

Die kleine Tilda erlebt jedes Jahr den Nikolaustag, aber diesmal will sie es ganz genau wissen:
Wer ist dieser Nikolaus eigentlich? Und warum steckt er Süßigkeiten in Schuhe?
Gemeinsam mit ihrem Opa macht sie sich auf eine zauberhafte Entdeckungsreise voller Wärme, Geschichten – und einem kleinen Fuchs, der neugierig lauscht.
Viel Spam mit dieser Gute-Nacht-Geschichte
...
Tilda liebte den Dezember.
Er war voller Lichter, voller Düfte und voller Geheimnisse.
Doch das größte Geheimnis war für sie immer der Nikolaustag.
Schon Tage vorher stellte sie ihre kleinen roten Stiefel vor die Tür, putzte sie gründlich und schaute beim Schlafengehen noch zweimal nach, ob sie richtig standen.
In diesem Jahr jedoch grübelte sie.
Sie hatte so viele Fragen im Kopf, dass sie sich kaum konzentrieren konnte.
Am Nachmittag saß sie mit ihrem Opa im Wohnzimmer.
Draußen fiel leiser Schneeregen, und drinnen knisterte der Kamin schwach vor sich hin.
Der kleine Fuchs, der manchmal im Garten auftauchte, hatte sich heimlich durch die Katzenklappe geschlichen und lag eingerollt auf einer weichen Decke.
Tilda streichelte ihn sanft über den Kopf.
„Opa?“, fragte sie schließlich.
„Wer ist eigentlich dieser Nikolaus? Und warum füllt er Schuhe?“
Opa lächelte und stellte seine Teetasse ab.
„Das ist eine sehr gute Frage“, sagte er sanft.
„Willst du eine kleine Reise mit mir machen?“
Tilda nickte sofort.
Sie kletterte auf seinen Schoß, und der kleine Fuchs hob neugierig den Kopf.
Opa holte ein altes Buch aus dem Regal.
Es hatte einen roten Einband und goldene Sterne auf dem Deckel.
„Das ist das Nikolausbuch meines Urgroßvaters“, erklärte er.
„Darin steht, wer Nikolaus wirklich war.“
Tilda spürte, wie die Spannung in ihr kribbelte.
Opa blätterte vorsichtig um.
„Also“, begann er leise, „vor vielen, vielen Jahren lebte ein Mann namens Nikolaus in einer Stadt, die Myra hieß.“
„Wo ist das?“, fragte Tilda.
„Ganz weit weg, dort, wo die Sonne warm scheint“, erklärte Opa.
„Nikolaus war ein Bischof und er hatte ein großes Herz.“
Tilda stellte sich einen Mann mit einem riesigen Herz vor und musste kichern.
Opa zwinkerte.
„Er half den armen Menschen“, fuhr er fort.
„Wenn jemand Hunger hatte, brachte er Essen. Wenn jemand fror, gab er warme Kleidung. Und wenn Kinder traurig waren, schenkte er ihnen Trost.“
Der kleine Fuchs rückte näher, als würde er jedes Wort verstehen.
„Einmal“, sagte Opa, „hörte Nikolaus von einer Familie, die große Sorgen hatte.“
„Was für Sorgen?“, fragte Tilda sofort.
„Sie hatten so wenig Geld, dass sie nicht wussten, wie sie über den Winter kommen sollten.“
Tildas Augen wurden groß.
„Und Nikolaus hat geholfen, oder?“
„Natürlich“, antwortete Opa.
„In der Nacht schlich er heimlich zum Haus der Familie und warf Goldstücke durch das Fenster, damit sie ein neues Leben beginnen konnten.“
Tilda staunte.
„Gold? Einfach so?“
„Ja“, sagte Opa.
„Er tat Gutes, ohne erkannt zu werden. Er wollte keinen Dank, nur Freude.“
Tilda dachte nach.
„Deshalb bekommt man am Nikolaustag also etwas geschenkt?“
„Genau“, sagte Opa.
