Viele Kinder fragen sich, wer all die Wunschzettel einsammelt – das Christkind, der Weihnachtsmann, Engel oder vielleicht jemand ganz anderes?

In dieser Geschichte entdeckt die kleine Lina ein zauberhaftes Geheimnis, das nur in der Adventszeit sichtbar wird.

Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.

...

Lina saß am Fenster und betrachtete ihren Wunschzettel.

Er lag ordentlich gefaltet auf der Fensterbank, genau dort, wo Mama ihn hingelegt hatte.

„Ist er dort richtig?“, fragte Lina unsicher.

Mama lächelte und nickte.

„Ganz bestimmt.“

Doch Lina runzelte die Stirn.

„Aber wer sammelt ihn denn ein? Kommt das Christkind persönlich? Oder die Engel? Oder … macht das vielleicht der Nikolaus?“

Mama setzte sich zu ihr.

„Weißt du, Lina … das ist ein schönes Geheimnis der Weihnachtszeit. Und jedes Kind entdeckt es ein bisschen anders.“

Das half Lina nicht wirklich.

Sie wollte es genau wissen.

„Ich möchte es herausfinden“, sagte Lina entschlossen.

Sie klopfte den Wunschzettel einmal sanft fest.

Dann schaute sie noch einmal hinaus in den verschneiten Garten.

Der Himmel war grau und voller leiser Schneeflocken.

Es war so still, dass man fast glaubte, die Welt halte den Atem an.

Da bewegte sich etwas im Schnee.

Ein kleiner roter Fuchs kam vorsichtig aus den Büschen hervor.

„Oh!“, rief Lina leise. „Du bist ja wieder da.“

Denn der Fuchs war schon öfter im Garten gewesen.

Immer nur kurz.

Immer nur, wenn etwas Magisches passierte.

Der Fuchs setzte sich, legte den Kopf schief und blickte direkt zu der Fensterbank.

Lina staunte.

„Du … kennst den Wunschzettel, oder?“

Der Fuchs blinzelte.

Dann sprang er ein paar Schritte nach vorne, drehte sich um und schaute Lina auffordernd an.

„Soll ich dir folgen?“, fragte Lina und drückte ihre Hände ans Fenster.

Der Fuchs setzte sich wieder und wedelte mit dem Schwanz.

Es war, als wolle er sagen:

„Keine Sorge. Ich bleibe hier.“

Lina rief nach Mama.

„Mama! Der Fuchs schaut dauernd zum Wunschzettel.“

Mama kam und lächelte.

„Vielleicht weiß er mehr als wir.“

Immer wieder blickte der Fuchs auf die Fensterbank.

Dann in den Himmel.

Dann wieder zu Lina.

„Mama“, flüsterte Lina, „holt er die Wunschzettel ab?“

Mama schüttelte sanft den Kopf.

„Nein, mein Schatz. Aber vielleicht zeigt er dir, wer es tut.“

Am Abend saß Lina im Wohnzimmer und betrachtete die Kerzen des Adventskranzes.

Sie dachte nach.

Über Engel.

Über das Christkind.

Über Weihnachtswunder.

Da hörte sie plötzlich ein ganz leises Glöckchen.

Es klang zart, fast wie ein Windhauch.

Lina sprang auf und lief zum Fenster.

Der Fuchs war wieder da.

Er stand still im Schnee, und seine Augen funkelten warm.

Plötzlich sah Lina etwas hinter ihm.

Etwas ganz Kleines.

Ganz Zartes.

Etwas wie ein winziges Licht, das über dem Schnee schwebte.

„Mama!“, rief Lina.

Mama kam schnell hinzu.

„Was ist los?“

„Da!“, sagte Lina und zeigte hinaus.

Hinter dem Fuchs schwebten winzige, goldene Funken durch die Luft.

Wie kleine Glitzerpunkte.

„Das sieht ja aus wie … Sternenstaub“, flüsterte Mama.

Lina drückte ihre Nase an die Scheibe.

„Sind das … Engel?“

Mama legte den Arm um sie.

„Es könnten Wünsche sein, die unterwegs sind“, sagte sie leise.

„Oder kleine Boten, die sie weitertragen.“

In diesem Moment bewegten sich die goldenen Funken langsam zur Fensterbank.

Sie kreisten über Linas Wunschzettel.

Lina hielt den Atem an.

„Mama … sie holen ihn ab“, flüsterte sie.

Ganz vorsichtig hob sich der Wunschzettel ein kleines Stück.

Nur ein paar Zentimeter.

Gerade genug, dass Lina sah, wie die Funken ihn berührten.

Der Fuchs setzte sich hin.

Sein Blick war ruhig und warm.

Als würde er sagen:

„Schau ganz genau hin.“

Die Funken tanzten um den Wunschzettel.

Dann legte er sich wieder hin.

Und das Licht verschwand so leise, wie es gekommen war.

Nur der Fuchs blieb.

Er stand auf, sah Lina an und nickte ganz leicht.

Dann trabte er zurück in den Garten.

Lina starrte ihm nach.

„Mama … wer sammelt denn nun die Wunschzettel ein?“

Mama lächelte.

„Weißt du, Lina … manchmal sind es Engel.

Manchmal das Christkind.

Manchmal gute Gedanken.

Oder Menschen, die uns lieben.

Und manchmal …“

Sie blickte hinaus in den Garten.

„… manchmal brauchen sie kleine Helfer.“

Lina nickte langsam.

„Der Fuchs.“

Mama drückte sie an sich.

„Vielleicht.

Vielleicht ist er ein Wächter.

Vielleicht ist er ein Freund.

Vielleicht ist er einfach nur ein kleiner Fuchs zur Weihnachtszeit.“

Lina lächelte.

„Ich glaube, er passt auf die Wünsche auf.“

Mama streichelte ihr über die Haare.

„Und ich glaube, du hast heute etwas Wunderschönes gesehen.“

Lina sah noch einmal in den Garten hinaus.

„Danke, kleiner Fuchs“, flüsterte sie.

In dieser Nacht schlief Lina ruhig ein.

Sie wusste nicht, ob Engel den Wunschzettel holten.

Oder das Christkind.

Oder die kleinen Funken selbst.

Aber sie wusste, dass jemand darüber wachte.

Sanft.

Still.

Und mit einem warmen, roten Fell.