Manchmal braucht es nur ein kleines bisschen Mut, um etwas Großes zu schaffen.
Emil hat Angst vor dem Zahnarzt – doch als sein erster Wackelzahn raus muss, erlebt er eine Überraschung.
Eine herzerwärmende Geschichte über Ängste, Vertrauen und den Zauber des ersten Zahnverlusts.
Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.
...
Es war ein ganz besonderer Tag für Emil.
Seit Tagen wackelte sein erster Milchzahn, und heute sollte er endlich raus.
Emil war sieben Jahre alt, mochte Gummibärchen, Fußballspielen und Drachen – aber eines mochte er ganz und gar nicht: zum Zahnarzt gehen.
„Was ist, wenn es weh tut?“, fragte er beim Frühstück mit sorgenvollem Blick.
Mama lächelte beruhigend.
„Der Doktor ist ganz vorsichtig. Und danach bekommst du vielleicht sogar eine Überraschung.“
Emil runzelte die Stirn.
„Ich hätte lieber gar keine Überraschung und dafür keinen Zahnarzt.“
Trotzdem zog er seine Lieblingsjacke an – die mit dem Dino auf dem Rücken – und stieg mit Mama in die Straßenbahn.
Sein Bauch kribbelte wie eine aufgeregte Brause.
In der Praxis roch es nach Zahnpasta und frischen Äpfeln.
„Hallo Emil!“, sagte die freundliche Zahnarzthelferin. „Komm, du bist gleich dran.“
Emil setzte sich auf den Wartezimmerstuhl und hielt Mamas Hand ganz fest.
Sein Blick wanderte zu einem großen Plakat mit lachenden Zähnen.
„Bestimmt tun die nur so fröhlich“, murmelte er.
Dann wurde sein Name aufgerufen.
„Ich geh mit dir“, sagte Mama.
Emil nickte tapfer.
Im Behandlungszimmer wartete schon Dr. Sommer, ein älterer Zahnarzt mit weißem Bart und warmem Lächeln.
„Na Emil, was wackelt denn da in deinem Mund?“
Emil machte den Mund auf – ein kleines bisschen.
„Ah, ich sehe schon – das ist ja ein richtiger Wackelchampion!“
Dr. Sommer schob Emils Stuhl ganz langsam nach hinten.
Die Lampe leuchtete warm, nicht zu grell.
„Wir zählen bis drei. Und dann schnipp – ist der Zahn draußen.“
„Wirklich? So einfach?“
„Versprochen. Ich bin nämlich nicht nur Zahnarzt, ich bin auch ein echter Wackelzahn-Zauberer.“
Emil hielt die Luft an.
„Eins… zwei… drei!“
„Schnipp!“
Emil blinzelte.
„War’s das schon?“
Dr. Sommer hielt den kleinen Zahn in einem Glitzer-Döschen.
„Willkommen in der Zahn-Zaubersammlung!“
Emil staunte.
„Das hat gar nicht wehgetan!“
„Ich hab’s dir doch gesagt“, flüsterte Mama stolz.
Dr. Sommer reichte Emil ein kleines Geschenk.
„Für deinen Mut. Und damit du deinen Zahn gut aufbewahren kannst – vielleicht kommt ja heute Nacht die Zahnfee vorbei.“
Auf dem Heimweg fühlte sich Emil wie ein Held.
Er hielt das Döschen fest in der Hand und überlegte, wie wohl die Zahnfee aussieht.
Zuhause erzählte er Papa alles – mit voller Wackelzahn-Energie.
Und als er abends ins Bett ging, legte er das Döschen unter sein Kopfkissen.
„Mama?“, fragte Emil leise.
„Ja, mein Schatz?“
„Kann ich morgen wieder zum Zahnarzt gehen?“
Mama lachte.
„Vielleicht lieber erst, wenn der nächste Zahn wackelt.“
Emil nickte zufrieden.
Und während er einschlief, träumte er von einer kleinen, glitzernden Zahnfee mit Dino-Flügeln.
Auf dieser Webseite findest du tolle Geschichten zum Vorlesen für kleine und große Kindern. Entweder einfach zwischendurch zum Entspannen oder abends als „Gute Nacht“-Geschichte, diese kindergerechten Geschichten passen immer.
Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.
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P.S.: Du kannst Onkel Guidos Geschichten auch auf den folgenden Plattformen anhören.