„Wir erinnern uns an seine Güte und versuchen, selbst auch ein bisschen Nikolaus zu sein.“
Der kleine Fuchs hüpfte auf Tildas Schoß und stupste ihr sanft die Hand an.
„Manchmal“, fuhr Opa fort, „reichen schon kleine Taten. Jemandem helfen. Jemanden trösten. Oder jemandem ein Lächeln schenken.“
Tilda nickte ernst.
„Opa?“, fragte sie dann.
„Bin ich auch ein bisschen Nikolaus, wenn ich Mama beim Abwasch helfe?“
„Aber natürlich“, lachte Opa.
„Du bist sogar sehr viel Nikolaus.“
Tilda strahlte.
„Und der Nikolausstiefel?“, fragte sie.
„Warum füllt er den mit Süßigkeiten?“
Opa erklärte: „Früher stellten die Menschen Schuhe oder Körbe vor die Häuser. Nikolaus legte heimlich kleine Geschenke hinein, damit sie Freude hatten.“
Tilda überlegte.
„Also macht er das heute auch noch?“
Opa nickte.
„Zumindest in unseren Herzen.“
Der kleine Fuchs rieb sich an Tildas Arm und ließ ein winziges, fröhliches Fiepen ertönen.
Tilda lachte.
„Vielleicht hilft der Fuchs dem Nikolaus ja auch“, sagte sie.
„Er sieht jedenfalls so aus, als wäre er ein guter Freund.“
Opa tat so, als würde er flüstern.
„Ich hab mal gehört, dass Nikolaus kleine Tiere um Hilfe bittet, wenn es besonders viele Stiefel gibt.“
Tilda riss die Augen auf.
„Echt?“
„Vielleicht“, sagte Opa geheimnisvoll.
„Ein bisschen Zauber steckt eben überall.“
Tilda stand auf und rannte zu ihren Stiefeln an der Tür.
„Dann werde ich sie heute besonders schön hinstellen!“
Sie klopfte den kleinen Fuchs liebevoll.
„Und du passt gut auf, ja?“
Der Fuchs legte den Kopf schief und machte ein leises miep.
„Opa“, sagte Tilda wieder und blickte nachdenklich aus dem Fenster.
„Wenn Nikolaus so viel Gutes getan hat… sollten wir dann morgen auch etwas Gutes tun?“
„Das wäre genau in seinem Sinne“, sagte Opa.
„Was hast du im Kopf?“
Tilda überlegte.
„Vielleicht backen wir für die Nachbarn Plätzchen?“
„Eine wunderbare Idee“, sagte Opa.
Sie legten sich zusammen einen Plan zurecht.
Plätzchen backen.
Eine kleine Überraschungstüte basteln.
Ein paar „Nikolausgrüße“ malen.
Und am Ende alles heimlich vor die Türen der Nachbarn stellen.
„Wie Nikolaus damals“, sagte Tilda stolz.
Opa nickte.
„Ganz genau.“
Als es Abend wurde, leuchteten draußen kleine Schneeflocken im Licht der Straßenlaternen.
Tilda putzte noch einmal ihre Stiefel, ganz gründlich.
Der kleine Fuchs lag schnurrend daneben.
„So“, sagte Tilda zufrieden.
„Jetzt kann Nikolaus kommen.“
Sie kuschelte sich später ins Bett.
Der Fuchs schlief eingerollt am Fußende.
„Opa?“, rief sie noch.
„Ja, mein Schatz?“
„Jetzt weiß ich, wer Nikolaus ist.“
„Und wer ist er?“, fragte Opa.
Tilda lächelte.
„Jemand, der die Welt ein bisschen heller macht.“
Opa schloss die Tür halb und flüsterte:
„Genau so ist es.“
Und in dieser Nacht träumte Tilda von einem freundlichen Mann in rotem Mantel.
Von warmem Licht.
Von goldenen Sternen.
Und von einem kleinen Fuchs, der neben ihm durch die verschneiten Straßen hüpfte – bereit, Kindern ein Lächeln zu schenken.

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Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.
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P.S.: Du kannst Onkel Guidos Geschichten auch auf den folgenden Plattformen anhören.