Im Herzen des Waldes leben zwei Vogelmädchen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten – das verträumte Rotkehlchen Rosalie und das abenteuerlustige Blaukehlchen Blitzi.
Eines Tages haben sie eine zauberhafte Idee: Sie wollen ein Lied schreiben, das klingt wie ihre Freundschaft – bunt, fröhlich und voller Gefühl.
Dabei entdecken sie, dass es manchmal viele Stimmen braucht, um ein Lied ganz groß werden zu lassen.
Eine poetische Geschichte über Musik, Miteinander und das kleine Glück in großen Tönen.
Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.
...
Hoch oben in einer alten Linde, dort wo das Sonnenlicht am Morgen zuerst anklopft, lebten zwei ganz besondere Vogelmädchen.
Rosalie war ein Rotkehlchen mit sanftem Gemüt und einer Stimme, die klang wie warmer Tee an kalten Tagen.
Blitzi hingegen war ein freches Blaukehlchen mit funkelnden Augen und einem Lied so klar wie ein frischer Frühlingsbach.
Die beiden waren allerbeste Freundinnen – obwohl sie unterschiedlicher kaum sein konnten.
Rosalie mochte es, früh aufzustehen, in aller Ruhe ein Würmchen zu knabbern und dabei der Welt beim Aufwachen zuzusehen.
Blitzi dagegen liebte Abenteuer, flatterte wild durch den Wald und vergaß vor lauter Singen manchmal sogar das Frühstück.
„Du bist wie der Sonnenaufgang“, sagte Blitzi oft.
Und Rosalie antwortete lächelnd: „Und du wie ein Regenbogen mit Flügeln.“
An einem besonders goldenen Frühlingstag hatten sie eine wundervolle Idee.
„Wir könnten gemeinsam ein Lied schreiben!“, rief Blitzi und flatterte vor Aufregung im Kreis.
„Ein Lied von uns – über Freundschaft und Farben und Frühling“, sagte Rosalie verträumt.
Sie setzten sich auf ihren Lieblingszweig, der ein bisschen wackelte, wenn man zu laut lachte, und fingen an zu singen.
Rosalie summte eine weiche Melodie, langsam und warm, wie ein Spaziergang über eine blühende Wiese.
Blitzi trillierte mutig dazwischen, hell und lebendig, wie ein Sonnenstrahl auf einer Pfütze.
„Hm...“, machte Rosalie nach einer Weile. „Etwas fehlt noch.“
„Vielleicht ein kleiner Tanz?“ schlug Blitzi vor und wippte mit den Flügelspitzen.
„Oder ein besonderer Ton, ganz leise und glitzernd!“, überlegte Rosalie.
Die beiden probierten alles Mögliche aus – Pfeifen, Piepen, Tirilieren und sogar ein bisschen Schnabelklopfen.
Aber irgendwie passte es noch nicht so ganz.
„Vielleicht brauchen wir mehr Klangfarben“, murmelte Blitzi und sah über das Tal.
Da hatte Rosalie eine Idee.
„Lass uns andere Vögel fragen, ob sie mit uns singen wollen!“
So flogen die beiden los und besuchten zuerst Herrn Drossel, der tief im Brombeerbusch wohnte und immer ein wenig mürrisch wirkte.
„Ein Lied über Freundschaft?“, brummte er. „Na gut, aber nur, wenn ich den tiefsten Ton singen darf.“
Dann kam Frau Zaunkönigin dazu, klein wie eine Haselnuss, aber mit einer Stimme, die durch jeden Zweig blitzte.
Auch Familie Meise wollte mitmachen, und sogar der etwas zerzauste Kuckuck sagte: „Ich kann zwar nur einen Ton, aber den sing ich mit ganzem Herzen!“
Bald saßen sie alle auf Ästen, Zweigen und Zäunen und stimmten gemeinsam das neue Lied an.
Rosalie und Blitzi führten an – die eine sanft und klangvoll, die andere lebendig und mutig.
Es war, als würden die Töne wie bunte Blätter durch die Luft tanzen.
Selbst der Wind hielt kurz inne, um zu lauschen.
Und ganz am Ende, als der letzte Ton verklang, war es so still im Wald, dass man das Herz der alten Linde pochen hören konnte.
„Das war das schönste Lied, das ich je gehört habe“, flüsterte Frau Meise.
„Es war... wie Freundschaft klingt“, sagte der Kuckuck leise.
Rosalie lächelte Blitzi an.
„Siehst du? Gemeinsam klingt alles noch schöner.“
Blitzi zwinkerte.
„Ich glaub, ich hab gerade mein Herz flattern hören.“
Und so wurde das Lied der zwei kleinen Kehlen bald im ganzen Wald bekannt.
An jedem Frühlingsmorgen sangen andere Vögel es weiter – mal leise, mal laut, mal zögerlich, mal fröhlich.
Aber immer mit Herz.
Und wenn du heute ganz still bist und in den Himmel schaust, kannst du es vielleicht hören:
Ein Lied über Rosalie, das Rotkehlchen, Blitzi, das Blaukehlchen – und über das große Geschenk, einander zu haben.
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Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.
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P.S.: Du kannst Onkel Guidos Geschichten auch auf den folgenden Plattformen anhören.