Alle im Dorf kannten die kleine rote Katze, die gern auf Fensterbänken saß und leise schnurrte.

Doch niemand ahnte, dass sich unter dem weichen Fell ein sehr kluger Fuchs verbarg.

Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.

...

Am Rand eines kleinen Dorfes lebte ein Fuchs.

Er war rot wie Herbstlaub.

Schlau wie der Wind.

Und neugierig wie kein anderer.

Doch dieser Fuchs war anders als die anderen Füchse im Wald.

Er liebte die Menschen.

Nicht ihr Essen.

Nicht ihre Hühner.

Sondern ihr Leben.

Er beobachtete sie oft aus sicherer Entfernung.

Wie sie morgens die Fenster öffneten.

Wie sie lachten.

Wie sie abends müde heimkamen und das Licht löschten.

„Was sie wohl drinnen machen?“, fragte sich der Fuchs.

Eines Abends saß er lange vor einem Haus und sah einer Katze zu.

Sie lag auf der Fensterbank.

Ganz ruhig.

Ganz selbstverständlich.

Niemand jagte sie weg.

Niemand hatte Angst vor ihr.

Da kam dem Fuchs eine Idee.

Eine sehr schlaue Idee.

Am nächsten Morgen sah man im Dorf eine neue Katze.

Sie war rot.

Sie hatte spitze Ohren.

Und einen buschigen Schwanz.

„Eine Katze mit einem besonders flauschigen Schwanz“, sagten die Menschen.

Der Fuchs lächelte innerlich.

Er setzte sich auf Fensterbänke.

Rollte sich auf Teppichen zusammen.

Tat so, als würde er schnurren.

Und hörte zu.

Er hörte Geschichten.

Sorgen.

Geheimnisse.

Er lernte, wann Menschen frühstückten.

Wann sie traurig waren.

Und wann sie einfach nur still sein wollten.

Der Fuchs merkte schnell:

Menschen waren gar nicht so anders als Füchse.

Auch sie suchten Wärme.

Sicherheit.

Und jemanden, der einfach da war.

Eines Abends saß der Fuchs bei einem kleinen Jungen im Zimmer.

Der Junge las ein Buch.

Der Fuchs tat so, als schliefe er.

„Ich wünschte, ich könnte so schlau sein wie du“, sagte der Junge leise zur vermeintlichen Katze.

Der Fuchs öffnete ein Auge.

Ganz kurz.

„Du bist schlauer, als du glaubst“, dachte er.

Und blieb still.

Nachts schlich der Fuchs zurück in den Wald.

Er erzählte den anderen Füchsen von den Menschen.

Von ihren Träumen.

Von ihren warmen Häusern.

„Und warum bleibst du nicht einfach ein Fuchs?“, fragte ein alter Fuchs.

Der rote Fuchs legte den Kopf schief.

„Weil man manchmal mehr versteht, wenn man jemand anderes ist.“

Eines Morgens bemerkte ein altes Mädchen etwas.

„Diese Katze“, sagte sie langsam, „die ist irgendwie … sehr schlau.“

Der Fuchs spürte ihr Blick.

Er wusste: Seine Zeit war fast vorbei.

In der nächsten Nacht blieb er im Wald.

Er kehrte nicht mehr zurück ins Dorf.

Aber manchmal sah man auf den Fensterbänken ein kleines rotes Funkeln.

Und manchmal dachten die Menschen, ihre Katze hätte kurz gezwinkert.

Vielleicht war es eine Katze.

Vielleicht ein Fuchs.

Vielleicht beides.

Und so lernte der Fuchs, dass man nicht immer zeigen muss, wer man wirklich ist.

Manchmal reicht es, neugierig zu sein und freundlich zuzuhören.

Denn wer das kann, gehört überall ein bisschen dazu.