Ferdi, der schlaue Fuchs, mag keine Umwege und sucht immer nach dem schnellsten Weg. Als er versucht, den Fluss auf eigene Faust zu überqueren, lernt er eine wichtige Lektion über Geduld und Sicherheit. Doch bald merkt er, dass kluge Entscheidungen nicht nur ihm selbst, sondern auch anderen helfen können.
Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.
...
Am Rand eines dichten Waldes lebte ein schlauer Fuchs namens Ferdi.
Ferdi war bekannt für seine schnellen Beine, seinen scharfen Verstand und seine Ungeduld.
Er mochte es nicht, lange zu warten oder Umwege zu gehen.
Alles musste schnell und effizient erledigt werden.
Jeden Tag musste Ferdi einen breiten Fluss überqueren, um auf der anderen Seite nach Nahrung zu suchen.
Dort gab es eine Lichtung, auf der die saftigsten Beeren wuchsen und viele Mäuse zwischen den Wurzeln huschten.
Der einzige sichere Weg über den Fluss war eine alte Holzbrücke, die vor vielen Jahren von den Tieren des Waldes gebaut worden war.
Die Brücke knarrte und schwankte leicht, doch sie hielt stand.
Ferdi ärgerte sich jedes Mal, wenn er sie überquerte.
„Diese Brücke ist viel zu langsam für mich!“, schimpfte er oft.
„Ich verliere jeden Tag wertvolle Zeit!“
Er beobachtete, wie andere Tiere geduldig und vorsichtig über die Brücke gingen.
Der Dachs, die Rehe, selbst die kleinen Igel – alle nutzten die alte Holzbrücke, weil sie wussten, dass sie sicher war.
Aber Ferdi wollte einen besseren, schnelleren Weg.
Eines Tages, als er am Fluss entlanglief, entdeckte er eine Reihe großer Steine, die aus dem Wasser ragten.
„Perfekt!“, dachte Ferdi.
„Ich werde einfach von Stein zu Stein springen und so Zeit sparen.“
Er stellte sich vor, wie er mit einem eleganten Satz über den Fluss hüpfen würde, während die anderen Tiere noch langsam über die alte Brücke trotteten.
„Warum ist noch niemand auf diese geniale Idee gekommen?“ prahlte er laut, obwohl niemand in der Nähe war.
Am nächsten Morgen wollte er seinen Plan in die Tat umsetzen.
Er lief mit voller Geschwindigkeit auf den ersten Stein zu und sprang.
Der Stein war glatt und rutschig vom Wasser.
Ferdi verlor sofort das Gleichgewicht.
Platsch!
Mit einem lauten Geräusch fiel er ins kalte Wasser.
Erschrocken japste er nach Luft und paddelte hektisch, um ans Ufer zu gelangen.
Als er endlich an Land kroch, war sein Fell klitschnass und schwer.
„Brrr, das ist ja schrecklich!“ jammerte er.
Während er sich das Wasser aus dem Fell schüttelte, hörte er plötzlich eine Stimme.
„Hast du die Brücke vergessen?“
Es war eine alte Schildkröte, die langsam am Ufer entlangspazierte und ihn schmunzelnd ansah.
„Ich wollte einen schnelleren Weg nehmen“, erklärte Ferdi trotzig.
Die Schildkröte nickte weise.
„Aber manchmal ist der sichere Weg der beste, auch wenn er länger dauert.“
Ferdi schaute hinüber zur alten Brücke, die ruhig über das Wasser führte.
Langsam trottete er darauf zu, setzte vorsichtig eine Pfote vor die andere und erreichte sicher das andere Ufer.
Er blickte zurück zu den glitschigen Steinen im Wasser und musste zugeben, dass er sich geirrt hatte.
Aber das wollte er natürlich nicht so leicht zugeben.
„Nun ja“, murmelte er.
„Vielleicht ist die Brücke doch nicht so schlecht…“
Von diesem Tag an überlegte Ferdi zweimal, bevor er eine Abkürzung suchte.
Er beobachtete die anderen Tiere genauer und erkannte, dass manchmal Geduld und Sicherheit wichtiger sind als Schnelligkeit.
Eines Morgens, als er wieder den Fluss überqueren wollte, bemerkte er einen kleinen Hasen, der nervös am Ufer hin und her sprang.
„Was ist los?“ fragte Ferdi.
Der Hase schaute verzweifelt auf die Brücke.
„Ich bin noch nie über die Brücke gegangen“, sagte er leise.
„Sie knarrt so laut, und ich habe Angst, dass sie unter mir zusammenbricht.“
Ferdi erinnerte sich an sein eigenes Missgeschick mit den Steinen.
Er wusste nun, dass die Brücke sicher war – aber für den kleinen Hasen war sie ein großes Hindernis.
„Komm, ich zeige dir, dass sie hält“, sagte Ferdi und setzte vorsichtig eine Pfote auf die Brücke.
„Wenn ich darüber laufen kann, kannst du es auch.“
Der Hase zögerte, aber als Ferdi ruhig über die Planken tappte, folgte er vorsichtig.
Die Brücke knarrte, doch sie hielt.
Schritt für Schritt überquerten sie gemeinsam den Fluss.
Auf der anderen Seite angekommen, strahlte der Hase.
„Danke, Ferdi! Ohne dich hätte ich mich das nie getraut.“
Ferdi nickte zufrieden.
Er hatte nicht nur etwas Wichtiges gelernt, sondern konnte nun auch anderen helfen.
Und so wurde er nicht nur für seine schnellen Beine bekannt, sondern auch für seine klugen Entscheidungen.
Moral der Geschichte:
Nicht jeder schnelle Weg ist der beste – manchmal ist es klüger, sicher und bedacht voranzugehen. Und manchmal hilft es, anderen den richtigen Weg zu zeigen.
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Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.
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