In dieser Geschichten finden Piraten heraus, wie wichtig Teamwork ist, während sie nach einem Schatz suchen. Ob sie den Schatz der Dschungelinsel finden und wen sie dabei kennenlernen, erfährst du in dieser Piratengeschichte.

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Krachend schlug eine Welle über die Planken des Schiffs.

Kapitän Haifischzahn umklammerte die Holzbrüstung des Ausgucks und schloss kurz die Augen.

Als Anführer der Piratenmannschaft oblag ihm der Platz im Krähennest, mehrere Meter über dem Schiff.

Von hier oben reichte der Blick weit über das Meer.

Allerdings reichte der Blick von hier oben auch weit nach unten.

Und genau das war sein Problem!

Je weiter er sich vom sicheren Schiffsboden entfernte, desto weicher wurden seine Knie. 

Und als wäre dies noch nicht genug, wurde ihm auch noch schwindelig, sobald er nach unten sah.

Bislang hatte Kapitän Haifischzahn dieses Problem gut verstecken können.

Seine Kraft, die asiatischen Kampfkünste und die Tatsache, dass er als Einziger an Bord lesen konnte, hatten ihm Respekt und Anerkennung eingebracht.

Vor drei Wochen, nachdem der alte Kapitän Säbelzahntiger über Bord gegangen war, hatte ihn die Mannschaft deshalb zum neuen Anführer gewählt.

Zeitgleich mit seiner Wahl war ihnen auf einer einsamen Insel eine Schatzkarte in die Hände gefallen.

Diese war schon sehr verblichen.

Erkennbar war lediglich, dass die Reichtümer auf einer bergigen Insel versteckt waren, auf deren höchstem Punkt eine Art Turm stand.

Dieser war mit einem großen roten X markiert.

Eine weitere Welle warf das Schiff fast um.

Ein lauter Schrei ertönte.

Kapitän Haifischzahn warf einen erschrockenen Blick nach unten und stöhnte laut auf, als ihm schwindelig wurde.

„Was ist passiert?“, rief er mit erstickter Stimme.

„August Augenklappe hat eine Insel entdeckt, schräg hinter uns“, rief Lebenslust Ludwig.

Haifischzahn drehte sich so hastig im Ausguck, dass ihn erneut schwindelig wurde.

Denn auch schnelle Bewegungen in großer Höhe vertrug er nicht.

Deshalb, so ärgerte er sich jetzt, hatte er die Insel mit dem hohen Berg, auf dem ein Turm stand, wohl auch nicht selbst entdeckt.

Wenig später führte er seine Männer bergan durch den dichten Dschungel der Insel.

Wilde Affen kreischten in den Baumwipfeln.

Handtellergroße Spinnen saßen in Netzen über ihre Köpfen.

Schlangen, mit Körpern so dick wie ein Männerarm, hingen von Zweigen.

Zudem ging es steil bergan.

Doch keine Widrigkeit konnte sie aufhalten.

Zügig erklommen sie den Berg.

Dann waren sie oben.

Mit den Händen bahnte sich Haifischzahn den Weg durch einen letzten Busch, sprang auf die Lichtung und erhielt einen energischen Stoß vor die Brust.

„Ich bin Lea Löwenmut und befehle euch, sofort stehenzubleiben! Das ist unser Schatz!“, rief eine Frauenstimme und Haifischzahn sah sich fremden Piraten gegenüber.

Vor ihnen stand eine rothaarige Frau.

In der Hand hielt sie ebenfalls eine Karte.

Im Gegensatz zu seiner eigenen war diese mit Wörtern übersät.

„Es gibt eine zweite Schatzkarte?“, rief Kapitän Haifischzahn überrascht.

„Sieht ganz danach aus“, antwortete Lea Löwenmut und drehte die Karte in den Händen. 

Dies ermöglichte Haifischzahn einen Teil der Schrift zu entziffern: „Werft von oben einen Blick auf die Umgebung und ...“, las er laut vor und stockte dann, weil die Piratin erstaunt die Augen aufriss.

„Lea Löwenmut, du kannst nicht lesen und hast gar keine Ahnung, was auf deiner Karte steht“, sagte Kapitän Haifischzahn.

„Ha!“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust, widersprach jedoch nicht.

Haifischzahn blickte an dem steilen Turm nach oben.

Er war der Einzige aus seiner Mannschaft, der die Kraft hatte, an dem Mauerwerk bis nach oben zu klettern.

Doch was dann?

„Werft von oben einen Blick auf die Umgebung“ ... schon allein beim Gedanken aus dieser Höhe nach unten zu schauen, wurde ihm schwindelig.

„Ha! Ich kann zwar nicht lesen, aber du hast Angst vor der Höhe“, rief Lea Löwenmut. 

Kapitän Haifischzahn fuhr zusammen, im selben Moment schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf.

„Was hältst du von einem Handel?“, fragte er. „Ich lese dir die Karte vor. Der beste Kletterer aus deiner Mannschaft steigt auf den Turm und folgt meinen Anweisungen. Finden wir den Schatz, dann teilen wir.“

„Ein halber Schatz ist besser als kein Schatz“, nickte Lea, zog die Stiefel aus und erklomm den Turm wieselflink.

„Da, wo die Natur ein Kreuz zeigt, liegt der Reichtum“, las Haifischzahn vor.

„Dort hinten stehen Büsche in Kreuzform“, rief Lea von der Turmspitze.

Beide Piratenmannschaften stürmten in die angegebene Richtung.

Zusammen gelang es ihnen, die Büsche aus der Erde zu reißen.

Und tatsächlich! Darunter lagen funkelnde Edelsteine und schwere Goldmünzen.

Zum Erstaunen von Haifischzahn lief das Teilen der Beute reibungslos.

Die gemeinsame Arbeit hatte auch die streitsüchtigsten Piraten milde gestimmt.

„Ich kann deinen Platz im Ausguck gerne übernehmen“, sagte August Augenklappe, als sie mit vollen Händen zum Schiff zurückliefen. „Dort bin ich wenigstens in Sicherheit vor den Schiffsmäusen.“

„Du hast Angst vor Mäusen?“, rief Kapitän Haifischzahn erstaunt. „Warum hast du denn nie etwas davon gesagt?“

„Warum hast du nichts von deiner Höhenangst gesagt?“, erwiderte August Augenklappe.

Beide lachten.

Dann beschlossen sie eine Piratenbesprechung abzuhalten, bei der jeder an Bord über seine Ängste sprechen würde.

Nach diesem Treffen würde Kapitän Haifischzahn die Mannschaft neu aufteilen.

Und zwar so, dass jeder auf dem Schiff angstfrei arbeiten konnte.