Johanna will keine Heldin sein

Onkel Guido
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Johanna will keine Heldin sein
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In dieser langen Geschichte lernst du Johanna kennen. Sie ist ein großer Bücherfan und hat gar keine Lust darauf, eine Heldin zu ein. Aber irgendwie kommt es dann doch ganz anders … was da wohl passiert? Finden wir es gemeinsam heraus!

Hör dir die Geschichte jetzt kostenlos an … oder scroll weiter runter, wenn du selbst lesen willst!

Johanna war eine ganz normale junge Frau, die nichts lieber tat, als Bücher zu lesen und mit ihrer Katze, Mimi, zu spielen.

Sie lebte mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder in einer kleinen Stadt und hatte ein paar Freunde, mit denen sie gelegentlich etwas unternahm.

An einem sonnigen Tag, als Johanna auf ihrer Veranda saß und ein Buch las, kam ein fremder Mann auf sie zu.

Er war in einen langen schwarzen Mantel gekleidet und trug einen Hut, der fast sein ganzes Gesicht verdeckte.

Johanna fühlte sich unwohl und wollte schnell zurück ins Haus gehen, aber der Mann bestand darauf, mit ihr zu sprechen.

Widerwillig und mit verschränkten Armen sagte sie, dass der Mann genau 17 Sekunden hatte, um zu erklären, was er von ihr wollte.

Der Fremde atmete tief ein und brabbelte los.

Er erklärte Johanna, dass sie die Auserwählte sei, die die Welt vor einer schrecklichen Gefahr retten könne.

Johanna stieß einen langen, gequälten Seufzer aus.

„Na toll“, sagte sie mit tonloser Stimme, „das hat mir gerade noch gefehlt, mehr Aufregung in meinem Leben. Lassen Sie mich bitte in Ruhe und suchen Sie sich eine andere Auserwählte. Ciao.“

Mit diesen Worten drehte Johanna sich um und schlug dem Fremden die Tür vor der Nase zu.

Der Mann schien unbeeindruckt zu sein.

Er zuckte mit den Schultern, drehte sich um und ging wieder weg.

Johanna grummelte noch etwas vor sich hin und fragte sich, wieso gerade sie ein Magnet für Verrückte war.

Am nächsten Tag wachte Johanna auf und statt des Sonnenlichtes, das sie normalerweise weckte, sah sie ein flackerndes Licht.

Sie schaute nach draußen und sah, dass die Stadt im Chaos versunken war.

Gebäude standen in Flammen und die Menschen rannten panisch umher.

Johanna rollte mit den Augen.

„Ist ja typisch. Ich wollte nur einen ganz ruhigen Tag haben und dann geht die Welt unter.“

Sie zog sich an und ging widerwillig nach draußen, um zu sehen, was los war.

Als sie durch die Straßen ging, sah sie, dass der seltsame Mann vom Vortag in der Mitte des Stadtplatzes stand – um ihn herum standen seltsame Kreaturen, die wie eine Mischung aus Alien und Tiger aussahen.

Johanna stieß einen verärgerten Seufzer aus.

„Das ist ja schlimmer als ein schlechter Science-Fiction-Film.“

Der Fremde entdeckte sie und rief ihr zu, dass diese Kreaturen böse Monster seien, die gekommen seien, um die Welt zu zerstören – und dass nur Johanna sie aufhalten könne.

Johanna konnte nicht glauben, was sie da hörte.

„Na klar, warum nicht? Wer könnte besser dafür geeignet sein als ein Mädchen, das 90 % ihrer Zeit mit Lesen verbringt?“, antwortete Johanna sarkastisch.

Aber der Fremde hörte sie gar nicht.

Er war damit beschäftigt, nicht von den Tiger-Aliens gefressen zu werden.

Johanna schaute ihm ein paar Sekunden bei dem Kampf zu und seufzte abermals.

So wenig Lust sie auch hatte, Johanna wusste, dass sie sich nicht einfach zurücklehnen und zusehen konnte, wie die Welt zerstört wurde.

