Nach dem leisen Knistern des 23. Dezembers ist er endlich da: der Heiligabend.

Ein Tag voller Warten, Staunen und dem Wunsch, dass alles genauso schön wird, wie man es sich erhofft hat.

Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.

...

Heiligabend begann früher als sonst.

Nicht, weil jemand den Wecker gestellt hatte.

Sondern weil Ludwig die Augen aufschlug und sofort wusste:

Heute ist es so weit.

Er blieb einen Moment ganz still liegen.

Das Haus war ruhig.

Fast ehrfürchtig ruhig.

Dann hörte er ein Rascheln aus dem Nachbarzimmer.

„Sibille ist bestimmt auch wach“, dachte er.

Und genau in diesem Moment flüsterte eine Stimme durch die Wand:

„Ludwig?“

„Ja?“, flüsterte er zurück.

„Heute ist Heiligabend.“

Ludwig lächelte im Dunkeln.

„Ich weiß.“

In der Küche brannte schon Licht.

Mama stand am Tisch und schaute auf einen Zettel.

Dann auf einen zweiten.

Dann auf einen dritten.

„Ich glaube“, sagte sie leise zu Papa, „ich habe alles.“

Papa goss Tee ein.

„Du hast immer alles“, sagte er ruhig.

Mama schüttelte den Kopf.

„Ich wünsche mir einfach, dass heute alles schön wird.“

Papa legte seine Hand auf ihre.

„Das wird es. Nicht, weil alles perfekt ist. Sondern weil wir zusammen sind.“

Ludwig und Sibille kamen leise dazu.

Sie trugen noch ihre Schlafanzüge.

„Dürfen wir schon ins Wohnzimmer?“, fragte Sibille vorsichtig.

Mama lächelte.

„Noch nicht.“

Sibille nickte ernst.

„Dann ist es wirklich Heiligabend“, flüsterte sie.

Der Vormittag verging langsam.

Viel zu langsam.

Es roch nach Essen.

Nach Tannenzweigen.

Nach Kerzen.

Ludwig half Papa, den Tisch zu decken.

Sibille legte Servietten ordentlich hin.

„Meinst du, die Geschenke sind richtig?“, fragte sie plötzlich.

Mama blieb stehen.

Sie dachte kurz nach.

„Ich hoffe es“, sagte sie ehrlich.

„Aber weißt du was? Das Wichtigste seid ihr.“

Sibille überlegte.

Dann nickte sie.

„Das reicht eigentlich schon.“

Als es draußen dunkel wurde, wurde es im Haus ganz ruhig.

Mama zündete Kerzen an.

Papa schloss die Tür zum Wohnzimmer.

Ludwig und Sibille saßen auf dem Sofa.

Ihre Füße baumelten.

„Ich bin ein bisschen aufgeregt“, flüsterte Ludwig.

Sibille nahm seine Hand.

„Ich auch.“

Dann erklang ein leises Glöckchen.

Ein einziges Mal.

Mama öffnete die Tür.

Und das Wohnzimmer leuchtete.

Der Baum stand da.

Geschmückt.

Warm.

Still.

Darunter lagen Geschenke.

Nicht viele.

Aber genug.

Sibille hielt den Atem an.

„Es ist genau so, wie ich es mir vorgestellt habe“, flüsterte sie.

Ludwig spürte, wie sein Herz ganz ruhig wurde.

Sie setzten sich zusammen.

Keiner riss Papier auf.

Alle nahmen sich Zeit.

„Frohe Weihnachten“, sagte Papa leise.

„Frohe Weihnachten“, sagten alle.

Draußen fiel Schnee.

Ganz sanft.

Ein kleiner Fuchs blieb kurz stehen.

Sah ins Fenster.

Und verschwand wieder.

Später, als alles ausgepackt war, saßen sie zusammen.

Mama atmete tief durch.

„Jetzt ist es genau richtig“, sagte sie.

Papa nickte.

Ludwig lehnte sich zurück.

„Der 23. war spannend“, sagte er.

„Und heute ist einfach schön.“

Sibille gähnte.

„Ich glaube, das ist mein Lieblingsabend.“

Als sie später im Bett lagen, war das Haus still.

Aber nicht leer.

Es war voll.

Voll von Wärme.

Von Erinnerungen.

Von diesem einen Gefühl, das man nicht erklären kann.

Nur spüren.

Sanfter Abschluss:

Und so ist Heiligabend nicht nur ein Abend mit Geschenken.

Sondern ein Moment, in dem alles ein kleines bisschen langsamer wird.

Ein Moment, der bleibt.

Ganz leise.

Ganz tief im Herzen.