Kennst du Hilda, die kleine neugierige Fledermaus?
Eines Abends fliegt sie einer frechen Fliege hinterher – und verirrt sich dabei an einen ganz seltsamen Ort, an dem sie noch nie zuvor war.
Dunkel, kalt und voller merkwürdiger Geräusche: eine Tiefgarage!
Ob sie wohl wieder hinausfindet?
Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.
...
Hoch oben zwischen den Baumwipfeln, unter einem moosbedeckten Dach aus alten Dachziegeln, wohnte die kleine Fledermaus Hilda.
Hilda war kein gewöhnliches Fledermausmädchen – sie war besonders neugierig und hatte eine flinke Nase für Abenteuer.
„Ich flieg nur mal eben eine kleine Runde!“, rief sie eines Abends ihren Eltern zu, als die Sonne gerade hinter den Hügeln verschwand und der Himmel in Orangetönen glühte.
Ohne auf eine Antwort zu warten, schwang sie sich in die Lüfte.
Die Luft war warm und roch nach feuchtem Laub und blühenden Nachtblumen.
Hilda summte leise vor sich hin, während sie elegant durch die Dämmerung flatterte.
Plötzlich huschte etwas Kleines und Glänzendes an ihr vorbei.
„Eine Fliege!“, rief Hilda begeistert. „Und was für eine Freche!“
Denn die kleine Fliege, schillernd grün und blitzschnell, flog ganz dicht an Hildas Nase vorbei und drehte ein paar neckische Loopings.
„Dich krieg ich!“, rief Hilda lachend und nahm die Verfolgung auf.
Die Fliege zischte in engen Kurven durch die Bäume, über eine Hecke und dann – schwupps! – direkt durch einen engen Durchgang in ein großes, dunkles Gebäude.
Hilda folgte ihr ohne nachzudenken.
„Warte!“, rief sie noch, doch die Fliege war bereits verschwunden.
Es war kühl und roch nach Gummi, Beton und ein bisschen nach Öl.
Hilda flatterte einige Runden durch die hohen, grauen Wände und merkte plötzlich:
Die Fliege war weg.
Sie blickte sich um.
„Wo bin ich denn hier gelandet?“, murmelte sie leise.
Es war still, nur ab und zu knarrte irgendwo ein Metalltor oder es klackerte eine ferne Leuchtröhre.
Hilda war in einer Tiefgarage.
Sie hatte so etwas noch nie gesehen.
Die Decken waren niedrig, die Wände kahl, und überall standen große, fremdartige Maschinen mit glänzenden Spiegeln und blinkenden Lichtern – Autos.
Sie flatterte langsam weiter.
Ihre Flügel erzeugten ein leises Rascheln im kalten Raum.
„Mama? Papa?“, rief sie zaghaft.
Keine Antwort.
„Hallo? Ist hier jemand?“
Wieder nur Stille.
Ein leichter Windhauch zog durch die Gänge, ließ lose Zettel flattern und ein paar Kiesel über den Boden rollen.
Hilda flog tiefer hinein.
„Vielleicht gibt es ja hinten einen Ausgang“, flüsterte sie.
Aber hinter jeder Ecke kamen nur neue Ecken, neue Autos, neue Schatten.
Die Luft wurde stickiger.
Hilda drehte sich im Kreis.
Ihre kleinen Krallen krallten sich an einer niedrigen Lampe fest.
„Ich hab mich verirrt“, hauchte sie.
Ihre großen Augen glänzten im matten Licht, und ein kleines Tränchen kullerte ihre pelzige Wange hinab.
„Ich wollte doch nur ein bisschen spielen“, schluchzte sie.
Da hörte sie plötzlich ein Geräusch.
Ein zartes Fiepen.
Dann noch eins.
„Hilda? Hildalein, bist du hier irgendwo?“, rief eine vertraute Stimme.
Hilda horchte auf.
„Onkel Fritzi?“, piepste sie vorsichtig zurück.
„Ja, mein Schatz!“, erklang es fröhlich. „Ich hab dich gehört!“
Und da kam er auch schon angeflattert – ein etwas rundlicher, gemütlich aussehender Fledermausonkel mit zerzaustem Fell und einer leicht schiefen Brille auf der Nase.
