In dieser Geschichte reisen wir für tausende Jahre zurück durch die Zeit. Die Geschichte spielt im alten Ägypten – dem Land der Pyramiden und sandigen Weiten. Was da wohl passiert und warum ein junges Mädchen von einer sprechenden Katze besucht wird? Finden wir es gemeinsam heraus!
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Vor langer Zeit, als in Ägypten noch die Pharaonen herrschten, lebte dort ein junges Mädchen namens Mara.
Ihre Eltern waren einfache Bauern, die hart arbeiten mussten, damit es genug zu essen für alle gab.
Jeden Tag wehte der Wüstensand durch alle Ritzen.
Das Mädchen musste Wasser holen, Brot backen und das Haus fegen, in dem sie alle zusammen lebten.
Aber all das machte Mara nichts aus und sie freute sich, wenn sie ihrer Familie helfen konnte.
Eines Tages suchte der Sohn des Pharaos eine Frau, die er heiraten und zu sich in den Palast holen könne.
„Der Frau mit dem besten Geschenk wird die Ehre zuteil, vom Prinz nach ihrer Hand gefragt zu werden. Ihr habt bis morgen Zeit!“, ließ ein Bote des Pharaos verlauten.
Alle im Dorf sprach darüber, aber alle wussten, dass sie keine Chance hatten.
Immerhin waren sie nur arme Bauern, die den ganzen Tag auf dem Feld ackerten und bescheidenes Brot aßen.
Und da Mara eigentlich zufrieden mit ihrem Leben war, zuckte sie mit ihren Schultern und ging nach dem mühsamen Arbeitstag zu Bett.
Sie schlief tief und fest ein, aber mitten in der Nacht schreckte sie plötzlich auf.
Auf ihrer dünnen Decke saß etwas und sah sie mit funkelnden, gelben Augen an.
Eine Katze!
Sie war so schwarz, dass man sie in der dunklen Nacht kaum erkennen konnte.
Du musst wissen, dass Katzen im alten Ägypten hoch angesehen waren.
Die Ägypter sahen in ihnen nicht nur Raubtiere, die ihre Getreidespeicher vor Mäusen beschützten, sondern waren auch fasziniert von deren Anmut, Schönheit und Weisheit.
„Hallo, liebe und weise Katze. Was möchtest du von mir?“, fragte Mara.
Das Tier schnurrte und antwortete: „Mara, du wirst die Prinzessin sein! Eines Tages wirst du über Ägypten herrschen! Komm, wir suchen ein Geschenk, das wir zum Palast bringen!“
Mara rieb sich die Augen, blinzelte ein paar Mal und zuckte abermals mit den Schultern.
„Wenn eine sprechende Katze das sagt, dann wundert mich gar nichts mehr.“
Mara streichelte die Katze kurz, stand auf und zog sich schnell an.
Dann schlichen sich die beiden aus dem Haus.
Als Erstes führte die Katze Mara zu einer Höhle voller Gold und Edelsteinen.
Alles in dieser Höhle war unfassbar kostbar und funkelte im Mondschein.
Mara winkte jedoch ab: „Nein, das ist kein gutes Geschenk, davon haben Prinz und Pharao schon genug!“
Dann brachte die Katze Mara zu einer Schneiderei, wo die feinsten Kleider hergestellt wurden.
Sie waren strahlend weiß, kunstvoll gefaltet und mit Perlen bestickt.
Doch das kluge Mädchen verneinte auch hier: „Jeder im Palast kann sich so etwas leisten! Der Prinz hat bestimmt schon tausend solcher Klamotten.“
Schließlich gingen sie zurück zur kargen Hütte.
Mara war verzweifelt: „Womit könnte ich dem Prinzen denn wirklich eine Freude machen?“
Das Tier schnurrte erneut und setzte sich neben das frisch gebackene Brot.
Mara lachte, dachte kurz nach und nickte dann entschlossen.
Am nächsten Tag machten sich die beiden in aller Frühe auf den Weg.
Das frisch gebackene Brot hatte sie in ein schönes weißes Tuch gewickelt.
Die Katze wich Mara nicht von der Seite.
Das erfüllte Mara mit Mut.
Als sie im Palast ankamen, warteten dort schon viele andere.
Alle waren sie Töchter der Reichen und Mächtigen des Landes.
Sie trugen wundervolle Gewänder und ihre Geschenke waren so wertvoll, dass man davon ein ganzes Land hätte kaufen können.
Die feinen Mädchen tuschelten miteinander, als sie das einfache Bauernkind sahen.
Viele zeigten mit dem Finger auf sie und spotteten.
Die Katze stupste Mara jedoch mit ihrer Nase an und machte ihr wieder Mut.
Endlich war es an der Zeit, den Prinzen zu sehen.
Jede Einzelne schritt anmutig vor den Thron und zeigte ihr Geschenk.
Der junge Mann gähnte und schlug alles aus, was ihm dargeboten wurde.
Die feinen Mädchen schauten sehr verdrossen, nachdem der Prinz ihre Geschenke abgewinkt hatte.
Nachdem der Prinz alle anderen vor ihr abgelehnt hatte, war Mara endlich an der Reihe.
Verlegen blickte das Mädchen zu Boden und hob das Backwerk mit beiden Händen nach oben.
Der Prinz war erstaunt.
Erst schaute er verdutzt, dann lächelte er beeindruckt.
Mit begeisterter Stimme rief er: „Das ist die Frau, die ich heiraten will!“
Das arme Mädchen staunte ungläubig, doch er fuhr fort: „Dieses einfache Brot ist es, was dich und uns alle vereint! Es steht für Ehrlichkeit, Genügsamkeit und harte Arbeit. Es zeigt, dass du dich um deine Familie sorgst! Was bedeuten uns die teuersten und wertvollsten Dinge, wenn wir nichts essen können! Du, Mara, sollst meine Frau sein, wenn du willst.“
Mara stimmte zu.
Und schon bald wurde die Hochzeit gefeiert und die beiden Liebenden vereint.
Irgendwann würden sie über das Land herrschen.
Die kluge und weise Katze jedoch blieb für immer an ihrer Seite.
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Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.
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