

Als der erste Schnee fällt, staunt der kleine Fuchs Filou über das weiße Glitzern im Wald.
Doch dann entdeckt er eine Schneeflocke, die anders ist als alle anderen – und erfährt, was wahre Wintermagie bedeutet.
Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.
...
er Winter kam still.
Eines Morgens wachte Filou auf und bemerkte, dass die Welt leiser war als sonst.
Kein Rascheln der Blätter, kein Zwitschern der Vögel – nur Stille.
Er trat vor seine Höhle und staunte.
Alles war weiß.
Schnee bedeckte den Boden, die Äste und selbst seinen Lieblingsbaum am Bach.
Filou streckte die Pfote aus, und eine kleine Flocke landete darauf.
Sie glitzerte wie ein winziger Stern.
„Oh!“, flüsterte er. „Wie schön du bist.“
Die Flocke schmolz langsam in seiner Wärme, und Filou lächelte.
Er hob den Blick und sah, wie hunderte, ja tausende Schneeflocken tanzten.
Sie wirbelten durch den Wald, fielen auf Moos, Steine und Tannenzweige.
Filou rannte los, sprang in den Schnee und lachte laut.
„Wie weich das ist! Und so kalt!“
Er rollte sich, schnupperte und hinterließ kleine Pfotenabdrücke, die aussahen wie Muster auf einem weißen Teppich.
Doch dann bemerkte er etwas.
Mitten in der Luft schwebte eine Schneeflocke, die nicht fiel.
Sie glitzerte stärker als alle anderen.
„Was bist du?“, fragte Filou.
Die Flocke drehte sich leicht und antwortete mit einer sanften Stimme:
„Ich bin Flina. Ich bin die erste Flocke des Winters.“
Filou staunte. „Du kannst sprechen?“
Flina kicherte. „Natürlich. Aber nur am allerersten Wintertag. Danach verlieren wir unsere Stimmen und schlafen im Schnee.“
Filou setzte sich und sah sie an. „Dann will ich dir zuhören, solange du wach bist.“
Flina flatterte langsam auf seine Nase.
„Der Winter bringt Ruhe in den Wald“, sagte sie leise. „Doch in dieser Stille entsteht etwas Neues. Jedes Jahr malen wir Flocken ein neues Bild auf die Welt – und du darfst heute der Erste sein, der es sieht.“
Filou schaute um sich.
Überall funkelte der Schnee.
„Es ist wunderschön“, flüsterte er.
„Weißt du, Filou“, fuhr Flina fort, „manchmal denken die Tiere, der Winter sei kalt und traurig. Aber er ist auch die Zeit, in der Träume ruhen, damit sie im Frühling neu erwachen.“
Filou nickte langsam. „Dann ist der Winter also so etwas wie ein großes, stilles Versprechen.“
Flina glühte kurz auf. „Ganz genau.“
Ein Windstoß kam, und Filou versuchte, sie festzuhalten.
„Bleib noch ein bisschen!“
„Ich muss gehen“, hauchte sie. „Meine Zeit ist kurz. Aber ich hinterlasse dir etwas.“
Ein kleines, helles Licht glitt von ihr herab und landete auf Filous Fell.
„Was ist das?“, fragte er.
„Ein Stück Winterzauber. Wenn du je das Gefühl hast, dass alles still und leer ist – erinnere dich an das Licht in dir.“
Dann drehte sich Flina ein letztes Mal und verschwand in der Schneeluft.
Filou blieb lange stehen.
Er sah, wie der Wind neue Flocken brachte, jede mit ihrer eigenen Form, jeder einzigartig.
Er lächelte.
„Danke, Flina. Ich werde dich nicht vergessen.“
Dann grub er sich in den Schnee, ließ die Kälte an sich herankommen und spürte doch Wärme in seinem Herzen.
Und während der Wald in weichem Weiß schlief, leuchtete Filous Fell in der Dämmerung – ganz leicht, wie von einem geheimen Zauber berührt.
Und der Winter begann mit einem Lächeln.

Auf dieser Webseite findest du tolle Geschichten zum Vorlesen für kleine und große Kindern. Entweder einfach zwischendurch zum Entspannen oder abends als „Gute Nacht“-Geschichte, diese kindergerechten Geschichten passen immer.
Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.
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