
Der Fuchs streckte die Pfoten aus und schien den warmen Kaminfunken zu beobachten.
„Also stieg der Weihnachtsmann aufs Dach“, erzählte Opa, „und der Funke führte ihn zu dem Schornstein hin. Er leuchtete den Weg, damit der Weihnachtsmann nicht stolperte.“
Nele konnte es genau vor sich sehen: der Weihnachtsmann, der vorsichtig über das Dach ging, begleitet von einem kleinen, fröhlichen Funken.
„Als der Weihnachtsmann in den Schornstein hinabsah, dachte er: Das ist eng. Aber der Funke flackerte mutig und zeigte ihm, wie er sich klein machen konnte.“
„Wie klein denn?“, fragte Nele und hielt Daumen und Zeigefinger dicht zusammen.
Opa lachte leise.
„Nicht ganz so klein. Aber klein genug, um sanft hinabzugleiten. Der Weihnachtsmann konnte das nämlich. Ein kleiner Zauber lag immer über ihm, gerade so viel, wie er brauchte.“
Nele nickte.
Über dem Kamin funkelten echte kleine Funken, als wollten sie sagen: Diese Geschichte stimmt.
„So rutschte der Weihnachtsmann also durch den Schornstein“, sagte Opa, „landete weich vor dem Kamin und stellte die Geschenke neben den Weihnachtsbaum. Und er freute sich so sehr, dass der Funke ihm geholfen hatte.“
„Und seitdem kommt er durch den Kamin?“, fragte Nele.
Opa schüttelte sanft den Kopf.
„Nein, nicht immer“, sagte er. „Aber manchmal. Immer dann, wenn der Weihnachtsmann merkt, dass ein Kamin ein warmes Herz hat. Wenn aus ihm Funken tanzen, die freundlich sind. Oder wenn er spürt, dass ein Kind besonders fest an Weihnachtsträume glaubt.“
Nele legte die Hand auf ihr Herz.
„Ich glaube ganz fest daran“, sagte sie.
„Ich weiß“, sagte Opa und strich ihr liebevoll über den Kopf. „Darum kommt der Weihnachtsmann bei manchen Häusern gerne durch den Kamin. Es ist leise, es ist weich und es fühlt sich so an, als würde man in ein großes warmes Versprechen hinabsteigen.“
Der kleine Fuchs gähnte leise und rollte sich noch enger zusammen.
Das Feuer knackte.
Die Schneeflocken wirbelten langsamer.
„Und weißt du noch etwas?“, fragte Opa.
Nele schüttelte gespannt den Kopf.
„Manchmal“, sagte Opa, „springt beim Hochklettern ein kleiner Funke aus dem Kamin und begleitet den Weihnachtsmann weiter. So wissen die Rentiere genau, wo er steckt.“
Nele strahlte.
„Dann sind die Funken richtige Weihnachtshelfer.“
„Ganz genau“, sagte Opa.
Sie saßen eine Weile still da und lauschten dem knisternden Kamin.
Der Fuchs schlief friedlich, als gehöre er schon immer zu ihnen.
Schließlich gähnte Nele.
Opa hob sie hoch, trug sie ins Schlafzimmer und deckte sie sanft zu.
„Opa“, murmelte sie schläfrig, „wenn der Weihnachtsmann durch unseren Kamin kommt, meinst du, er sieht den kleinen Fuchs?“
Opa lächelte.
„Bestimmt“, flüsterte er. „Und vielleicht lächelt dann ein kleiner Funke für ihn.“
Nele schloss die Augen.
Und die Nacht wurde ganz ruhig und warm.

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Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.
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