

Der kleine Tim fragt sich plötzlich, warum man eigentlich einen Wunschzettel schreibt – und ob das Christkind ihn wirklich liest.
Mit Hilfe eines geheimnisvollen Fuchses und einer warmen Wintermagie entdeckt er die wahre Bedeutung dahinter.
Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.
...
In einem kleinen Haus am Rand eines verschneiten Waldes lebte der achtjährige Tim.
Tim liebte Winterabende.
Er liebte heiße Schokolade.
Er liebte Schneeflocken, die an den Fenstern kleben blieben.
Und er liebte Weihnachten.
Doch in diesem Jahr stellte er eine Frage, die ihn nicht losließ.
Er saß am Tisch, den Stift in der Hand, und starrte auf das leere Blatt vor sich.
Mama kam gerade mit zwei warmen Tassen herein.
„Wieso schreibst du nicht weiter?“, fragte sie.
Tim seufzte tief.
„Mama … wieso schreibe ich eigentlich meinen Wunschzettel?
Ich mein … weiß das Christkind nicht sowieso, was ich mir wünsche?“
Mama setzte sich zu ihm.
„Eine gute Frage“, sagte sie lächelnd. „Vielleicht findest du ja selbst eine Antwort.“
Das half Tim nicht viel.
Er biss auf seine Unterlippe und sah wieder auf das Blatt.
„Wieso?“, murmelte er.
Er drückte den Stift weg.
„Ich geh raus“, sagte er leise.
Draußen war der Winter so still, dass man das eigene Atmen hören konnte.
Der Schnee glitzerte in der Abendsonne.
Tim stapfte zum Waldrand.
„Warum muss ich den Wunschzettel schreiben?“, dachte er.
„Ist das nicht egal?“
Da raschelte etwas im Gebüsch.
Ein kleiner roter Fuchs sprang vorsichtig heraus.
Er schüttelte den Schnee aus seinem Fell und sah Tim mit freundlichen, warmen Augen an.
„Na du?“, fragte Tim überrascht.
Der Fuchs kam näher und stupste sanft gegen Tims Knie.
„Weißt du vielleicht, warum man einen Wunschzettel schreibt?“, fragte Tim.
Der Fuchs hob die Nase, schnupperte und lief ein paar Schritte voraus.
Er blickte sich um, als wollte er sagen: „Komm mit.“
Tim folgte ihm durch den verschneiten Garten, bis sie zu einer kleinen Lichtung kamen.
Dort stand eine alte, hölzerne Bank – Tim kannte sie gut.
Mama nannte sie immer die „Denkbank“.
Der Fuchs sprang hinauf, setzte sich und sah Tim erwartungsvoll an.
„Soll ich mich setzen?“, fragte Tim.
Der Fuchs blinzelte.
Tim setzte sich.
Der Wind wehte leise durch die Tannen.
Es war so still, dass die Welt sich magisch anfühlte.
Da hörte Tim plötzlich eine sanfte Stimme in seinem Herzen.
Nicht laut.
Mehr wie ein Gefühl.
„Ein Wunschzettel ist mehr als ein Zettel“, sagte die Stimme.
„Er ist ein Stück von dir.“
Tim sah den Fuchs an.
„Warst du das?“, flüsterte er.
Der Fuchs wedelte mit dem Schwanz.
Tim schluckte.
„Aber warum ist er so wichtig? Ich könnte es doch einfach denken.“
Wieder kam die leise Herzensstimme:
„Ein Wunsch, den man aufschreibt, wird klar.
Ein Wunsch, den man malt, wird warm.
Ein Wunsch, den man verschenkt, wird gehört.“
Tim legte seine Hand auf sein Herz.
Er spürte ein warmes Kribbeln.
„Also … ich schreibe meinen Wunschzettel nicht nur für das Christkind?“
Der Fuchs sprang von der Bank, machte einen kleinen Kreis im Schnee und setzte sich wieder hin.
Tims Augen wurden groß.
„Ich schreibe ihn … für mich selbst?“
Der Fuchs nickte.
„Weil ich dann genau weiß, was ich mir wünsche … und was mir wichtig ist“, murmelte Tim.
Der Fuchs sprang spielerisch gegen seinen Stiefel.
Tim lachte.
„Dann … dann macht der Wunschzettel ja richtig Sinn.“
Er stand auf.
„Danke, kleiner Fuchs. Du hast mir sehr geholfen.“
Der Fuchs lief ein paar Schritte, drehte sich um und hob eine Pfote – wie zum Abschied.
Dann verschwand er lautlos im Wald.
Tim lief nach Hause.
Die Kälte biss in seine Wangen, aber sein Herz war warm.
Sehr warm.
Drinnen wartete Mama.
„Na? Hast du eine Antwort gefunden?“, fragte sie sanft.
Tim nickte.
„Ich schreibe den Wunschzettel … damit ich selber weiß, was ich mir wünsche.“
Mama lächelte.
„Das ist eine wunderbare Antwort.“
Tim setzte sich an seinen Tisch.
Er nahm seinen Stift.
Und dieses Mal zitterte seine Hand nicht.
Mit ruhiger Bewegung schrieb er:
„Liebes Christkind, hier ist mein Wunschzettel.
Ich habe lange darüber nachgedacht.“
Er malte Sterne dazu.
Ein Herz.
Und einen kleinen Fuchs.
Am Ende legte er den Zettel ans Fenster.
Er sah hinaus in die Nacht.
„Danke“, flüsterte er.
Vielleicht hörte es der Fuchs.
Vielleicht das Christkind.
Vielleicht beide.
Und Tim wusste nun:
Manchmal schreibt man seinen Wunschzettel nicht, damit jemand ihn liest.
Sondern damit man selbst spürt, was im eigenen Herzen leuchtet.
Sanft.
Still.
Und wunderschön.

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Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.
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