Also kämpfte sie an der Seite des Mannes gegen die Monster.

Und, zu ihrer eigenen Überraschung, war sie eine richtig gute Kriegerin.

Die Kreaturen waren schleimig und stanken fürchterlich und die Geräusche, die sie machten, verursachten Johanna eine Gänsehaut.

„Wieso müssen es denn so eklige Monster sein? Wieso greifen denn keine kuscheligen Hamster an, die nach Blumen riechen?“, dachte sich unsere genervte Heldin, während sie mit den stinkigen Tiger-Alien-Monstern kämpfte.

Aber Johanna besiegte sie alle, mit gezielten Tritten und präzisen Kung-Fu-Schlägen.

Ihr kleiner Bruder wäre stolz auf sie.

Nachdem wieder Ruhe eingekehrt war, rümpfte Johanna ihre Nase und stapfte mürrisch wieder nach Hause.

Der Fremde winkte ihr zum Abschied und rief: „Danke für deine Hilfe, Johanna. Wir sehen uns dann morgen!“

Johanna drehte sich nicht mal um, als sie dem Fremden ruppig „Ich hoffe nicht“ antwortete.

Aber es kam, wie es kommen musste: am nächsten Tag, am übernächsten Tag, am überübernächsten Tag und auch an den Tagen danach, kam der Fremde bei Johanna vorbei und bat sie um Hilfe bei dem Kampf gegen die bösen Kreaturen, die die Welt bedrohten.

Johanna grummelte vor sich hin.

„Na toll. Genau das, was ich immer wollte – meine Zeit damit verbringen, Monster zu bekämpfen und die Welt zu retten. Ich will doch nur mein Buch zu Ende lesen!“

Aber sie wusste, dass sie das Problem nicht einfach ignorieren konnte.

Immerhin gab es keine neuen Bücher – und erst recht nicht die Ruhe, zu lesen – wenn die Welt untergegangen ist.

Also kämpfte sie weiter an der Seite des Mannes, aber sie fühlte sich nie heldenhaft dabei.

Für Johanna waren die Abenteuer eher etwas, was sie machen musste.

So wie Zähne putzen oder die Geschirrspülmaschine einräumen.

Sie vermisste ihr ruhiges Leben und wünschte sich oft, sie könnte einfach ihr Buch fertig lesen und mit Mimi spielen.

Eines Tages tauchte der Fremde wieder an Johannas Tür auf und sah diesmal ernster aus als je zuvor.

„Was ist denn jetzt los? Du siehst aus, als würde die Welt untergehen, also diesmal wirklich …“, fragte Johanna mit einem Seufzer.

Der Fremde sagte ihr, dass die letzte Schlacht bevorstehe und dass sie die Einzige sei, die den bösen Zauberer aufhalten könne, der hinter all dem Chaos stecke.

Johanna stieß ein genervtes Stöhnen aus. „Natürlich, es liegt wieder an mir. Kannst du nicht eine andere ‚Auserwählte‘ finden? Ich will keine Heldin sein, ich will einfach nur mein Buch zu Ende lesen!“

Der Fremde schaute sie mit einem Stirnrunzeln an und sagte nichts.

Johanna stampfte mit ihrem Fuß auf, aber sie wusste, dass sie keine andere Wahl hatte.

Also zog sie sich ihren Mantel an, nahm ihren ganzen Mut zusammen und folgte dem Fremden zum Schloss des Zauberers.

Das Schloss war dunkel und unheimlich, mit gewundenen Treppen und knarrenden Türen. 

Johanna lief ein Schauer über den Rücken, als sie durch die Gänge ging.

Sie fühlte sich wie in einem Horrorfilm.

Und Johanna mochte keine Horrorfilme.

Sie mochte historischen Romane.

Trotzdem kämpften die beiden Gefährten sich durch das Schloss, besiegten kleine und große Monster und lösten Rätsel, bis sie schließlich die Halle des Zauberers erreichten.

