Wenn die Sonne langsam tiefer sinkt und der Tag sich streckt und gähnt, machen selbst die fleißigsten kleinen Wesen eine Pause.
Diese Geschichte erzählt von zwei winzigen Bienen, die sich zum Schlafen an ihrer Lieblingsblume treffen – immer zur gleichen Zeit, immer gemeinsam.
Eine Geschichte über Freundschaft, Vertrauen – und darüber, wie wichtig ein sicherer Platz zum Träumen ist.
Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.
...
Sumsi war eine Biene mit einem Herzen so weich wie eine Pfirsichblüte.
Und Bruni war ihre beste Freundin – klug, ruhig und mit einem goldenen Streifen, der in der Sonne glänzte.
Tagsüber summten sie durch Gärten und Wiesen, sammelten süßen Nektar und flogen in wilden Schleifen durch die warme Luft.
Doch das Schönste kam immer nach der Arbeit.
Wenn die Sonne warm über die Baumwipfel glitt und die Wiesen in goldenes Licht tauchte, dann trafen sich Sumsi und Bruni an ihrer Lieblingsblume.
Es war eine große, samtige Malve mit offenen, rosafarbenen Blütenblättern – weich wie ein Bett aus Wolken.
„Du bist wieder pünktlich“, summte Sumsi und ließ sich auf der Blüte nieder.
„Ich würde doch niemals unseren Schlafplatz verpassen“, antwortete Bruni und gähnte so herzhaft, dass sogar ein kleiner Grashüpfer kicherte.
Die beiden kuschelten sich ganz nah aneinander.
Dann hielten sie sich an den winzigen Füßchen fest – wie sie es immer taten.
Und dann? Dann schliefen sie.
Ganz still.
Ganz leicht.
Wie ein Sommerwind, der durch Gräser streicht.
Fünf, manchmal sogar acht Stunden.
Sie träumten von Lavendelfeldern, von tanzenden Blüten und vom süßesten Honig der Welt.
Wenn du ganz genau hinsahst, konntest du ihre kleinen Bienenbäuche im Schlaf heben und senken sehen.
Und wenn du ganz genau hinhörtest, klang ihr Schnarchen wie ein zartes „Mmmmm“.
„Sumsi?“, murmelte Bruni eines Abends schläfrig.
„Hm?“
„Meinst du, es gibt noch mehr Bienen, die so schlafen wie wir?“
„Bestimmt. Überall auf der Welt. Und jede von ihnen braucht ein ruhiges Plätzchen wie wir.“
Doch am nächsten Tag war die Wiese stiller als sonst.
Der Boden war aufgerissen, Blumen waren fort, und auch ihre Malve war verschwunden.
Nur ein flacher Kreis aus Erde blieb zurück.
Sumsi flog suchend umher.
„Bruni! Sie ist weg! Unsere Blume!“
Bruni summte tief.
„Oh nein... Wo sollen wir denn jetzt schlafen?“
Die beiden flogen verzweifelt über die Wiese.
Doch dort, wo einst Wildblumen wuchsen, war nun nur noch flache Erde.
Keine Verstecke. Kein Duft. Keine Ruhe.
Die Sonne wurde müde, und die Flügel der Bienen auch.
Gerade, als sie fast aufgeben wollten, sahen sie am Waldrand etwas Leuchtendes.
Ein kleiner Garten – wild, bunt, ungeordnet.
Und mittendrin: eine Malve. Groß. Offen. Unberührt.
„Siehst du das?“, flüsterte Sumsi.
„Eine neue Lieblingsblume…“, hauchte Bruni.
Sie landeten, legten sich wie immer nebeneinander, hielten sich an den Füßchen – und schliefen ein.
Der Garten atmete mit ihnen.
Der Wind sang ihnen ein Schlaflied.
Und der Mond legte silbernes Licht über ihre Flügel.
In dieser Nacht träumten sie davon, wie Menschen kleine Blumeninseln anlegten.
Auf Balkonen, in Ecken, an Straßenrändern.
Und wie überall Bienen schliefen – friedlich, sicher, geborgen.
Am nächsten Morgen, als sie aufwachten, sagte Bruni leise:
„Wir müssen den Menschen danken. Und sie erinnern.“
„Daran, dass selbst die Kleinsten ein Zuhause brauchen. Und dass Blumen mehr sind als nur hübsch.“
Von da an flogen Sumsi und Bruni nicht nur zu Blüten, sondern auch zu Herzen.
Und vielleicht, wenn du einmal eine Biene siehst, die sich ruhig in einer Blüte ausruht –
…dann ist es vielleicht Sumsi. Oder Bruni.
Oder eine kleine Freundin, die genau weiß, wie wertvoll ein Schlafplatz sein kann.
Auf dieser Webseite findest du tolle Geschichten zum Vorlesen für kleine und große Kindern. Entweder einfach zwischendurch zum Entspannen oder abends als „Gute Nacht“-Geschichte, diese kindergerechten Geschichten passen immer.
Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.
…
P.S.: Du kannst Onkel Guidos Geschichten auch auf den folgenden Plattformen anhören.