Der jüngste Bruder & die drei Aufgaben

Onkel Guido
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Der jüngste Bruder & die drei Aufgaben
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Diese Geschichte basiert auf dem Grimmschen Märchen „Die Bienenkönigin“ und handelt von drei Brüdern, die erst die Welt entdecken und dann verschiedene Aufgaben lösen müssen. Welcher der drei Brüder wohl am Ende gewinnt? Lass es uns gemeinsam herausfinden.

Einst begaben sich zwei Königssöhne sich auf ein Abenteuer, da sie ihr Leben langweilig fanden und sich einen Namen in der Welt machen wollten.

Aber anstatt sich Ruhm und Ehre zu sichern, zogen die zwei Brüder von Gasthaus zu Gasthaus und bekleckerten sich eher mit Bratensoße als mit Ruhm.

Und wenn sie dann doch einmal etwas Heldenhaftes versuchten, stolperten sie über ihre eigenen Beine, machten nur Schabernack und entschieden sich dazu, schnell ins nächste Dorf zu ziehen.

Als der König davon hörte, dass sich seine zwei Söhne so in seinem Königreich blamierten, wurde er ganz rot vor Scham.

Sein dritter Sohn, der jüngste, wurde damit beauftragt, seine beiden älteren Brüder zurückzuholen.

Und so zog er sich seine Stiefel an, packte einen großen Rucksack und machte sich auf den Weg.

Als der jüngste Bruder sie nach einer langen Suche endlich fand, lachten sie ihn aus.

„Nein, nein, hahaha, das wäre ja viel zu peinlich. Unser kleiner Bruder holt uns nach Hause“, sagte der eine Bruder. „Wir gehen weiter und suchen nach dem Abenteuer, das uns zu Helden macht“, sagte der andere Bruder.

Und so blieb dem jüngsten Bruder nichts anderes übrig, als ihnen zu folgen.

Immerhin hatte ihm sein Vater aufgetragen, nicht ohne die beiden nach Hause zurückzukehren.

Also machten sie sich alle gemeinsam auf die Reise und kamen schließlich zu einem Ameisenhügel.

Die beiden älteren Brüder wollten ihn abreißen, um zu sehen, wie panisch die armen Ameisen dann herumlaufen und ihre Eier wegtragen würden.

Der jüngste Brüder stellte sich mit verschränkten Armen vor den Ameisenhügel und sagte: „Lasst die armen Dinger in Ruhe. Was haben sie euch denn getan, dass ihr ihnen solch ein Unrecht antun müsst?“

Mürrisch drehten sich die zwei älteren Brüder um, murmelten „So ein Spielverderber“ und gingen weiter.

Nachdem sie ein paar Kilometer gegangen waren, kamen die drei zu einem See, in dem viele Enten schwammen.

Die beiden älteren Brüder wollten zwei Enten fangen und sie braten.

Wieder stellte sich der jüngere Bruder vor die zwei und sagte: „Wir haben noch eine Menge Verpflegung aus dem letzten Gasthaus – Äpfel, Brote und Käse. Es gibt keinen Grund, diese Enten zu fangen und zu braten.“

Der älteste Bruder verzog sein Gesicht und motzte grimmig: „Ja ja ja, Herr Spielverderber – ich weiß ohnehin nicht, wie man eine Ente zubereitet. Hast du wohl noch mal Glück gehabt, gehen wir weiter.“

Als Nächstes kamen sie zu einem Bienennest in einem hohlen Baum.

Die Bienen waren so fleißig, dass der Honig den Stamm hinunterlief.

Schnell wurde ein Plan ausgeheckt.

Die beiden Brüder wollten ein Feuer unter dem Baum anzünden und die Bienen vertreiben, um sich den Magen ungestört mit dem leckeren Honig vollzuschlagen.

Und noch einmal stellte sich der kleine Bruder zwischen seine Brüder und das Ziel ihrer Begierde.

„Nur weil ihr Lust auf Honig habt, wollt ihr das Zuhause der Bienen zerstören und Unzählige von ihnen verbrennen. Habt ihr kein Gewissen?“

Die beiden älteren Brüder schauten sich an, zuckten mit den Schultern und liefen schnell weiter.

Vielleicht konnten sie ihren kleinen Bruder abhängen.

Doch sie hatten in den letzten Wochen einfach zu viel gegessen und sich nicht ausreichend bewegt, weswegen sie bereits nach wenigen Metern komplett außer Puste waren.

Ihr jüngerer Bruder kam ihnen entspannt hinterher und dann gingen sie gemeinsam weiter.

