Tief im geheimnisvollen Sommerwald lebt eine winzig kleine Fee mit einem ganz besonderen Talent – Milla tanzt für die Mücken, wenn die Sonne untergeht.
Doch was passiert, wenn dunkle Wolken den Himmel verdunkeln und der Regen nicht mehr aufhört?
Kann ein Regentag genauso zauberhaft sein wie ein Sonnenabend?
Begleite Milla auf eine herzerwärmende Reise voller Mut, Musik und leiser Magie.
Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.
...
In einer winzigen Lichtung mitten im verwunschenen Sommerwald lebte die kleine Fee Milla.
Sie war nicht größer als eine Walderdbeere und hatte zarte, durchscheinende Flügel, die im Sonnenlicht in allen Farben schimmerten.
Doch das Besondere an Milla war nicht ihre Größe oder ihre Flügel – es war ihr Mückentanz.
Jeden Abend, wenn die Sonne langsam unterging und das Licht golden durch die Blätter flackerte, begann Milla zu tanzen.
Sie flog in winzigen Spiralen, drehte Pirouetten über glitzernden Tautropfen und ließ ihre Füßchen sacht über die Blüten streifen.
Die Mücken, die sonst gern surrend durch die Dämmerung schwirrten, versammelten sich dann rund um Milla.
Sie beobachteten sie mit großen Augen und flatternden Flügeln.
Denn Milla tanzte nicht nur – sie erzählte mit ihrem Tanz kleine Geschichten über den Tag im Wald.
Mal ging es um ein Eichhörnchen, das seine Nüsse verlegt hatte, mal um ein Blatt, das sich nicht entscheiden konnte, wohin es vom Wind getragen werden wollte.
Die Mücken summten leise vor Freude, und auch andere Waldbewohner kamen neugierig näher, um Millas Tanz zu sehen.
„Milla, das war wunderschön“, sagte der kleine Igel Balthasar eines Abends und schmatzte gerührt mit seinem Schnäuzchen.
„Danke, Balthasar“, flüsterte Milla und setzte sich auf ein Gänseblümchenblatt. „Ich liebe es, wenn ihr zuhört.“
Doch eines Tages wurde es still im Wald.
Ein schweres, graues Gewitter hatte sich zusammengebraut, und dunkle Wolken zogen über den Himmel.
Der Regen prasselte in dicken Tropfen herab, und der Wind fegte durch die Bäume wie ein wilder Tanzlehrer.
Milla saß in ihrer Blütenhöhle und schaute traurig hinaus.
Kein Licht, kein Funkeln, kein Platz zum Tanzen.
Die Mücken blieben unter großen Blättern verborgen, und auch Balthasar hatte sich tief in seinen Bau zurückgezogen.
Tagelang wollte das Wetter nicht besser werden.
Milla wurde still.
Sie tanzte nicht.
Sie summte nicht.
Sie seufzte nur manchmal ganz leise und schaute den Tropfen beim Fallen zu.
„Ich vermisse den Abendtanz“, sagte sie schließlich zu sich selbst. „Vielleicht vermissen die anderen ihn auch.“
Da beschloss Milla, etwas zu tun, was sie noch nie getan hatte.
Sie packte ein kleines Stückchen Spinnennetz, das wie ein Tuch wirkte, wickelte sich darin ein und flog los – trotz Nieselregen und Wind.
Sie wollte ihre Freunde besuchen.
Zuerst klopfte sie an das große Kastanienblatt, unter dem die Mücken wohnten.
„Hallo?“, rief Milla vorsichtig. „Ist jemand da?“
Ein kleines Mückengesicht lugte hervor.
„Milla?“, fragte es erstaunt. „Du bist ja ganz nass!“
„Ich vermisse euch“, sagte Milla. „Und ich glaube, wir brauchen einen Mückentanz – gerade jetzt.“
Die Mücke zwinkerte. „Aber es regnet doch!“
„Dann tanzen wir eben im Regen“, sagte Milla und lächelte.
Gemeinsam flogen sie weiter, sammelten die anderen Mücken ein und holten Balthasar aus seiner Höhle.
Auch der Maulwurf Max, die Schnecke Lilli und die Eule Edda kamen aus ihren Verstecken.
Auf einer großen Lichtung unter einem alten Ahornbaum versammelten sich alle.
Der Regen war nur noch ein feiner Sprühnebel, der die Luft frisch und klar machte.
Milla trat in die Mitte und begann zu tanzen.
Langsam.
Zart.
Die Tropfen auf ihren Flügeln glitzerten wie kleine Sterne.
Die Mücken summten leise mit, zuerst schüchtern, dann mutiger.
Balthasar wippte im Takt mit seinen kleinen Pfötchen, und die Schnecke Lilli drehte sich im Kreis, so schnell sie konnte.
Selbst der Maulwurf klatschte mit seinen breiten Händen im Takt.
Die Eule Edda, sonst eher zurückhaltend, ließ ein wohliges „Huhuuuu“ ertönen.
Der Regen machte alles weich und leise.
Und doch war es ein fröhlicher, zauberhafter Moment.
Milla tanzte, als hätte sie nie aufgehört.
Sie erzählte mit jeder Bewegung von Freundschaft, Mut und dem Zauber des Zusammenseins – auch wenn das Wetter nicht perfekt ist.
Als der Regen ganz aufhörte und die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolken blitzten, glitzerte die Lichtung wie ein Traum.
„Das war der schönste Tanz überhaupt“, sagte Balthasar leise.
„Ich wusste gar nicht, dass man auch im Regen tanzen kann“, flüsterte die Mücke.
Milla setzte sich erschöpft, aber glücklich auf ein feuchtes Blatt.
„Manchmal sind Regentänze die allerschönsten“, sagte sie und schloss für einen Moment die Augen.
Die Waldbewohner nickten.
Und in dieser Nacht schliefen alle ein mit einem Lächeln – begleitet vom sanften Nachklang eines besonderen Regentanzes.
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Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.
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