Nelli liebt es, draußen zu spielen, doch eines Tages entdeckt sie hinter ihrem Haus ein altes Gartentor, das sie noch nie zuvor bemerkt hat. Dahinter verbirgt sich ein Garten voller Wunder: Blumen, die lachen, Pflanzen, die Musik mögen, und Geheimnisse, die nur ein mutiges Kind lüften kann.

Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.

...

Nelli war ein neugieriges Mädchen mit Sommersprossen auf der Nase und zwei wilden Zöpfen.

Sie liebte es, draußen herumzustreifen und neue Dinge zu entdecken.

Eines Tages, als sie im Garten spielte, entdeckte sie etwas Merkwürdiges.

Hinter der alten Hecke, die schon lange niemand mehr beachtet hatte, stand ein kleines, verwittertes Gartentor.

Nelli rieb sich die Augen.

„Das war doch gestern noch nicht da … oder?“

Vorsichtig drückte sie das Tor auf.

Es quietschte geheimnisvoll, und plötzlich öffnete sich vor ihr eine ganz andere Welt.

Hinter dem Tor lag ein Garten, wie Nelli ihn noch nie gesehen hatte.

Die Blumen dort lachten, wenn man sie mit Wasser goss.

Die Bäume nickten im Takt, wenn man ein Lied summte.

Und die Schmetterlinge schienen kleine Melodien in die Luft zu malen.

„Das ist ein Zaubergarten!“, rief Nelli begeistert.

Sie rannte von einer Ecke zur anderen, hörte den Rosen beim Kichern zu und tanzte mit den Gänseblümchen im Kreis.

Doch je länger sie blieb, desto mehr bemerkte sie etwas Seltsames.

In der Mitte des Gartens stand eine große Sonnenblume, doch sie hing traurig nach unten.

Ihre Blätter waren welk, und sie summte keinen Ton.

Nelli ging näher. „Warum bist du so traurig?“, fragte sie sanft.

Die Sonnenblume seufzte. „Ich habe schon lange niemanden mehr gesehen, der meine Melodie kennt. Ohne mein Lied wird der Garten immer trauriger.“

Nelli legte den Kopf schief. „Deine Melodie?“

Die Blume nickte. „Jeder Zaubergarten hat ein Herzlied. Wenn es erklingt, blüht alles auf. Aber ich habe es vergessen.“

Nelli dachte nach.

Sie setzte sich ins Gras, schloss die Augen und begann leise zu summen.

Erst war es nur ein Ton, dann noch einer, bis sich eine kleine Melodie formte.

Es war ein Lied, das ihre Oma ihr oft vorgesungen hatte, wenn sie nicht einschlafen konnte.

Die Sonnenblume hob langsam ihren Kopf.

Ein sanftes Leuchten breitete sich in ihren Blättern aus.

„Das ist es!“, rief sie. „Das ist mein Herzlied!“

Plötzlich begann der ganze Garten zu strahlen.

Die Blumen tanzten, die Bäume rauschten, und die Schmetterlinge malten bunte Muster in den Himmel.

Nelli lachte vor Freude.

„Danke, Nelli“, sagte die Sonnenblume. „Du hast uns unser Herzlied zurückgegeben. Komm uns oft besuchen, du bist jetzt die Hüterin des Gartens.“

Von da an ging Nelli immer wieder heimlich durch das Tor.

Sie sang das Herzlied, wenn der Garten müde wurde, und jedes Mal erblühte er in neuem Glanz.

Und manchmal, wenn sie nachts im Bett lag, hörte sie das Kichern der Rosen und das Summen der Sonnenblume leise durch ihr Fenster klingen.