Lukas und Mia wundern sich: Warum nennt man die rechte Rheinseite in Köln eigentlich „Schäl Sick“? Ihr Opa Willi kennt die Antwort und erzählt ihnen eine spannende Geschichte aus vergangenen Zeiten. Wusstest du, dass Pferde früher Schiffe den Rhein hinaufziehen mussten? Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.
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Lukas und Mia saßen am Rheinufer und warfen kleine Steine ins Wasser.
Hinter ihnen ragte der Kölner Dom in den Himmel, und vor ihnen fuhren große Frachtschiffe langsam rheinaufwärts.
„Guck mal, die Schiffe kämpfen richtig gegen die Strömung“, sagte Lukas und zeigte auf einen Kahn, der sich mühsam flussaufwärts bewegte.
Mia nickte.
„Früher hatten die Schiffe doch keine Motoren, oder?“
„Stimmt genau!“, rief Opa Willi, der gerade mit einer Tüte frischer Brezeln aus der Bäckerei kam.
Er setzte sich neben die Kinder und reichte ihnen eine Brezel.
„Wisst ihr eigentlich, dass früher Pferde die Schiffe den Rhein hinaufgezogen haben?“
Die beiden schüttelten den Kopf.
„Wie das denn?“, fragte Mia erstaunt.
Opa nahm einen großen Bissen von seiner Brezel und zeigte auf das rechte Rheinufer.
„Da drüben, auf der rechten Seite, gab es früher einen langen Treidelpfad. Starke Pferde wurden vor die Schiffe gespannt und mussten sie mit dicken Seilen stromaufwärts ziehen.“
Lukas riss die Augen auf.
„Die Pferde haben die Schiffe gezogen? Das muss doch total schwer gewesen sein!“
„Oh ja!“, sagte Opa und wischte sich die Krümel vom Bart.
„Die armen Pferde mussten sich richtig anstrengen. Und wisst ihr, was das Problem war?“
Mia überlegte.
„Dass sie Angst vor dem Wasser hatten?“
Opa lachte.
„Fast! Das Wasser hat sie nämlich immer wieder abgelenkt. Sie haben auf die Wellen geschaut, auf die Boote und manchmal sogar auf ihr eigenes Spiegelbild.“
Lukas grinste.
„Und dann sind sie einfach stehen geblieben?“
„Manchmal ja“, sagte Opa.
„Oder sie wollten lieber ins Wasser laufen. Damit sie sich aber auf den Weg konzentrierten und nicht nach links zum Rhein schielten, hat man ihnen eine Scheuklappe auf das linke Auge gesetzt.“
Mia staunte.
„Das heißt, sie konnten nur nach rechts sehen?“
„Genau! Und im Kölschen sagt man zu so etwas ‚schäl‘. Also, die Pferde waren auf dieser Seite ‚schäl‘, weil sie nur mit einem Auge gucken konnten.“
Lukas klatschte sich auf die Stirn.
„Und deshalb nennt man die rechte Rheinseite ‚Schäl Sick‘!“
Opa nickte.
„So ist es! Die Leute haben das dann irgendwann auch für die ganze rechte Rheinseite übernommen.“
Mia schaute nachdenklich auf das Wasser.
„Aber irgendwie ist es doch schade, dass die Pferde so arbeiten mussten.“
Opa seufzte.
„Ja, das war harte Arbeit. Aber zum Glück haben die Menschen später Dampfschiffe erfunden, und die Pferde mussten nicht mehr schuften.“
Lukas lehnte sich zurück und schaute rüber zur rechten Rheinseite.
„Eigentlich finde ich die ‚Schäl Sick‘ ziemlich cool. Man hat von dort den besten Blick auf den Dom!“
Opa grinste.
„Das sage ich euch! Und jetzt lasst uns nach Hause gehen – ich hab noch ein paar frische Berliner für euch!“
Mia und Lukas lachten.
Mit einem letzten Blick auf den Rhein machten sie sich auf den Weg – diesmal mit beiden Augen offen!
Auf dieser Webseite findest du tolle Geschichten zum Vorlesen für kleine und große Kindern. Entweder einfach zwischendurch zum Entspannen oder abends als „Gute Nacht“-Geschichte, diese kindergerechten Geschichten passen immer.
Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.
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P.S.: Du kannst Onkel Guidos Geschichten auch auf den folgenden Plattformen anhören.