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Es war einmal ein Hahn, der lebte auf einem Bauernhof.

Er war der einzige Hahn inmitten vieler Hennen.

Die Hennen waren sehr fleißig und legten jeden Tag ein Ei.

Der Hahn schritt majestätisch von hier nach da und ließ es sich gut gehen.

Kein Hahn war so prächtig anzuschauen wie dieser.

Sein Gefieder war bunt wie nie eins zuvor.

Der Glanz seiner Schwanzfedern wurde nur durch das leuchtende Rot seines Kammes übertroffen.

Sein Körper überragte alle Hennen um ihn herum.

Seine Stimme übertönte das Gackern der Hennen.

Und sein Kikeriki war weit über die Grenzen des Bauernhofes zu hören.

Der Hahn besaß eine besondere Gabe.

Stolz verkündete er: „Nur ich, und niemand anders, kann jeden Morgen mit seinem klangvollen Kikeriki den Tag zum Erwachen bringen.“

Und tatsächlich:

Jeden Morgen, wenn alle Hennen noch schliefen, streckte der Hahn seinen Hals vor.

So weit, wie es ihm möglich war.

Zuerst hob er seinen Kopf vorsichtig an, zu krähen.

Dann lauter. Und noch einmal.

Der Hahn krähte mit ganzer Kraft sein Kikeriki in die Welt hinaus.

Es klang nicht schön, aber die Sonne zeigte sogleich ihre ersten Strahlen.

Der Tag konnte beginnen.

Niemals war es anders.

Auf ihren Hahn konnten sich die Hennen verlassen.

Beim ersten Hahnenschrei öffneten sie ihre Augen und wussten, dass der Tag erhellt war. 

Die Hennen waren stolz, so einen schönen und wichtigen Hahn zu haben.

Die Hennen schätzten die Begabung ihres Hahnes und sorgten für ihn, so gut sie es konnten.

Sie hielten am Tag in der Suche nach Essbarem ein und machten dem Hahn gackernd Platz, wenn er an ihnen vorbei stolzierte.

Sie überließen ihm in der Mittagshitze die schattigsten Ecken zum Ausruhen.

Sie scharrten für ihn die fettesten Würmer hervor und legten die reichhaltigsten Körner für ihn beiseite.

Was wären sie ohne ihren Hahn, dachten die Hennen. Schrecklich der Gedanke, ohne sein Kikeriki, den Tag in der Dunkelheit verbringen zu müssen.

Jede der Hennen wusste, sie würde ohne das Licht der Sonne zugrunde gehen.

Und alle hatten Angst vor der Dunkelheit.

Eines Abends geschah das Schreckliche: Der Hahn hatte eine Mandelentzündung.

Die Halsschmerzen plagten ihn so sehr, dass er nicht das leiseste Kikeriki hervorbringen konnte.

So sehr er sich auch bemühte, kein Ton kam aus seiner Kehle.

Die Hennen waren sehr besorgt.

Sie gackerten aufgeregt die ganze Nacht hindurch. 

Die Angst vor dem nächsten Morgen machte sich breit. Sie fürchteten die Dunkelheit und wussten keinen Rat.

Die Hennen versuchten zu krähen.

Aber auch wenn sie sich anstrengten wie noch nie zuvor, sie brachten nur ein klägliches „Dok, dok, dok“ hervor.

Kein einziges Kikeriki wollte ihnen gelingen.   

Die Hennen hockten sich im Stall eng aneinander.

Dicht an dicht gedrängt, hofften sie Schutz zu finden.

Die Sonne würde ohne das Kikeriki des Hahnes den Tag nicht erhellen.

Keine der Hennen würde ohne das Licht der Sonne Würmer und Körner finden.

Sie würden jämmerlich verhungern müssen.

Kein einziges Ei würde die Bäuerin in den Nestern finden.

Niemals mehr.

Erschöpft und traurig schliefen sie ein.

Als eine der Hennen vorsichtig ihre Augen öffnete, glaubte sie zu träumen.

Was war das?

Durch einen Spalt an der Tür hatte sie einen hellen Schein entdeckt.

Sacht schubste sie ihre Nachbarin an.

Diese stupste ihre Nachbarin nächste, bis alle Hennen wach waren. 

Sie trauten ihren Augen nicht.

Was war geschehen?

Die Sonne schickte ihre Strahlen durch das Fenster.

Der Tag hatte begonnen.

Die Hennen rannten aufgeregt ins Freie und gackerten vor Glück durcheinander.

Ein Wunder war geschehen. Oder doch nicht?