Warum der Himmel so weit weg ist

Aus dem Volksmund
Aus dem Volksmund
Warum der Himmel so weit weg ist
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In diesem Volksmärchen aus Indien erfährst du, wer Schuld daran hat, dass der Himmel so weit weg ist und man ihn nicht mehr berühren kann. Viel Spaß!

Vor langer Zeit war der Himmel ziemlich niedrig.

Wenn du dich auf einen Stuhl gestellt und deine Hände so hoch wie möglich ausgestreckt hast, konntest du den Himmel berühren.

Zu dieser Zeit gab es weit am Horizont, wo der Himmel immer besonders niedrig war, ein Dorf.

In diesem Dorf lebte in einer kleinen, mit Stroh gedeckten Lehmhütte eine gebeugte alte Frau.

Die alte Frau hatte nichts anderes zu tun, also schrubbte und fegte sie ihre kleine Hütte den ganzen Tag lang.

Diese gebeugte Alte Frau war die älteste Frau in dem Dorf, vielleicht sogar die älteste Frau der Welt.

Sie war so alt, dass sie gar nicht mehr wusste, wie alt sie überhaupt war.

Die alte Frau lebte ganz allein in ihrer kleinen Lehmhütte, denn ihre Freunde und Familie waren entweder schon lange gestorben oder wegzogen.

Sie konnte nirgendwo hingehen und hatte niemanden, mit dem sie reden konnte.

Deswegen wirbelte sie den ganzen Tag lang in ihrer Hütte herum und putzte erst diese Ecke, dann jene, schrubbte diesen Teil des Bodens und fegte jenen.

Die gebeugte alte Frau dachte an nichts anderes mehr, als an immer mehr Möglichkeiten, ihre kleine Lehmhütte zu fegen und zu schrubben.

Eines heißen Sommers war das Land komplett ausgetrocknet.

Der Staub war überall: an den Bäumen, auf den Dächern der Hütten und Häuser, in den Kehlen und Augen der Menschen, ja, sogar in der Luft.

Überall im Dorf husteten und niesten die Menschen wegen des Staubes.

Sogar der arme alte Himmel wurde nicht verschont – er war so nah am Boden, dass ihn der kleinste Windhauch zum Husten brachte.

Auch die Hütte der alten Frau war mit Staub bedeckt.

Die alte Frau fegte und fegte und fegte ihre kleine Hütte mit ihrem Besen.

Sie fegte das Innere ihrer Hütte, sie fegte das Äußere ihrer Hütte, sie fegte die Eingangstreppe und sie fegte den Vorgarten.

Aber der Staub stieg überall um sie herum in großen braunen Wolken auf.

Und je mehr sie fegte und ihren Besen schwang, desto mehr Staub stieg von der Erde auf.

Der arme Himmel begann zu husten von dem ganzen Staub, den die alte Frau mit ihrem Besen aufwirbelte.

Der Staub wurde immer dichter, kitzelte ihn in der Nase und brachte den Himmel zum Niesen – ein großes Niesen wie ein Donner, das die ganze Welt erschütterte.

Die Menschen hielten sich die Hände über den Kopf und rannten erschrocken in ihre Häuser. 

Die alte Frau, die mittlerweile auch nicht mehr so gut hörte, bemerkte das Tohuwabohu kaum.

Sie zuckte mit den Schultern und fegte weiter mit ihrem Besen.

Die alte Frau fegte und fegte, der Himmel nieste und nieste – der Staub wurde unerträglich. 

Nun drang der Staub auch in seine Augen und ließ sie tränen – sodass große, schwere Regentropfen in den trockenen Staub unter ihm fielen.

Die gekrümmte Alte Frau bemerkte es kaum, bis schließlich ein großer, spritziger Regentropfen genau auf den Fleck fiel, den sie gerade gefegt hatte.

Die gekrümmte Alte Frau blickte zum Himmel und schrubbte den spritzigen Regentropfen weg.

Doch dann fiel ein weiterer Regentropfen und noch einer, bis ihre geschruppte Vordertreppe mit Regentropfen übersät war.

Das war mehr, als die alte Frau ertragen konnte.

Sie stand so gerade auf, wie sie es mit ihrem krummen Rücken noch konnte.

Dann schüttelte sie ihre Faust gegen den Himmel, damit er aufhörte, auf ihre schöne, saubere Treppe zu regnen.

Sie verfluchte den Himmel und drohte ihm, aber der arme alte Himmel konnte nicht aufhören zu regnen, denn seine Augen waren immer noch so voller Staub.

Schließlich war die gebeugte alte Frau so wütend, dass sie ihren Besen nahm und dem Himmel einen kräftigen Stoß verpasste.

Der Himmel nieste noch einmal kräftig und sprang ihr aus dem Weg.

Aber die gekrümmte alte Frau stieß ihren Besen weiter und weiter in den Himmel – wieder und wieder und wieder.

Schließlich konnte der Himmel es nicht mehr ertragen.

Der Staub, das Fluchen der alten Frau und vor allem ihren Besen, der ihn wieder und wieder und wieder stieß.

Niesend und hustend, donnernd und regnend, flog der Himmel hoch – hoch und weit weg.

Hauptsache, er kam außer Reichweite des Besens der alten Frau.

Der Himmel schwor, niemals wieder herunterzukommen.

Und das ist der Grund, warum der Himmel so hoch ist.

Selbst am Horizont, wo er die Erde zu berühren scheint, ist er immer noch hoch genug, um nicht von dem Besen der alten Frau berührt zu werden.

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