Tim ist ein mutiger Junge und Tina ist ein kleiner Angsthase. Zumindest, wenn man Tim fragt. Ob das aber wirklich die Wahrheit ist, erfährst du in dieser Geschichte.

…

Tim war schon 4 Jahre alt und besuchte den Kindergarten. 

Die Erzieherin Frau Müller hatte schon vor einigen Wochen angekündigt, dass alle Kinder bald gemeinsam eine Nacht im Kindergarten verbringen würden. 

Tim hatte sich schon sehr auf diese Abenteuernacht gefreut. 

Und an diesem Abend sollte es nun endlich so weit sein. 

Neben seinem Lieblingsschlafanzug und einem Schlafsack packte Tim auch eine Taschenlampe in seine Tasche, denn es sollte auch eine Nachtwanderung stattfinden.

Denn nicht weit von dem Kindergarten gab es einen düsteren Wald. 

Klar, allein hätte sich Tim niemals getraut, bei Dunkelheit in den Wald zu gehen. 

Aber mit den anderen Kindern und den vielen Taschenlampen, die alle mitbrachten, hatte er gar keine Angst. 

Im Gegenteil, er lachte sogar über die kleine Tina, die trotzdem große Angst hatte und zunächst nicht mitgehen wollte.

Tim sagte sogar zu ihr, dass sie ein „kleines Angsthäschen“ sei.

Nun war es also soweit.

Nach Einbruch der Dunkelheit zogen die Kinder mit Frau Müller los. 

Ohne eine Taschenlampe hätte man die eigene Hand vor Augen kaum sehen können.

Der Mond und die Sterne hatten sich hinter dicken, dunklen Wolken versteckt und der Lichtstrahl der Taschenlampen reichte nur wenige Meter.

Als die Kinder im Wald um eine Ecke bogen, fiel das schwache Licht auf etwas Seltsames.

Es war lang und groß und lag mitten auf dem Waldweg. 

Tim blieb sofort stehen und rief aufgeregt: „Frau Müller, Frau Müller, kommen Sie schnell her. Da liegt ein Monster auf dem Weg. Wir müssen sofort weg von hier!“

Es sah wirklich so aus, als würde vor den Kindern tatsächlich ein Monster auf dem Weg liegen. 

Da waren ein Maul und ein Schwanz zu erkennen, aber es bewegte sich nichts.

Vielleicht lauerte es ja gerade und wartete nur darauf, aufzuspringen und alle aufzufressen.

Plötzlich fing ausgerechnet Tina an, laut zu lachen.

Sie löste sich aus der Gruppe und ging mutig auf das Monster zu.

Die anderen Kinder hielten den Atem an.

Voller Angst rief Tim: „Nein, Tina, Stop! Das kannst du doch nicht machen! Das Monster wird dich fressen!“

Tina leuchtete das Monster mit ihrer Taschenlampe direkt an. 

Nun konnten alle Kinder sehen, was dort wirklich auf dem Weg lag. 

Es war nur ein umgestürzter Baum. 

Zwei dicke abgebrochene Äste wirkten in der Dunkelheit tatsächlich wie ein Maul und der Stamm wie der Schwanz eines Monsters. 

Alle Kinder lachten erleichtert, aber Tim schämte sich, weil er sich vor einem Baum gefürchtet hatte. 

Sein Gesicht lief knallrot an.

So rot, dass man es sogar im Dunkeln ohne Taschenlampe erkennen konnte.

Frau Müller sagte: „So, das war genug Abenteuer für heute, Kinder. Es ist schon spät und die Wanderung war aufregend genug. Wir gehen zurück zum Kindergarten.“ 

Und so machten sich die Kinder gemeinsam mit Frau Müller auf den Rückweg. 

In der Zwischenzeit hatten sich die Wolken verzogen.

Der Mond und die Sterne leuchteten auf dem Rückweg so hell, dass die Kinder sogar das Licht ihrer Taschenlampen ausmachen konnten.

Als alle Kinder wieder zurück im Kindergarten waren, machten sie es sich auf ihren Matratzen bequem. 

Tim lag neben Tina und sagte kleinlaut zu ihr: „Von uns beiden bin ich der Angsthase. Es tut mir leid. Ich wünsche dir eine gute Nacht und schöne Träume. Aber hoffentlich träumst du nicht von Monstern.“

Tina nahm die Entschuldigung an.

Dann Sie lächelten einander an und schliefen glücklich ein.