Neben ihm landete eine kleinere, sehr elegante Fledermausdame mit einem feinen Schal um den Hals.
„Tante Ingrid!“, rief Hilda überglücklich.
„Da bist du ja, meine Kleine!“, sagte Tante Ingrid sanft und nahm Hilda vorsichtig in die Flügel.
„Wir haben dich schon überall gesucht“, sagte Onkel Fritzi und schnaufte ein bisschen. „Seit einer Stunde flattern wir durch die Gegend.“
„Ich hab einer Fliege hinterhergejagt“, erklärte Hilda kleinlaut. „Dann war sie plötzlich weg. Und dann... wusste ich nicht mehr, wo ich bin.“
„Ach Kindchen“, sagte Tante Ingrid und lächelte, „das kann den Besten passieren.“
„Aber weißt du was?“, sagte Onkel Fritzi und zwinkerte ihr zu. „Du hast dir ein echtes Abenteuer ausgesucht.“
Hilda wischte sich die Tränen ab.
„Ich dachte, ich komme hier nie wieder raus.“
„Zum Glück kenn ich mich ein bisschen aus mit solchen Orten“, sagte Onkel Fritzi. „Komm, wir nehmen die Fledermaus-Hintertür.“
„Die was?“, fragte Hilda verblüfft.
„Na, den geheimen Luftschacht da hinten“, erklärte Tante Ingrid. „Den kennen nur ganz wenige. Er führt direkt ins Freie.“
Gemeinsam flatterten sie durch einen schmalen Gang, zwischen zwei Wänden hindurch und über ein paar rostige Rohre hinweg.
Am Ende war eine schmale Spalte in der Decke, durch die ein schwacher Lichtstrahl fiel.
„Da geht’s lang“, sagte Onkel Fritzi. „Einmal kräftig mit den Flügeln schlagen – und zack!“
Hilda blickte hinauf.
Sie atmete tief ein, spreizte ihre Flügel – und flog los.
Mit einem leichten Ruck glitt sie durch die Öffnung – und landete draußen.
Über ihr funkelten die Sterne, und der Mond stand rund und freundlich am Himmel.
Die Nachtluft war warm und roch nach Wiesen und feuchtem Holz.
„Endlich wieder draußen!“, rief Hilda und drehte eine fröhliche Runde.
„Gut gemacht“, lobte Tante Ingrid. „Du bist wirklich mutig.“
„Und ein bisschen unvorsichtig“, fügte Onkel Fritzi schmunzelnd hinzu.
„Ja“, sagte Hilda leise. „Aber ich hab was gelernt.“
„Und was?“, fragte Tante Ingrid.
„Dass man aufpassen muss, wo man hinfliegt. Und dass es gut ist, wenn man Familie hat, die einen sucht.“
Onkel Fritzi lachte. „Sehr gut erkannt.“
„Und vielleicht…“, fügte Hilda hinzu, „lass ich das nächste Mal die freche Fliege einfach frech sein.“
„Eine sehr weise Entscheidung“, sagte Tante Ingrid und strich Hilda über den Kopf.
„Und jetzt?“, fragte Hilda.
„Jetzt geht’s nach Hause“, sagte Onkel Fritzi. „Da wartet ein feines Nachtmücken-Buffet auf uns.“
„Juhuuu!“, rief Hilda und flatterte mit neuen Kräften los.
Gemeinsam flogen sie durch die laue Nacht, über Dächer und Bäume, zurück in ihr kleines Zuhause unter dem alten Ziegeldach.
Dort kuschelte sich Hilda ganz nah an ihre Eltern, die sie erleichtert empfingen.
„Ich hab euch lieb“, murmelte sie und gähnte.
„Wir dich auch, mein Schatz“, flüsterten Mama und Papa.
Und während draußen eine neue Nacht begann, schlief die kleine Fledermaus Hilda friedlich ein – mit einem Lächeln auf dem Gesicht und einem großen Abenteuer im Herzen.
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Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.
…
P.S.: Du kannst Onkel Guidos Geschichten auch auf den folgenden Plattformen anhören.