Zum Muttertag treffen sich Oma, Mama und die kleine Leni wie jedes Jahr im Café Schmitz.
Bei Torte, Kakao und Erinnerungen feiern sie, was sie verbindet: ihre Geschichten, ihr Lachen – und ihre Sommersprossen.
Als der Opa sie mit der Kutsche abholt, fühlen sich alle drei wie Königinnen auf einem Feiertag.
Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.
...
Es war Muttertag, und die Sonne lachte warm vom Himmel über dem kleinen Städtchen.
Wie jedes Jahr trafen sich drei ganz besondere Frauen im Café Schmitz.
Die älteste war Oma Leni, die ihre Locken wie ein goldener Kranz trug.
Neben ihr saß ihre Tochter Marie, mit dem gleichen leuchtenden Blau in den Augen.
Und gegenüber saß Leni, Maries Tochter, die Jüngste im Bunde, mit genauso vielen Sommersprossen auf der Nase wie ihre Mutter und ihre Großmutter – genau 22.
„Wir sehen wirklich aus wie aus dem gleichen Bilderbuch gefallen“, sagte Marie lachend, als sie sich ihre Spiegelung im Löffel ansah.
„Drei Generationen Lockenköpfe mit Sommersprossen“, kicherte die kleine Leni und nippte an ihrem Kakao.
„Und alle mit einem Herz für Geschichten“, fügte Oma Leni hinzu und zwinkerte.
Im Café Schmitz war es gemütlich wie immer: zartrosa Tischdecken, der Duft von frischgebackenem Apfelkuchen und ein sanftes Klirren von Porzellan.
Die Kellnerin brachte den Muttertagskuchen – ein dreistöckiges Törtchen mit Erdbeeren, Sahne und winzigen Zuckerherzen.
„Für die Damen mit den schönsten Lachfalten!“, sagte sie und stellte das Kunstwerk vorsichtig auf den Tisch.
„Danke schön!“, sagten alle drei gleichzeitig und lachten.
Oma Leni schnitt das erste Stück ab und reichte es Marie.
Marie schnitt das nächste und gab es ihrer Tochter.
Und die kleine Leni reichte Oma Leni das letzte Stück – natürlich das mit der dicken Sahnehaube.
„So machen wir das jedes Jahr, und jedes Jahr ist es das schönste Stück“, sagte Oma.
Während sie aßen, erzählten sie sich Geschichten – das war ihre liebste Muttertagstradition.
„Weißt du noch, wie wir damals in Italien auf dem Esel geritten sind?“, fragte Marie.
„Der hieß Gino!“, rief Oma Leni. „Und er wollte ständig nur in Richtung Eisstand traben.“
„Und dann haben wir alle Sandalen verloren, weil wir so lachen mussten!“, kicherte Marie.
„Ich möchte auch mal auf einem Esel reiten“, sagte die kleine Leni.
„Am liebsten am Strand. Und dann würde ich eine Muschel suchen, die klingt wie das Meer.“
„Das machen wir“, versprach Marie. „Vielleicht schon im nächsten Sommer.“
Dann war die kleine Leni an der Reihe.
„Ich wünsch mir einen Urlaub in einem Schloss! Mit einem Geheimgang und einem sprechenden Papagei.“
„Das klingt wie ein Abenteuer“, sagte Oma Leni. „Früher, als ich so alt war wie du, bin ich mal in ein Schlossfenster geklettert – na gut, fast geklettert. Ich bin nämlich vorher in den Dornen hängen geblieben.“
„Aua!“, rief Leni. „Und dann?“
„Dann hab ich das Fenster trotzdem aufgestoßen, aber drinnen saß nur eine schnarchende Katze auf einem Sessel. Kein Prinz, kein Drache. Nur die Katze. Sie hat mich angeschaut wie eine Königin.“
„Und hat sie gesprochen?“, fragte Leni.
„Nicht mit Worten“, antwortete Oma geheimnisvoll. „Aber mit einem Blick, der sagte: 'Leni, geh lieber nach Hause, bevor du dir den Rock zerreißt.'“
Alle lachten, und die kleine Leni sagte: „Wenn ich mal Oma bin, erzähl ich auch solche Geschichten.“
„Das wirst du“, sagte Marie und strich ihr über die Locken.
Draußen wartete schon jemand – der Großvater, in seinem schwarzen Kutscheranzug, mit Zylinder und einem verschmitzten Lächeln.
Die alte Kutsche stand bereit, mit roten Polstern und einem Glöckchen an der Seite.
„Bereit für die Heimfahrt, meine Damen?“, rief er, als er durch das Fenster winkte.
„Oh ja!“, rief Leni und sprang auf.
„Aber nur, wenn du uns nicht wieder über die Schlaglöcher holperst!“, neckte Oma Leni.
„Das sind keine Schlaglöcher, das sind Erinnerungsmulden!“, konterte Opa fröhlich.
Sie stiegen ein – zuerst die Jüngste, dann die Mutter, dann die Großmutter.
Die Kutsche setzte sich langsam in Bewegung.
Auf dem Gehweg blieben Passanten stehen, winkten den drei Frauen zu und lächelten.
„Da fahren sie wieder – die Locken-Ladies“, hörte man jemand sagen.
Und tatsächlich – die drei Generationen sahen aus wie ein schönes Märchen: lachend, verbunden, glücklich.
„Das war der schönste Muttertag“, flüsterte die kleine Leni und lehnte ihren Kopf an Mamas Schulter.
„Bis zum nächsten Jahr, mein Schatz“, sagte Marie.
„Und dann wieder im Café Schmitz, mit Torte, Kakao und Geschichten“, fügte Oma Leni hinzu.
Die Sonne ging langsam unter, die Pferde klapperten leise über das Kopfsteinpflaster – und die Herzen aller drei klopften im selben Takt: dankbar, fröhlich und voller Liebe.
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Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.
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