Die kleine Lisbeth liebt es, ihren Opa zu besuchen – denn Opa Reimrich spricht nie einfach so.
Jede Antwort kommt in Versen, mal lustig, mal klug, mal ein bisschen verrückt.
Ob beim Apfelschälen, Kräuterpflücken oder Blumentopftragen – Opa hat immer einen Reim parat.
Was erst seltsam klingt, wird schnell zu einem Spiel voller Herz und Fantasie.
Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.
...
Die kleine Lisbeth lebte mit ihrer Familie in einem gelben Haus mit einem Apfelbaum davor.
Doch das Allerbeste an diesem Haus war nicht das Kletterseil im Garten oder die Schaukel, die bis in die Wolken flog.
Es war Opa Reimrich.
Opa Reimrich war Lisbeths allerliebster Großvater.
Er trug immer eine Weste mit zehn Taschen und eine Brille, die auf seiner Nase balancierte wie ein Spatz auf einem Zweig.
Und er hatte eine ganz besondere Eigenart: Er antwortete nur in Reimen.
„Opa, hast du Hunger?“, fragte Lisbeth oft.
Und Opa sagte dann:
„Wenn der Bauch beginnt zu brummen,
wird’s wohl Zeit fürs Mittagssummen.“
Lisbeth musste jedes Mal kichern.
„Du bist der lustigste Opa der Welt!“, rief sie und hüpfte ihm um den Stuhl.
An einem Mittwochmorgen saß Lisbeth im Wohnzimmer und puzzelte ein großes Tierbild zusammen.
Opa Reimrich kam hereingeschlurft und trug einen Blumentopf auf dem Kopf.
„Opa!“, quietschte Lisbeth, „warum hast du einen Topf auf dem Kopf?“
Opa verbeugte sich tief.
„Weil ich heut der Blütenkönig bin,
und Blumen trag’ ich stets mit Sinn.“
Lisbeth lachte so laut, dass die Katze vom Sofa plumpste.
„Darf ich mit dir in den Garten?“, fragte sie, als sie sich wieder gefangen hatte.
„Ich möchte mit dir Unkraut zupfen!“
Opa nickte und reimte:
„Wer zupft, der darf auch schnuppern fein,
an Kräutern, Blümchen, Sonnenschein.“
Im Garten zeigte Opa ihr, wie man Salbei erkennt.
„Der riecht ein bisschen wie Zähneputzen!“, rief Lisbeth erstaunt.
Opa zwinkerte:
„Der Salbei ist der Kräuterprinz,
doch riecht er streng – das ist kein Witz!“
Am Nachmittag wollten sie gemeinsam einen Apfelkuchen backen.
„Opa, wie viele Äpfel brauchen wir?“, fragte Lisbeth.
Opa dachte nach, kratzte sich am Kopf und antwortete:
„Drei rote, zwei mit grünem Kleid,
dann ist der Kuchen bald bereit.“
Lisbeth schnitt die Äpfel, während Opa den Teig rührte und dabei vor sich hin summte:
„Rührt man süß mit guter Laune,
lacht der Teig schon in der Schale.“
Als der Kuchen im Ofen war, setzten sich beide in die Küche und warteten.
„Opa, warum reimst du eigentlich immer?“, fragte Lisbeth leise.
Opa sah sie an, seine Augen funkelten.
„Weil in jedem Vers ein Lächeln wohnt,
das man verschenkt – ganz unvertont.“
Lisbeth überlegte.
„Also, ein Reim ist wie ein Geschenk mit Schleife?“
„Genau“, sagte Opa. „Und manche Schleifen machen fröhlicher als jede Torte.“
Sie lehnten sich zurück und rochen den Apfelduft.
„Ich will später auch mal in Reimen reden!“, sagte Lisbeth stolz.
Opa legte den Arm um sie und flüsterte:
„Dann übe fleißig, meine Kleine,
denn Worte tanzen nie alleine.“
Der Kuchen war herrlich: knusprig, duftend und süß.
Und als Mama hereinkam und fragte: „Wie war euer Tag?“, antwortete Lisbeth ohne zu zögern:
„Mit Apfelduft und Reimerei,
war unser Tag ganz zuckerei!“
Mama lachte laut auf.
„Jetzt seid ihr schon zu zweit!“
Opa nickte stolz:
„Reimen tut der Seele gut,
macht Herz und Laune frohgemut.“
Seit diesem Tag sprach auch Lisbeth immer öfter in Reimen.
Manchmal klappte es nicht gleich, dann machte Opa ihr Mut:
„Kein Reim fällt einfach auf den Schoß,
doch jeder kleine wird mal groß.“
Und so wurde Lisbeth zur kleinen Reimdichterin vom gelben Haus.
Mit einem Opa, der nicht nur reimte –
sondern das Leben ein bisschen poetischer machte.
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Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.
…
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