Der Raum war mit bedrohlichen Kerzen gefüllt und der Zauberer saß auf einem Thron aus Knochen.

„Ein Thron aus Knochen ist schon sehr klischeehaft, oder?“, flüsterte sie dem Fremden zu und kicherte.

Ein bisschen Angst hatte Johanna aber trotzdem.

Sie räusperte sich und gewann ihre Fassung zurück.

„So, so, so. Sieh mal, wer da ist. Der böseste Bösewicht persönlich.“

Der Zauberer grinste Johanna mit einem fiesen Grinsen an.

„Du bist also diejenige, die mir so viel Ärger bereitet hat.“

Johanna hob eine Augenbraue.

„Ich? Ich bin nur ein Mädchen, das in Ruhe gelassen werden will, aber das ist anscheinend zu viel verlangt. Ich mach’ dir einen Vorschlag: Du gehst dahin, wo du hergekommen bist und ich kann endlich mein Buch zu Ende lesen. Dann muss ich dich nicht besiegen und alle sind glücklich.“

Der Zauberer schaute sie verdutzt an, dann lachte er sein Bösewicht-Lachen.

„Ich bin viel zu mächtig für dich. Ich bin der Herrscher der Dunkelheit. Der fieseste aller Fieslinge. Der schrecklichste Schrecken. Du wirst mich nicht besiegen, kleines Mädchen.“

Johanna rollte mit ihren Augen, seufzte noch einmal und nahm ihre Kampfposition ein.

„Das werden wir ja sehen. Mach dich schonmal bereit, dass ein ‚kleines Mädchen‘ dir den Hintern versohlt.“

Und dann ging der Kampf los.

Sie kämpfte mit all ihrer Kraft gegen den Zauberer und setzte alle Fähigkeiten ein, die sie in den vergangenen Tagen erlernt hatte.

Die Magie des Zauberers war stark, und Johanna musste all ihren Verstand und ihre Kraft einsetzen, um seinen Zaubersprüchen auszuweichen.

So ging es eine Weile hin und her, aber am Ende gelang es Johanna, den Zauberer zu besiegen und die Welt zu retten.

Johanna brach seinen Zauberstab durch und zog ihm seinen Hut über die Nase.

Nachdem der Kampf vorbei war, fühlte Johanna ein Gefühl der Erleichterung in sich aufsteigen.

Sie hatte die Welt gerettet, aber sie war erschöpft und wünschte sich nichts sehnlicher, als in ihr normales Leben zurückzukehren.

Der Fremde dankte ihr für ihre Hilfe, sagte, dass er sich um den Rest kümmern würde und verabschiedete mit dem Versprechen, sie nie wieder zu belästigen.

Johanna kehrte nach Hause zurück und war froh zu sehen, dass alles wieder normal war.

Sie dachte oft an die Abenteuer, die sie erlebt hatte, aber sie war froh, dass diese Tage hinter ihr lagen.

Und trotz ihrer sarkastischen Einstellung konnte Johanna nicht anders, als stolz auf das zu sein, was sie erreicht hatte.

Sie hatte sich ihren Ängsten gestellt und die Welt gerettet, auch wenn das überhaupt nicht das war, was sie für ihr Leben geplant hatte.

Mit der Zeit lernte Johanna die ruhigen Momente in ihrem Leben immer mehr zu schätzen. 

Sie wusste, dass immer wieder Herausforderungen und Abenteuer auf sie zukommen würden, aber sie hoffte, dass diese wilden Tage weit, sehr weit in der Zukunft lagen.

So.

Und jetzt würde sie erst einmal ihr Buch fertig lesen.

Hallo, ich bin Onkel Guido
… ich komme aus dem schönen Köln, bin selbst Vater und seit neustem auch Opa. :) Auf dieser Seite findest du Geschichten für Kinder und Erwachsene. Schön, dass du da bist!
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