Schließlich kamen die drei Brüder zu einem Schloss.

Als sie an den Ställen vorbeikamen, sahen sie dort drei schöne Pferde stehen.

Nach ein paar Schritten bemerkten sie, dass die Pferde aus Marmor waren.

Der jüngere Bruder berührte die Statuen und spürte, dass sie warm waren und nicht kühl wie normaler Marmor.

Dann gingen sie durch alle Räume des Schlosses, bis sie zu einer Tür kamen, in die ein Guckloch eingelassen war.

Die drei Brüder schauten neugierig durch das kleine Fenster und sahen einen kleinen, grauen, alten Mann, der an einem Tisch saß.

Sie riefen ein- oder zweimal nach ihm, aber er hörte sie nicht.

Der jüngste Bruder öffnete die Tür und endlich bemerkte sie der alte Mann, er schien tief in seinen Gedanken gewesen zu sein.

Anstatt sie zu begrüßen oder zu verjagen, führte er sie in einen großen Saal, in dem ein langer Tisch stand.

Der lange Tisch war mit allerlei Leckereien gedeckt.

„Willkommen in meinem Schloss“, sagte der alte Mann dann, „ich habe schon lange kein Besuch mehr gehabt. Esst euch ruhig satt, ruht euch aus und morgen will ich euch etwas zeigen.“

Als sie gegessen und getrunken hatten, führte er jeden von ihnen in sein Schlafgemach.

Am nächsten Morgen präsentierte er den drei Brüdern drei Aufgaben, die sie lösen mussten, um einen tollen Preis zu gewinnen.

„Wenn ihr die drei Aufgaben lösen könnt, werdet ihr als Helden in die Geschichte eingehen und ihr werdet reich sein. Aber es gibt …“

Die zwei älteren Brüder unterbrachen ihn. 

„Dann los, wir sind die geborenen Helden. Wir lösen jede der drei Aufgaben im Handumdrehen mit verbundenen Augen im Schlaf.“

Der alte Mann war ein wenig verdutzt, dass die zwei nicht mal den Haken wissen wollten.

Der jüngere Bruder verdrehte die Augen.

„Wie ihr wollt“, fuhr der alte Mann fort, „der älteste Bruder darf es zuerst probieren. Hier ist die Augabe Nr. 1: Im Wald, unter dem Moos, liegen tausend Perlen. Wenn du alle Perlen bis zum Sonnenuntergang findest, hast du die erste Aufgabe bestanden.“

Ohne zu zögern, machte sich der älteste Bruder auf den Weg und suchte den ganzen Tag nach den Perlen.

Als es Abend wurde und er nicht einmal hundert Perlen gefunden hatte, verwandelte er sich in eine Statue aus Marmor.

Da rief der zweitälteste Bruder empört: „Was soll das denn?! Du hast uns nicht gesagt, dass wir zu Marmor werden, wenn wir die Aufgabe nicht bestehen!“

Der alte Mann holte tief Luft und antwortete ihm: „Ihr habt mich ja auch nicht ausreden lassen. Jetzt ist es zu spät. Ihr habt die Regeln akzeptiert. Selber Schuld.“

Am nächsten Tag versuchte der zweite Bruder sein Glück. 

Aber auch ihm gelang es nicht, mehr als hundert Perlen zu finden.

Und als die Sonne untergegangen war, verwandelte auch er sich in Stein.

Während der jüngste Bruder am Abend im Bett lag, machte er sich große Sorgen.

Wie sollte er das nur schaffen? In was für ein Schlammassel hatten seine zwei älteren Brüder in da gebracht?

Dann war es so weit: jetzt musste der jüngste Bruder versuchen, die Aufgabe zu bestehen.

Er gab sich wirklich Mühe, aber als es Mittag wurde, hatte er nur eine Handvoll Perlen gefunden.

Verzweifelt setzte er sich auf einen umgefallen Baumstamm.

Und während er dort saß, kam der König der Ameisen, dessen Leben er gerettet hatte, mit hunderttausend Ameisen, um ihm zu helfen.

Es dauerte nicht lange, bis sie alle Perlen gefunden hatten und sie auf einen Haufen gelegt hatten.

„Sehr beeindruckend“, sagte der alte Mann, „aber das ist nur die erste Aufgabe von dreien. Jetzt pass auf, hier ist die zweite Aufgabe: Du musst den Schlüssel zum Schloss aus dem See fischen. Er liegt an der tiefsten Stelle, ganz in der Mitte. Du hast bis zum Sonnenuntergang Zeit.“

Also stapfte der jüngste Bruder eilig zum See.

