

werden.
Gemeinsam mit ihrem Opa entdeckt sie, dass Stille, Erinnerungen und Kerzenlicht manchmal genau das sind, was ein Herz wärmt.
Und ein kleiner Fuchs zeigt ihr, wie viel Trost in einem warmen Augenblick steckt.
...
Leni saß am Fenster und blickte hinaus in den grauen Himmel.
Es war der erste Advent, doch irgendwie fühlte sich der Tag schwer an.
„Mama?“, fragte sie vorsichtig.
„Wieso sagen manche, die Sonntage vor Weihnachten wären traurig?“
Mama lächelte, doch sie wirkte nachdenklich.
„Frag mal deinen Opa“, sagte sie.
„Der kann dir das am besten erklären.“
Also zog Leni ihre dicken Stiefel an, wickelte sich in ihren roten Schal und lief hinüber zu Opas Haus.
Der kleine Fuchs aus dem Garten folgte ihr neugierig, hüpfte durch die nassen Blätter und blieb dicht hinter ihr.
Opa saß bereits im Sessel, als Leni hereinkam.
„Ah, mein Goldstück“, rief er und öffnete die Arme.
Leni kuschelte sich hinein.
Der Fuchs legte sich zurecht und rollte sich zu einer kleinen, orangen Fellkugel zusammen.
„Opa“, begann Leni.
„Ich habe was nicht verstanden. Manche sagen, die Adventssonntage wären traurig. Warum denn? Wir freuen uns doch auf Weihnachten.“
Opa nickte langsam.
„Ja, das klingt erst mal seltsam”, sagte er leise.
„Aber weißt du… traurige Sonntage heißen sie nicht, weil man traurig sein soll.“
Leni runzelte die Stirn.
„Sondern warum dann?“
Opa hob eine Kerze vom Tisch.
„Früher“, begann er, „haben die Menschen im Advent eine besondere Zeit erlebt. Eine Zeit der Stille. Eine Zeit, in der sie an Menschen dachten, die sie lieb hatten und vielleicht vermissten.“
Leni schaute auf die Kerze.
Eine kleine Flamme brannte bereits.
„Traurig heißt das nicht“, sagte Opa weiter.
„Es heißt: still. ruhig. nachdenklich.“
Der Fuchs gähnte und schob seine Pfote unter Lenis Bein.
Leni strich ihm über den Kopf.
„Also… die Sonntage waren nur etwas… leiser?“, fragte sie.
„Ganz genau“, antwortete Opa.
„Keine lauten Feste, keine großen Feiern. Die Menschen hatten früher nicht so viel. Da war das Warten etwas ganz Besonderes.“
Leni dachte darüber nach.
„Aber heute haben wir Musik, Kekse, Lichter… da ist es doch gar nicht leise.“
„Ja“, lächelte Opa.
„Weihnachten hat sich verändert. Doch tief im Herzen bleibt der Advent ein stiller Weg zum Licht.“
Leni sah hinaus.
Der Himmel wirkte dunkler als vorher.
„Und warum zündet man dann Kerzen an?“
Opa nahm sie an die Hand und führte sie zum Adventskranz.
„Jede Kerze“, erklärte er, „ist ein kleines bisschen Licht in der Dunkelheit. Früher waren die Winter dunkler, kälter und länger. Die Kerzen erinnerten die Menschen daran, dass das Licht immer zurückkommt.“
Leni schaute fasziniert in die Flamme.
„Also… ist das Licht wie eine Erinnerung?“
„Oder wie Hoffnung“, sagte Opa.
„Für manche Menschen waren diese Tage schwer, weil sie jemanden vermissten. Aber die Kerzen gaben ihnen Trost.“
Der kleine Fuchs stupste Leni in die Seite, als wolle er sagen:
Ich bin auch da.
Leni lächelte.
„Opa… manchmal, wenn es draußen dunkel ist, fühle ich mich auch ein bisschen traurig.“
„Das ist ganz normal“, antwortete Opa.
„Dunkelheit macht viele Menschen nachdenklich.“
Er setzte sich wieder in den Sessel, und Leni kletterte auf seinen Schoß.
„Aber weißt du, was das Schöne ist?“, fragte er.
„Wenn es draußen dunkel ist, leuchten Kerzen, Lichterketten oder einfach ein Lächeln noch viel heller.“
Leni strahlte.
„Also sind die Sonntage gar nicht traurig… sondern warm?“
„Ja“, sagte Opa.
„Warm, still und voller Zeit miteinander.“
Der Fuchs legte seinen Kopf auf Lenis Knie.
Leni streichelte ihn sanft.
„Und warum machen wir dann Plätzchen?“, wollte sie wissen.
„Weil wir uns freuen dürfen“, lachte Opa.
„Auch früher haben die Menschen sich auf Weihnachten gefreut – nur eben etwas leiser.“
Leni nickte.
„Wie ein Geheimnis.“
„Genau“, sagte Opa.
„Ein leises Geheimnis der Liebe.“
Draußen fing es an zu schneien.
Leise Flocken tanzten am Fenster vorbei.
„Opa?“, fragte Leni leise.
„Ja, mein Schatz?“
„Ich glaube, ich mag diese stillen Sonntage.“
„Warum?“
Leni sah auf die Kerzen, auf den Fuchs, auf Opa und auf die warmen Schatten im Raum.
„Weil man dann merkt, was wichtig ist.“
Opa drückte sie an sich.
„Du hast völlig recht.“
Sie blieben noch lange zusammen sitzen, lauschten dem Knistern des Feuers und beobachteten, wie der kleine Fuchs im Schlaf schnurrte.
Und Leni wusste:
Diese Sonntage waren nicht traurig.
Sie waren ein Geschenk.

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Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.
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