Lulu, die kleine Motte mit dem großen Herzen, liebt alles, was leuchtet – besonders den Mond.
Als in einer besonderen Nacht das Licht zu flüstern beginnt, macht sich Lulu auf den Weg, um einer geheimnisvollen Botschaft zu folgen.
Dabei entdeckt sie, dass manchmal auch kleine Herzen ein großes Leuchten schenken können.
Eine ruhige, zauberhafte Geschichte über Mut, Mitgefühl und das Licht in uns allen.
Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.
...
Tief in einer alten Eiche, dort wo das Moos weich wie ein Kissen wächst, lebte Lulu, die kleine Motte mit dem großen Herzen.
Ihre Flügel schimmerten silbrig wie der Mond, und in ihrem Brustchen schlug ein Herz, das für alle im Wald Platz hatte.
Lulu liebte das Licht.
Nicht nur das helle Scheinlicht der Laternen oder den Tanz der Glühwürmchen.
Sondern auch das warme Licht der Freundschaft, das in den Augen anderer Wesen aufblitzt, wenn man freundlich zu ihnen ist.
Eines Abends flatterte Lulu aufgeregt durch den dämmrigen Wald.
Sie hatte gehört, dass heute die erste Vollmondnacht des Frühlings war – die Nacht der flüsternden Lichter.
„Oh, wie ich mich freue!“, rief Lulu und machte einen kleinen Luftsprung.
In dieser besonderen Nacht versammelten sich die Waldbewohner auf der Mondwiese, um den Geschichten des Lichts zu lauschen.
Die alten Eulen flüsterten, dass der Mond nur in dieser Nacht besonders hell sei, weil er den Tieren etwas mitteilen wolle.
Lulu war ganz aufgeregt.
Sie wollte unbedingt dabei sein.
Auf dem Weg zur Wiese begegnete sie ihrer Freundin Tinka, der Glühwürmchen-Dame.
„Na, bist du auch unterwegs zum Flüstern?“, fragte Lulu.
Tinka nickte. „Ich bringe mein schönstes Licht mit.“
Lulu lächelte. „Ich bringe mein großes Herz.“
Gemeinsam flogen sie durch den langsam aufziehenden Nebel.
Überall raschelte und flüsterte es.
Ein Dachs schlich vorbei, der Maulwurf Max blinkte kurz mit seiner Laterne, und selbst die scheue Rehfamilie trabte leise Richtung Lichtung.
Als sie ankamen, war die Mondwiese bereits erfüllt von einem silbrigen Schimmer.
Der Mond hing riesig und rund am Himmel.
Die Tiere setzten sich still im Kreis, und eine feierliche Ruhe senkte sich über die Lichtung.
„Das Licht flüstert heute“, murmelte die alte Eule Edda und breitete ihre Flügel aus.
Lulu kuschelte sich neben Tinka in das weiche Gras.
Alle warteten gespannt.
Plötzlich begann ein leiser Wind zu wehen, und der Mondschein wurde heller, als hätte jemand eine große Lampe eingeschaltet.
Dann – ein sanftes Klingen, kaum hörbar, aber ganz klar.
Lulu spürte, wie sich etwas in ihrem Inneren bewegte, als ob ihr Herz plötzlich ganz weit wurde.
Und dann hörte sie es.
Eine Stimme – nicht laut, sondern wie ein Gedanke, den der Mond direkt in ihr Herz legte.
„Du hast ein großes Herz, Lulu“, flüsterte das Licht.
„Trage es zu denen, die ihr eigenes verloren haben.“
Lulu blinzelte.
War das wirklich der Mond?
Oder war es einfach das Gefühl, etwas tun zu wollen?
„Tinka, hast du auch etwas gehört?“, flüsterte sie.
Tinka nickte langsam. „Etwas… warmes.“
Nach der Versammlung blieben Lulu und Tinka noch eine Weile auf der Wiese sitzen.
„Was meinst du, wer sein Licht verloren hat?“, fragte Tinka leise.
Lulu schaute hinauf zum Mond. „Ich glaube, ich werde es finden.“
Am nächsten Morgen flog Lulu früh los.
Sie besuchte die Tiere im Wald.
Sie lachte mit dem Eichhörnchen Emil, half der Spinne Sissi beim Spinnennetzflicken und teilte ihr Frühstück mit den Ameisen.
Alle freuten sich, sie zu sehen.
Doch niemand schien sein Licht verloren zu haben.
Bis Lulu an eine hohle Baumwurzel kam.
Dort saß – ganz allein – der junge Kauz Kalle.
Er wirkte traurig und sah gar nicht hoch, als Lulu landete.
„Hallo?“, fragte sie sanft.
Kalle murmelte nur: „Ich bin nicht gut im Fliegen. Alle lachen.“
Lulu setzte sich vorsichtig neben ihn.
„Weißt du, ich bin auch nicht besonders schnell im Fliegen“, sagte sie.
„Aber du bist doch wunderschön“, flüsterte Kalle.
Lulu errötete. „Und du bist mutig, weil du das gesagt hast.“
Kalle hob zum ersten Mal den Kopf.
In seinen Augen schimmerte etwas – ein kleines Licht, ganz tief drin.
Lulu lächelte. „Ich glaube, ich hab dein Licht gefunden.“
Kalle blinzelte. „Meins?“
„Ja“, sagte Lulu. „Es war nur ein bisschen versteckt.“
Sie verbrachten den Nachmittag zusammen.
Lulu zeigte Kalle ihre Lieblingsplätze, und Kalle erzählte von seinen Träumen, irgendwann nachts durch den Himmel zu fliegen wie die großen Eulen.
Als die Sonne unterging, tanzte Lulu einen kleinen Freudentanz in der Luft.
Kalle lachte.
Zum ersten Mal.
Lulu hörte es ganz deutlich: Das Licht in seinem Herzen war zurückgekehrt.
In dieser Nacht, als Lulu wieder unter ihrem Blatt schlief, träumte sie vom Mond.
Er nickte ihr zu.
„Ein großes Herz kann das Licht zurückbringen“, flüsterte er.
Lulu schlief mit einem Lächeln ein.
Und tief in der Eiche flackerte ihr Herz wie ein kleiner Stern.
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Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.
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