

Der erste Weihnachtstag fühlt sich an wie ein sanfter Morgen nach einem großen Fest.
Die Aufregung ist vorbei, doch die Wärme bleibt.
Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.
...
Der erste Weihnachtstag begann langsam.
Ganz anders als Heiligabend.
Kein Warten.
Kein Herzklopfen.
Nur Stille.
Ludwig drehte sich im Bett um.
„Sibille?“, murmelte er.
„Ich bin wach“, flüsterte sie aus dem Nachbarbett.
„Ist heute noch Weihnachten?“
Ludwig lächelte.
„Ja. Aber das ruhige Weihnachten.“
Im Wohnzimmer sah alles noch genau so aus wie am Abend zuvor.
Der Baum stand da.
Die Lichter leuchteten noch.
Geschenkpapier lag ordentlich zusammengefaltet in einer Ecke.
Mama kam im dicken Pullover dazu.
„Guten Morgen, ihr zwei“, sagte sie leise.
Sibille kuschelte sich an sie.
„Heute müssen wir nichts“, sagte sie zufrieden.
Mama nickte.
„Genau das ist der erste Weihnachtstag.“
In der Küche roch es nach Tee und warmem Brot.
Papa stellte Teller auf den Tisch.
„Hat euch Heiligabend gefallen?“, fragte er.
Ludwig dachte kurz nach.
„Ja“, sagte er.
„Aber heute mag ich fast lieber.“
Papa hob die Augenbrauen.
„Warum?“
Ludwig zuckte mit den Schultern.
„Weil alles schon da ist.“
Sie frühstückten lange.
Niemand schaute auf die Uhr.
Draußen lag Schnee auf den Dächern.
Ganz ruhig.
Sibille blickte aus dem Fenster.
„Meinst du, heute passiert noch etwas Besonderes?“, fragte sie.
Mama lächelte.
„Vielleicht“, sagte sie.
„Aber vielleicht auch nicht.“
Sibille überlegte.
„Beides wäre schön.“
Am Nachmittag kamen Oma und Opa vorbei.
Nicht mit Geschenken.
Sondern mit Zeit.
Opa setzte sich zu Ludwig auf den Teppich.
„Na, Ritter“, sagte er, „wie fühlt sich der erste Weihnachtstag an?“
Ludwig grinste.
„Wie ein langer Atemzug.“
„Das ist gut erklärt.“
Sibille saß bei Oma auf dem Sofa.
„Oma“, fragte sie leise, „ist Weihnachten jetzt vorbei?“
Oma schüttelte den Kopf.
„Nein, mein Schatz.“
„Es ist nur ein bisschen leiser geworden.“
Sibille lächelte.
„Dann mag ich es besonders.“
Als es draußen wieder dunkel wurde, zündeten sie Kerzen an.
Nicht viele.
Nur ein paar.
Der Baum funkelte noch einmal.
Fast so, als wollte er sagen:
Ich bin noch da.
Ludwig lehnte sich an Papa.
„Morgen ist es wieder normal“, sagte er.
Papa nickte.
„Aber heute darf es noch besonders sein.“
Später lag Sibille im Bett und flüsterte:
„Ludwig?“
„Ja?“
„Ich glaube, Weihnachten ist nicht nur ein Tag.“
Ludwig gähnte.
„Was dann?“
„Ein Gefühl“, sagte Sibille.
„Und das bleibt noch ein bisschen.“
Draußen schlich ein kleiner Fuchs über den Schnee.
Er blieb stehen.
Setzte sich.
Und hörte dem Haus beim Atmen zu.
Dann verschwand er leise zwischen den Bäumen.
Der erste Weihnachtstag legte sich sanft über alles.
Nicht wie ein Geschenk.
Sondern wie eine Decke.
Warm.
Und genau richtig.

Auf dieser Webseite findest du tolle Geschichten zum Vorlesen für kleine und große Kindern. Entweder einfach zwischendurch zum Entspannen oder abends als „Gute Nacht“-Geschichte, diese kindergerechten Geschichten passen immer.
Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.
…
P.S.: Du kannst Onkel Guidos Geschichten auch auf den folgenden Plattformen anhören.