Es war ein riesiger See.

Aber da er sich nicht auch in eine Marmorstatue verwandeln wollte, schwamm er zur Mitte des Sees und tauchte.

Und tauchte.

Und tauchte.

Ohne Erfolg.

Egal, wie sehr er sich anstrengte, er konnte den Grund einfach nicht erreichen.

Der See war zu tief.

Und langsam ging die Sonne unter.

Da kamen die beiden Enten, deren er Leben gerettet hatte, angeflogen.

Sie tauchten aus dem Flug in den See hinein, waren kurz verschwunden und tauchten dann direkt vor ihm wieder auf.

Sie schnatterten kurz und gaben ihm den Schlüssel zum Schloss.

Der jüngste Bruder schwamm zurück zum Ufer, wo der alte Mann bereits auf ihn wartete.

„Sehr beeindruckend“, sagte er, „aber das ist nur die zweite Aufgabe von dreien. Morgen erwartet dich die dritte Aufgabe und die ist mit Abstand die schwierigste.“

Am nächsten Morgen ging der jüngste Bruder in den Hof des Schlosses. Dort stand der alte Mann mit drei jungen Frauen.

„Das sind meine Töchter. Sie sehen alle gleich aus, wie du sehen kannst. Drillinge, ja. Und Prinzessinnen sind sie auch.“

Der jüngste Bruder verneigte sich leicht.

„Wie dem auch sei“, fuhr der alte Mann fort, „die dritte Aufgabe ist, die Prinzessin zu identifizieren, die heute Morgen Honig gegessen hat. Schaffst du das, wirst du unendlich reich sein, als Held bekannt sein und darfst dir eine meiner Töchter als Gemahlin aussuchen.“

Eine der Prinzessinnen räusperte sich.

„Papa, darüber haben wir geredet. Wir suchen uns selbst aus, wen wir heiraten und wen nicht. Wir sind kein Preis, den man gewinnen kann.“

Der jüngste Bruder musste kichern.

„Wie dem auch sei“, wiederholte der alte Mann fort, „die dritte Aufgabe ist, die Prinzessin zu identifizieren, die heute Morgen Honig gegessen hat. Schaffst du das, wirst du unendlich reich sein, als Held bekannt sein und … ja, das war’s.“

Die drei Prinzessinnen saßen auf einem Podest auf drei Stühlen.

Sie sahen wirklich komplett identisch aus.

Woher sollte der jüngste Bruder denn wissen, wer heute Morgen Honig gegessen hatte?

Dass er ihnen nicht näher als 3 Meter kommen durfte, machte die Aufgabe wirklich nicht leichter.

Da kam die Bienenkönigin angeflogen, deren Volk er vor dem Feuer gerettet hatte.

Sie summte langsam um alle drei Prinzessinnen herum, dann noch einmal und dann noch einmal.

Plötzlich flog sie zum jüngsten Bruder zurück, setze sich auf seine Schulter und flüsterte ihm die Antwort ins Ohr.

Als Bienenkönigin und Honigexpertin wusste sie genau, welche Prinzessin nach Honig roch und welche nicht.

Dann sprang er auf, streckte seinen Zeigefinger aus und rief: „Die Prinzessin in der Mitte hat heute Morgen Honig zum Frühstück“.

Da klatschte der alte Mann in die Hände.

„Sehr beeindruckend“, sagte er, „du hast alle Aufgaben bestanden. Jetzt hast du einen Topf voller Gold und wirst als Held bekannt werden. Und gleichzeitig hast du auch den Zauber dieses Schlosses gebrochen.“

Und mit diesen Worten wurden seine zwei älteren Brüder und die drei Pferde wieder lebendig.

„Kleiner Bruder, danke, dass du uns gerettet hast“, sagte der älteste Bruder und klopfte ihm auf die Schulter.

„Ja, danke! Aber jetzt lass uns schnell wieder nach Hause und weg von diesem komischen alten Mann, bevor er es sich anders überlegt und uns wieder in Statuen verwandelt“, sagte der zweitälteste Bruder.

Die drei Brüder stiegen auf die Pferde und ritten schnell davon, während die drei Prinzessinnen ihn zum Abschied winkten.

Hallo, ich bin Onkel Guido
… ich komme aus dem schönen Köln, bin selbst Vater und seit neustem auch Opa. :) Auf dieser Seite findest du Geschichten für Kinder und Erwachsene. Schön, dass du da bist!
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