Als Tim und Lea den bunt geschmückten Baum auf dem Dorfplatz entdecken, haben sie viele Fragen.
Warum stellen die Menschen einen Maibaum auf? Was bedeutet er?
In dieser fröhlichen Frühlingsgeschichte erfährst du, welche Tradition dahintersteckt – und warum der Maibaum so viele Herzen höherschlagen lässt.
Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.
...
Es war ein warmer Frühlingstag, als Tim und seine kleine Schwester Lea mit ihren Eltern über den Dorfplatz spazierten.
Die Vögel zwitscherten fröhlich, und die ersten Blumen blühten am Wegrand.
Auf dem Platz war viel los – Menschen lachten, schleppen Holzstangen, banden bunte Bänder und schmückten einen riesigen Baumstamm.
„Was machen die da?“, fragte Lea neugierig und zupfte an Papas Jacke.
„Das, meine Kleine“, sagte Papa, „wird der Maibaum.“
Lea runzelte die Stirn.
„Ein Baum mitten im Dorf?“
Tim lachte.
„Das ist doch kein echter Baum mit Wurzeln! Das ist ein Festbaum!“, erklärte er stolz, als wüsste er alles darüber.
Aber ehrlich gesagt hatte auch Tim noch nie so genau gewusst, warum man überhaupt einen Maibaum aufstellt.
„Mama, warum macht man das?“, fragte er schließlich.
„Das ist eine alte Tradition“, begann Mama, während sie sich auf die Bank setzte. „Der Maibaum soll den Frühling begrüßen.“
„Und bringt er Geschenke wie der Weihnachtsbaum?“, fragte Lea hoffnungsvoll.
Mama schüttelte lachend den Kopf.
„Nein, der Maibaum bringt keine Geschenke. Aber er bringt Freude, Tanz und Gemeinschaft.“
Währenddessen beobachteten die Kinder, wie die Männer den langen, glatten Stamm aufrichteten und ihn mit Seilen befestigten.
Ganz oben war ein grüner Kranz, aus dem bunte Bänder in Rot, Gelb, Blau und Grün hingen.
Der Wind spielte mit den Bändern, sodass sie wie bunte Schlangen flatterten.
„Früher glaubten die Menschen, dass der Maibaum Glück bringt und alles im Dorf gut wachsen lässt“, erzählte Mama weiter.
„Also wie ein Wunschbaum?“, fragte Tim.
„So ähnlich“, sagte Papa. „Man wünscht sich eine gute Ernte, Gesundheit und Frieden.“
Ein älterer Mann mit einem weißen Bart und einem freundlichen Lächeln kam zu ihnen.
„Ich heiße Herr Weber, und ich helfe seit fünfzig Jahren beim Maibaumstellen mit“, sagte er.
„Wow!“, staunte Tim. „Warum machen das die Leute denn heute noch?“
Herr Weber setzte sich neben sie auf die Bank.
„Weil es schön ist, wenn das ganze Dorf zusammenkommt“, sagte er. „Man vergisst für einen Tag die Sorgen und freut sich einfach.“
Dann zeigte er auf die Kinder, die gerade ein Lied übten.
„Gleich wird getanzt – rund um den Baum. Das nennt man Maitanz.“
Lea riss die Augen auf.
„Dürfen wir auch mitmachen?“
„Natürlich“, sagte Herr Weber. „Jedes Kind darf mittanzen. So wird der Frühling bei uns begrüßt.“
Die Musik begann. Eine kleine Kapelle mit Trommeln, Flöten und einer Ziehharmonika spielte fröhliche Lieder.
Die Kinder fassten sich an den Händen und tanzten im Kreis um den Baum, während die Bänder sich langsam umeinander wickelten.
Tim lachte laut, als sich ein Band über seinen Kopf legte.
„Ich bin der bunte Bandpirat!“, rief er und alle kicherten.
Lea drehte sich im Kreis, bis ihr schwindelig wurde, und fiel dann lachend ins Gras.
Am Rande des Platzes gab es frische Waffeln, Limo und ein paar Ponys zum Streicheln.
Der ganze Dorfplatz war voller Leben, Farben und Fröhlichkeit.
„Jetzt verstehe ich“, sagte Tim später, als sie zusammen Limo tranken. „Der Maibaum ist wie ein riesiger Freudebaum.“
Mama nickte.
„Und er zeigt uns, wie schön es ist, gemeinsam etwas zu feiern.“
„Also machen wir das auch, wenn wir groß sind?“, fragte Lea.
„Auf jeden Fall“, sagte Papa. „Traditionen bleiben lebendig, wenn wir sie weitermachen.“
Herr Weber kam noch einmal vorbei und legte Tim die Hand auf die Schulter.
„Und wenn du willst, bist du in ein paar Jahren vielleicht einer von denen, die den Baum aufstellen.“
Tim richtete sich stolz auf.
„Das will ich! Ich will helfen, den Maibaum zu stellen!“
Als die Sonne langsam unterging, leuchteten die Bänder des Maibaums im goldenen Licht.
Die Musik spielte ein letztes Lied, und die Leute klatschten im Takt.
Ein leiser Wind wehte über den Platz und trug den Duft von Frühlingsblumen und frischen Waffeln durch das Dorf.
Lea gähnte und kuschelte sich an Mama.
„Ich mag den Maibaum“, murmelte sie schläfrig.
„Ich auch“, sagte Tim. „Ich glaube, der Baum hat mich ein bisschen fröhlicher gemacht.“
Mama lächelte und nahm beide Kinder in den Arm.
Und so ging ein wunderbarer Maitag zu Ende – mit einem Maibaum, der nicht nur den Frühling begrüßte, sondern auch die Herzen aller Menschen im Dorf ein kleines bisschen heller machte.
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Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.
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